Gremien sprechen sich für Sanierung aus Aufwind für Beethovenhalle

BONN · Die Beethovenhalle soll saniert und mindestens zu einer Multifunktionshalle "optimiert" werden, die Planungen dafür sollen jedenfalls in Auftrag gegeben werden.

 Vor allem die Kontrabassisten klagen über die schlechte Akustik auf der Bühne. Das aber, so der Experte Martijn Vercammen, könnte auch mit dem Bodenbelag der Bühne zusammenhängen.

Vor allem die Kontrabassisten klagen über die schlechte Akustik auf der Bühne. Das aber, so der Experte Martijn Vercammen, könnte auch mit dem Bodenbelag der Bühne zusammenhängen.

Foto: Volker Lannert

Eine endgültige Entscheidung über eine akustische Verbesserung des großen Saals soll erst dann erfolgen, wenn die Entscheidung über den Bau eines Festspielhauses gefallen ist. Das beschlossen gestern Abend die Mitglieder des Kultur-, des Betriebsausschusses, des Unterausschusses für Denkmalschutz sowie die Bezirksvertretung Bonn in einer gemeinsamen Sitzung nach gut vierstündiger Beratung.

Lediglich die SPD stimmte gegen den Beschluss. Sie hatte für eine reine Sanierung plädiert. Das sei schon teuer genug, argumentierte Ratsfraktionschefin Bärbel Richter, und das Einzige, was zu verantworten sei.

Damit sind die politischen Vertreter bereit, mindestens 56 Millionen Euro in die denkmalgeschützte Halle von 1959 zu investieren. Die aufwendige Sanierung der Außenanlage, die rund 2,5 Millionen Euro kostet, soll zunächst nur auf die Arbeiten begrenzt werden, die der Verkehrssicherungspflicht genügen.

Zuvor hatten die einzelnen Projektplaner die unterschiedlichen Maßnahmen und erforderlichen Arbeiten erläutert. Dringenden Handlungsbedarf sah Jörg Reintsema beim Brandschutz. Der spanische Architekt Nieto Sobejano, der geradezu für die Beethovenhalle schwärmte, stellte detailliert vor, welche Schäden und Mängel unbedingt beseitigt werden müssten. Vor allem an der Außenhülle, etwa der Sandsteinfassade, die teilweise schon abfällt, am Kupferdach sowie an den Flachdächern müsse dringend etwas getan werden. Stark beschädigt sei auch das blaue Glasmosaik im Restaurant. Eine Barrierefreiheit sei ebenfalls dringend vonnöten.

Einen großen finanziellen Raum nimmt vor allem ein möglicher Umbau des Studios zu einem Proberaum fürs Beethoven Orchester und zum Kammermusiksaal ein. Dafür muss der Boden abgesenkt werden. Das hat nicht nur akustisch-technische Gründe. Der Raum muss als Proberaum für ein Orchester auch höher sein.

Sehr lange diskutiert wurde der Vortrag von Martijn Vercammen. Der Experte für Schallschutz, Akustik und Bauphysik legte detailliert vor, welche Nachteile die Beethovenhalle heute hat und wie diese beseitigt werden könnten. Vercammen zeigte dem Ausschuss, aus welchen Gründen die besten Konzerthäuser der Welt zu ihrem Ruhm gekommen seien. Das liege insbesondere an der Geometrie des Saales.

Um die Beethovenhalle zu einem erstklassigen Konzertsaal für symphonische Musik zu machen, müsse man das Volumen vergrößern. Das gehe zwar einfacher, indem man das Dach anhebe. Dagegen sprächen indes denkmalpflegerische Bedenken. Daher habe man berechnet, den Saalboden drei Meter tiefer zu legen. Ein anderes Problem sei aber auch, dass die Beethovenhalle ungewöhnlich breit sei. So träfen die Schallwellen, durch die Seitenwände reflektiert, zu spät wieder im Saal ein.

Eine elektroakustische Nachhallanlage könne den Klang gerade einmal "etwas mehr als in homöopathischer Größe verbessern". Und diese Variante wäre mit etwa einer halben Million Euro in der beschlossenen Sanierungsvariante mit enthalten.

Für eine Überraschung sorgte Jörg Repschläger (Linke) mit einem Papier, nach dem das Theater Bonn eine weitere Expertise in Auftrag gegeben hat. Demnach soll ein Architekturbüro prüfen, unter welchen Umständen auf dem Gelände der Halle Beuel ein Orchesterprobenraum realisiert werden kann. Kulturdezernent Martin Schumacher bestätigte das. Das forderten "sämtliche Generalmusikdirektoren", die sich für Bonn bewerben, sagte er.

Angedacht sei, entweder den Alten Malersaal zu ertüchtigen oder abzureißen und neu zu bebauen. Laut Expertise soll das die Stadt 4,3 bis 4,6 Millionen Euro kosten.

Pro Beethovenhalle

Zur Diskussion um die Sanierung der Beethovenhalle sagt Hans Hinterkeuser, Geschäftsführer des Vereins Pro Beethovenhalle: "Wir äußern uns nicht zu den drei Varianten der Sanierungsplanungen, weil die Entscheidung hierüber beim Rat der Stadt liegt, setzen aber darauf, dass die notwendigen Beschlüsse zügig im Zeitplan getroffen und in die Wirklichkeit umgesetzt werden.

Es kann nicht Aufgabe der Stadt sein, ein privates Festspielhaus zu finanzieren, erst recht nicht auf Kosten der Beethovenhalle, die allzu lange vernachlässigt worden ist. Die Stadt Bonn ist verpflichtet, ein städtisches, hier sogar unter Denkmalschutz stehendes Gebäude zu erhalten und zu pflegen, völlig unabhängig von privaten Neubauüberlegungen. Wir halten es weder für legitim noch für sachdienlich, den Rat der Stadt in diesen Fragen unter Druck zu setzen."

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