Smartphone-Apps statt Studium 19-jähriger Bonner bringt Notruf-App auf den Markt

BONN · Wenn es etwas gibt, was Moritz Naatz hasst, dann sind es Regeln. Er ist kein Punk mit Irokesenhaarschnitt und Lederjacke, der gleich das ganze System umschmeißen will. Aber genauso wenig wie der Punk will Naatz sich sagen lassen, was er zu tun hat. Und vor allem: Was er tun kann. Naatz ist erst 19 Jahre alt, trotzdem hat er bereits ein eigenes Start-Up gegründet.

 Der 19-jährige Moritz Naatz und seine App: Sie bietet Nutzern die Chance, im Notfall Hilfe aus der Umgebung zu rufen.

Der 19-jährige Moritz Naatz und seine App: Sie bietet Nutzern die Chance, im Notfall Hilfe aus der Umgebung zu rufen.

Foto: Barbara Frommann

Seine Smartphone-App InstantHelp ermöglicht es Nutzern, einfach Notrufe abzusetzen und schnell Hilfe zu bekommen - von anderen Nutzern in der Umgebung. In der kommenden Woche geht seine App an den Start.

Nachdem Naatz im letzten Sommer sein Abitur am Beethoven-Gymnasium gemacht hatte, studierte er Wirtschaftsingenieurwesen in Aachen - eine zukunftsträchtige Branche, die einen sicheren Job und viel Gehalt verspricht. Trotzdem hielt der 19-Jährige es nicht ein einziges Semester an der Universität aus. "Das Studium war erst mal ganz okay, aber dann kam die Langeweile", sagt Naatz lapidar. Mit dem Gedanken, eine eigene App herauszubringen, spielte er schon seit einem halben Jahr. "Und dann hab' ich mich gefragt: Lerne ich jetzt lieber irgendwelche Formeln auswendig oder gründe ich mein eigenes Start-Up-Unternehmen? Das war eigentlich keine sehr schwierige Entscheidung."

Angst vor dem Risiko? Keine Spur. Also zog Naatz kurzerhand zurück zu seinen Eltern nach Bonn, kratzte sein Erspartes zusammen und engagierte drei Mitarbeiter, mit denen er die App produzierte. "Möglicherweise war das unvernünftig", sagt Naatz. Dennoch bereut er seine Entscheidung nicht. Das Lernen nach den Vorgaben anderer, so wie es an der Uni geschehe, liegt ihm nicht: "Dafür muss ich mich sehr überwinden. Jetzt sagt mir keiner, was ich tun soll." Darüber, dass sein Plan auch schiefgehen könnte, denkt der 19-Jährige nicht nach. "Und wenn doch, dann schlafe ich da eine Nacht drüber, und dann ist es auch wieder gut."

Moritz Naatz tritt locker und selbstbewusst auf. Er hat keine Angst vor dem Scheitern, warum dann vor der Presse? Ausschweifend und ohne Scheu spricht Naatz über sein Unternehmen und auch über sich selbst. Der 19-Jährige genießt sichtlich die Aufmerksamkeit, die ihm geschenkt wird. Er ist eine Rampensau, das gibt er gerne zu.

Denn auf sich selbst vertraut Naatz, im Zweifelsfall auch gegen alle Widerstände. Und er glaubt an seine Idee, so sehr, dass es ein wenig naiv erscheint. Sorgen über die Zukunft wischt der 19-Jährige beiseite: "Falls es nicht klappt, kann ich ja immer noch etwas anderes machen. Ich bin ja noch jung." Naatz brennt für sein Projekt, und seine Begeisterung ist ansteckend. Es ist der Drahtseilakt, der ihn reizt. "Das Risiko macht schließlich die Spannung aus."

Seine Eltern sahen das zu Beginn ganz anders. Es sei ein hartes Stück Arbeit gewesen, die beiden zu überzeugen. Trotzdem hätten sie ihn aber zu jeder Zeit unterstützt und stünden mittlerweile voll hinter dem Projekt. Dass er sich seine Idee nicht ausreden lassen würde, stand für ihn aber ohnehin von Beginn an fest. Dieses Selbstvertrauen erwächst nicht zuletzt aus dem Sport, der Moritz Naatz' große Leidenschaft ist. Letztes Jahr spielte er mit seinem Team um die deutsche Jugend-Volleyballmeisterschaft. Der Sport habe sein Leben verändert, sagt Naatz. In der Mannschaft habe er an Selbstsicherheit gewonnen. Seit Jahren macht Naatz fast täglich Sport. Dadurch ist an die Stelle früherer Zurückhaltung ein unerschütterliches Selbstvertrauen getreten.

Es sieht gut aus für Naatz. Seine App belegte bereits die vorderen Plätze bei mehreren Start-Up-Wettbewerben. Prognosen über die Zukunft will der junge Bonner aber noch nicht treffen. Es hänge alles davon ab, wie die App bei den Nutzern ankomme. Ganz gleich, wie die Sache für Naatz ausgeht: Man muss gespannt sein, was er als Nächstes plant. Sicher ist nur eines: Geht nicht, gibt's nicht.

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