Landfahrerplatz in Beuel-Vilich Irische Traveller sorgen für Wirbel in Bonn

BONN · Für mächtig Aufsehen und Wirbel haben in den vergangenen Tagen rund 500 irische Traveller gesorgt, die auf dem Landfahrerplatz in Beuel-Vilich und der gegenüberliegenden Wiese Station gemacht haben und am Wochenende auch in der Bonner Innenstadt unterwegs waren. Von Anwohnern wurden die Landfahrer - auch Tinker oder Pavee genannt - kritisch beäugt und von der Polizei intensiv beobachtet.

Doch Vorkommnisse wie an anderen Orten, wo die Tinker zum Beispiel durch Zechprellerei und Tankbetrug aufgefallen waren, blieben laut Polizei aus. Das fahrende Volk präsentierte sich laut und trinkfest, ignorierte zuweilen auch das Rauchverbot in Gaststätten, war aber insgesamt unproblematisch, teilt die Polizei auf GA-Anfrage mit.

Deshalb war den Beamten die Anwesenheit der Gruppe am Sonntag auch keine Meldung im Polizeibericht wert. "Wir plädieren für Toleranz", sagte eine Sprecherin der Leitstelle. "Wir schreiten ein, wenn es nötig ist, aber bisher konnten wir uns mit den Personen immer arrangieren." Für die Polizei sei es nicht mehr als eine größere Ansammlung von Menschen.

Etliche Landfahrer waren am Samstag in größeren Gruppen in der Bonner Innenstadt unterwegs gewesen. Um sie unter Beobachtung zu halten und Präsenz zu zeigen, entschloss sich die Polizei, einen Zug der Bereitschaftspolizei aus Köln anzufordern, die ihre Dienstfahrzeuge am Bertha-von-Suttner-Platz parkten. Es blieb alles ruhig, und die Beamten mussten nicht einschreiten.

Allerdings gab es durchaus eine Reihe von Beschwerden, vor allem wegen Ruhestörung. "Das größte Problem mit dieser Gruppe ist aber, dass sie alle mit überhöhter Geschwindigkeit in ihren Autos fahren", sagte die Sprecherin. "Ansonsten bleibt bei den Gelagen alles im Rahmen, und uns wurden keine strafrechtlich relevanten Delikte bekannt."

Die Polizei hatte die Landfahrer mehrmals auf das geltende Tempolimit hingewiesen, einmal sogar ein Lasermessgerät aufgestellt, indes: Sonntagnachmittag gab es erneut Beschwerden. "Die fahren hier wieder mit einem unglaublichem Karacho die Beueler Straße rauf und runder und gefährden dabei auch ihre eigenen Leute", berichtete ein Anwohner dem GA.

Die Tinker fallen im Stadtbild schon optisch stark auf, vor allem die jungen Mädchen. Sie tragen meist sehr knappe, neonfarbene Kleider und sind teilweise in großen Gruppen unterwegs. Von den Anwohnern in Beuel werden sie misstrauisch beäugt. Auch beim Einkaufen in einem Discounter in den Vilicher Arkaden war die Gruppe nicht zu überhören und zu übersehen gewesen, berichten Beueler. Wie berichtet, war es am Sonntag vergangener Woche in einer Gaststätte in Vilich-Müldorf zu einer Schlägerei gekommen, als Traveller aufeinander losgingen.

Laut Polizei sind die Tinker für eine Hochzeitsfeier nach Beuel gekommen, die über mehrere Tage dauerte und am Freitag in einem Beueler Lokal stattgefunden habe. Deshalb waren auch in den vergangenen Tagen noch Mitglieder der Gruppe hinzugestoßen und nach Beuel gekommen. Zunächst hätten sie angegeben, am gestrigen Sonntagabend wieder abreisen zu wollen. Nach neuen Erkenntnissen der Polizei wollen die Landfahrer nun bis Donnerstag, 15. August, bleiben.

Der speziell für Landfahrer vorgesehene Platz neben dem Technischen Hilfswerk in Vilich reicht für die Angekommenen längst nicht mehr aus. Die Gruppe hat inzwischen Stück für Stück auch die komplette Wiese gegenüber des Platzes mit ihren Wohnwagen in Beschlag genommen und campt nun auf über 8000 Quadratmeter Fläche. Das Gebiet steht unter Landschaftsschutz. Nach einigen Tagen sind dort zwei Dixi-Toiletten aufgestellt worden, um die hygienischen Verhältnisse etwas zu verbessern. Die Toiletten sind nach Beobachtungen von Anwohnern allerdings nach kurzer Zeit umgekippt worden.

Traveller, Tinker oder Pavee

Die so genannten Traveller, Tinker oder Pavee sind Landfahrer irischen Ursprungs (Traveller), die früher als Hausierer, Kesselflicker und Pferdehändler ihr Brot verdienten. Durch ihren abweichenden Lebensstil und das Leben im großen Familienverbund sorgen sie immer dort für Aufsehen, wo sie auftauchen. Mit ihren von Luxuswagen gezogenen Wohnwagen tauchen sie immer mal wieder im Rheinland auf.

Vor zwei Jahren sorgen sie in Köln für Aufsehen, weil sie sich nicht nur dem lautstarken Feiern sondern auch Prügeleien zugeneigt zeigten. Die Tinker sprechen ihre eigene Sprache, ein Mix aus irisch-gälischen, englischen und romanischen Begriffen. Im englischen Essex räumte die Polizei 2011 eine illegale Wohnsiedlung der Tinker. Dabei kam es zu Zusammenstößen, weil die Landfahrer sich gegen die Räumung wehrten.

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