Kirche Sankt Peter steht im Zentrum des 978 gegründeten Stifts Vilich Wo Adelheid begraben war

VILICH · "Von außen ist leider im Augenblick so gut wie nichts zu sehen", bedauert Michael Dörr. Die Stiftskirche Sankt Peter in Vilich ist komplett von einem Gerüst und großen Bauplanen umgeben - noch bis in den Herbst hinein werden sich die Bauarbeiten wohl ziehen: "Das Dach ist nach Ende des Zweiten Weltkriegs neu gedeckt worden.

 Pfarrer Michael Dörr mit der Heiligenskulptur Adelheids, an der sich die rechte Hand abnehmen lässt. Die Gebeine der Äbtissin sind allerdings verschollen.

Pfarrer Michael Dörr mit der Heiligenskulptur Adelheids, an der sich die rechte Hand abnehmen lässt. Die Gebeine der Äbtissin sind allerdings verschollen.

Foto: Leif Kubik

Ob es an der Qualität der damals zur Verfügung stehenden Baustoffe lag oder andere Gründe hatte. Jedenfalls war es marode und musste erneuert werden", bedauert der Pfarrer. Dörr ist im Seelsorgebereich "An Rhein und Sieg" zuständig für die Pfarreien Vilich, Vilich-Müldorf und Geislar.

Reparaturen und Umbauten sind ja bei einem Bauwerk aus dem Mittelalter nichts Besonderes - was mit dem romanischen Bau im 17. Jahrhundert geschah, jedoch schon. "Nur noch circa die Hälfte des ursprünglichen Baus ist erhalten", weiß Dörr und zeigt vom Eingang an der Ostseite auf die dahinter liegende Mauer: "Bis dort hinten reichte der Kirchenbau bis zu seiner Zerstörung im Truchsessischen Krieg 1583."

Die heutige Kirche Sankt Peter ist nur der "Rest" der großen dreischiffigen romanischen Stiftskirche, die 1030 anstelle zweier Vorgängerkirchen errichtet wurde. Nach den Kriegszerstörungen wurde dem verkürzt wieder aufgebauten Langhaus im Jahre 1700 der Barockturm vorangesetzt, durch den man bis heute die Kirche betritt.

Das Gotteshaus war zugleich Grabeskirche der ersten Äbtissin Adelheid und Wallfahrtskirche zu ihrer Verehrung. Davon zeugt heute noch das Grabmal der 1966 von Papst Paul VI. heiliggesprochenen Äbtissin im rechten Seitenschiff. "Die rechte Hand der Heiligenskulptur auf dem Sarkophag lässt sich abnehmen, um den Gläubigen eine intensivere Begegnung zu ermöglichen", erläutert Dörr.

Ein Grundriss wie der Kölner Dom

Die Ringkrypta des Gotteshauses entspricht in ihrem Grundriss genau denen des Kölner Doms und des Petersdoms in Rom. "Natürlich nicht in ihren Ausmaßen", so der Pfarrer weiter. Das war auch der Grund, warum die Kirche, die zunächst nach Cornelius und Cyprian benannt war, in Sankt Peter umbenannt wurde.

"Um das Jahr 1200 konnten die Pilger noch unterhalb des Chores am Schrein Sankt Adelheids vorbeigehen und so die Heilige verehren", erklärt Dörr kundig. Der gotische Chor wurde bereits 1280 vollendet und um das Jahr 1300 ist der Schrein dann in die Adelheidis-Kapelle verlegt worden.

"In den Wirren von Truchsessischem und Dreißigjährigem Krieg ist der Schrein aber dann irgendwann versteckt oder geraubt worden - so genau wissen wir das heute nicht mehr. Jedenfalls sind die Gebeine verschollen und die Wallfahrt nach Vilich ist weitestgehend erloschen", bedauert Dörr. Seit der Säkularisierung 1804 ist Sankt Peter nun Pfarrkirche von Vilich.

Geistiger und kultureller Mittelpunkt

Die Pfarre Sankt Peter ist die Urpfarre im rechtsrheinischen Bonn, sie erstreckte sich im Mittelalter vom Siebengebirge bis zur Sieg. Heute umfasst das Einzugsgebiet den alten Ortskern Vilich, den ständig wachsenden Ortsteil Neu-Vilich und den Ortsteil Vilich-Müldorf. Das 978 von den Eltern Adelheids gegründete Stift war Jahrhunderte hindurch der geistige und kulturelle Mittelpunkt der näheren und weiteren Umgebung.

Neben dem Grab der Heiligen Adelheid gehören die Steinskulptur Himmelskönigin mit Jesusknaben aus der Prager Parler-Bauhütte aus dem Jahr 1380, ein Triumphkreuz von Tilmann Heysacker aus der Zeit um 1500 sowie ein romanischer Taufstein aus der zerstörten Pauluskirche, eine Reliquienbüste Adelheids und die Glasfenster von Walter Benner zu den Kunstschätzen des bemerkenswerten Gotteshauses. Außerdem zeugen mehr als 20 uralte liturgische Gewänder von der historischen Bedeutung des Vilicher Stifts. Bei den Gottesdiensten sorgt eine Rieger-Orgel aus dem Jahr 1958 für die entsprechende musikalische Atmosphäre.

Die Kirche liegt an der Adelheidisstraße 8. Sie ist zu den Gottesdiensten und nach Absprache geöffnet. Kontakt über st.peter-bonn-vilich@t-online.de. Zum 1000. Todestag der Stadtpatronin Sankt Adelheid gibt es zahlreiche Veranstaltungen. Näheres unter www.adelheidjahr.de.

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