Arbeiten zur Stabilisierung der alten Bastion 248 Löcher im Alten Zoll

BONN · Millimeter für Millimeter frisst sich der Bohrkopf mit Diamantenbesatz in den Alten Zoll. Kernbohrer Achim Wernicke treibt die Maschine mit der Hand immer weiter ins Innere, um auf die unterschiedlich harten Materialien Basalt, Trachit, Ziegel und Mörtel reagieren zu können.

Er und seine Kollegen schaffen so sechs Löcher pro Tag, insgesamt sind es 248. Sie dienen als Führungen für die bis zu 20 Meter langen Verankerungen, die das 1644 errichtete Bauwerk stabiler machen sollen.

"Früher hat man so gebaut, dass es hält. Nach heutigen Maßstäben können wir die Standsicherheit aber nicht garantieren, deshalb muss der Alte Zoll so aufwendig saniert werden", erklärt Ralf Paulus, Objektmanager beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW. Dass die Stützmauern mit ihren vier Metern Wandstärke zu dünn sind und auch viel schräger stehen müssten, stellten die Fachleute im vergangenen Jahr fest. "Angefangen hat es 2012 mit einer Routineuntersuchung und einem lockeren Stein, dann fanden wir Risse", sagt Karl-Heinz Müller vom BLB. Teile der Oberfläche hätten sich lösen können, weshalb der Alte Zoll verhüllt wurde. Aber auch die Statik hatte Mängel, die die Anker nun ausgleichen sollen. "Das Erdreich hat regelrechte Beulen in die Mauer gedrückt", so Paulus.

Ab Juli werden vier Zentimeter dicke Stahlpfähle nach einem speziellen Raster eingebohrt. Sie sind hohl und werden mit Zementmörtel ausgespritzt, der sich auch um die Anker verteilt. "Das hat denselben Effekt wie Stahlbeton", sagt Architekt Markus Sandner. Der Zeitplan sieht vor, zunächst die Wand am Brassertufer fertigzustellen, um die Straße wieder komplett für den Verkehr freizugeben. Erst danach folgen die beiden Flanken. Wegen des Vandalismus auf dem abgesperrten Gelände ist ein Sicherheitsdienst engagiert worden, der im nächsten halben Jahr 50 000 Euro kostet.

Weil das Bastionsbauwerk unter Denkmalschutz steht, wird alles originalgetreu restauriert. Die Anker werden von außen nicht zu erkennen sein, da sie eingelassen und unter der Oberfläche verschwinden werden. Der Detailreichtum geht soweit, dass auch dieselben Steinsorten wiederverwendet werden. Da es den Trachit vom Drachenfels aber nicht mehr gibt, muss er von der deutschlandweit einzigen Stelle im Taunus herangekarrt werden. Sogar die Steinplatten, die auf dem Plateau für Bohrungen des Kampfmittelräumdienstes entfernt wurden, hat man nummeriert eingelagert. Um zu überwachen, ob die Anker halten oder sich der Boden bewegt, lässt der BLB zudem ab Mitte Juni von oben Sensoren in den Alten Zoll ein. Mindestens drei Jahre sollen diese Messungen dauern.

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