Landeseigener Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) BLB-Korruptionsaffäre flog in Bonn auf

Bonn · In der Korruptionsaffäre um den landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB), die nach dem Willen der Landtagsfraktionen von einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss unter die Lupe genommen werden soll spielt das Bonner Landesbehördenhaus an der Bundesstraße 9 eine zentrale Rolle: Dort kam der Stein ins Rollen und wuchs sich zu einer Ermittlungslawine aus, die seit 2010 die Wuppertaler Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Korruptionsverfahren auf Trab hält.

Ein Bonner Investor, der seinerzeit Interesse an dem landeseigenen Behördenhaus angemeldet und beim BLB ein Angebot abgegeben hatte, hatte bei der Bonner Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet und erklärt, er werde von einem Düsseldorfer Immobilienmakler erpresst. Der Mann habe sich an ihn gewandt und gedroht: Er werde ihn um drei Millionen überbieten, wenn er ihm nicht eine Million Euro zahle. Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelte gegen den heute 76-Jährigen, durchsuchte seine Räume und fand ein Stück Papier, das auf eine Verbindung des Verdächtigen zum damaligen und in der Folgezeit suspendierten BLB-Geschäftsführer Ferdinand Tiggemann hinwies. Und bei den Ermittlern den Verdacht weckte, den Beweis für eine Schmiergeldzahlung entdeckt zu haben.

Der heute 76-jährige Makler aus Düsseldorf erklärte unter dem Druck des Verfahrens: Tiggemann habe ihm den Tipp gegeben und ihn über das Angebot des Bonner Investors für das Behördenhaus informiert. Für die Ermittler der erste konkrete Hinweis auf einen landeseigenen Korruptionsskandal bei zahlreichen Bauvorhaben. Der 76-Jährige wurde zu 18 Monaten Haft verurteilt, und die Bonner Ermittler wurden aufgefordert, den Fall an die Wuppertaler Kollegen abzugeben. Auch für Ermittler im Bergischen blieb der 76-Jährige neben Tiggemann eine zentrale Figur in schmutzigen Spiel um Schmiergeld und Veruntreuung von Landesmitteln. Die Rede ist mittlerweile von einem dreistelligen Millionenbetrag.

Die Masche soll den Ermittlern zufolge immer dieselbe gewesen sein: Ex-BLB-Chef Tiggemann soll sein Wissen preisgegeben und gegen Schmiergelder verkauft haben. Mit dem Resultat: Die auf diese Weise bestens informierten Interessenten konnten die richtigen Angebote abgeben, Grundstücke kaufen - und mit kräftigem Aufschlag an den BLB weiterverkaufen. So soll es beim Landesarchiv in Duisburg, und in Köln bei der Fachhochschule und der Erweiterung des Polizeipräsidiums gelaufen sein. Und auch beim Verkauf des Landesbehördenhauses sollte der Geheimnisverrat den Protagonisten den Ermittlern zufolge Geld in die Taschen spülen. Und hätte es wohl auch, wenn der Bonner Investor nicht die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hätte.

Längst hat sich das Ermittlungsverfahren für die Wuppertaler Ermittler zu einem Großverfahren ausgewachsen: Ermittelt wird gegen insgesamt 26 Verdächtige, unter ihnen auch Tiggemann, der über seinen Anwalt die Vorwürfe zurückweisen ließ. Auch gegen den Düsseldorfer Makler wird nach wie vor wegen Korruptionsverdachts ermittelt, wie der Sprecher der Wuppertaler Staatsanwaltschaft, Wolf-Tilman Baumert dem GA bestätigte.

Dennoch hatte die Wuppertaler Staatsanwaltschaft den 76-Jährigen im September aus taktischen Gründen schon mal wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vor Gericht gestellt. Millionen aus Korruptionsgeschäften, die er kassiert und nicht versteuert haben soll. Doch die Hoffnung der Ermittler, dass der gute Bekannte Tiggemanns wie in Bonn auspackt und das vermutete Korruptionsgeflecht um den BLB aufdeckt, erfüllte sich nicht. Der 76-Jährige schwieg bis zum Prozessende und wurde schließlich zu vier Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. "Die Ermittlungen dauern an, ein Ende ist nicht absehbar", sagt Baumert.

Das Bonner Landesbehördenhaus ist immer noch im Besitz des BLB. Wie dessen Sprecher Hartmut Gustmann auf GA-Anfrage erklärte, hat die Bonner Universität Interesse angemeldet. "Es soll kurz- und mittelfristig als Interimsquartier im Sanierungsfall dienen, vor allem für das Unihauptgebäude." Bei der Uni werde überlegt, das Landesbehördenhaus auch langfristig zu nutzen.

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