Stroof-Haus in Beuel Einblicke in des Bürgermeisters Stube

VILICH · Spätbarock, Empire, Biedermeier - und dazu eine absolute Seltenheit in der ganzen Region. Das ist das Bürgermeister-Stroof-Haus im Herzen Vilichs - eine echte Rarität, ein wahres Kleinod rheinischer Geschichte.

 Mit viel Liebe zum Detail haben Hans P. Müller und seine Mitstreiter die Räume eingerichtet. Im Bild das Stehpult des ersten Bürgermeisters Stroof.

Mit viel Liebe zum Detail haben Hans P. Müller und seine Mitstreiter die Räume eingerichtet. Im Bild das Stehpult des ersten Bürgermeisters Stroof.

Foto: Max Malsch

Dabei wäre es fast gar nicht dazu gekommen. Denn das Haus stand lange Jahre leer. "Dann ist auch noch ein Bus hineingekracht, und so sollte es schließlich abgerissen werden", berichtet Hans P. Müller vom Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch, der sich 1985 für den Erhalt engagierte.

"Die Stadt Bonn kaufte das Gebäude und stellte es authentisch wieder her", so Müller. Mit seiner Architektur und Ausstattung bietet es den Besuchern einen Einblick in die Wohn- und Lebensverhältnisse einer rheinischen Bürgermeisterfamilie vor 200 Jahren. Der Fachwerk-Kernbau wurde um 1700 errichtet, das Bruchsteingrundmauerwerk mit einem Brunnen gab es wohl schon im Mittelalter. Die Innenausstattung, die der Denkmalverein in das zunächst leere Haus gebracht hat, stammt aus der Zeit um 1800.

Die Liebe zum Detail begeistert immer wieder. So sind etwa in der Amtsstube Stehpult und Zwicker des Bürgermeisters zu bewundern. Seit 2009 präsentiert der Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch das Bürgermeister-Stroof-Haus als "Haus der Geschichte im rechtsrheinischen Bonn". Es zeigt die Wohn- und Arbeitswelt des ersten Bürgermeisters der 1808 gegründeten Gemeinde Beuel, Leonard Stroof.

"Stroof war nicht nur äußerst fleißig, sondern ebenso ideenvoll, wenn es galt, die ihm gestellten Aufgaben zu meistern. Und das war oft der Fall, erst recht, wenn man bedenkt, dass er unter vier Landesherren gedient hat: dem Kurfürsten und Erzbischof von Köln, dem Fürsten von Nassau-Usingen, dem Großherzog von Berg beziehungsweise Napoleon I. und schließlich dem König von Preußen", schreibt Heimatforscher Johannes Bücher in seinem Buch "Leonhard Stroof.

Der erste Bürgermeister von Vilich (Beuel)". "Das Bürgermeister-Stroof-Haus ist ein Geschichts- und Architekturdenkmal, gleichzeitig aber ein Haus für die Bürger", sagt Müller. Eine absolute Rarität ist die Ausmalung mit bunten Mineralfarben in fast allen Räumen. Und zwar in jedem Zimmer anders: blaugraue Flächen mit einer Bordüre im "Eichenzimmer" und im Großen Salon oder bunte Streifen- oder Romben-Muster in anderen Zimmern. "Das Stroof-Haus ist damit das einzige dieser Art in der gesamten Region", erklärt Müller.

Ein besonderes Schmuckstück ist zudem die sogenannte Kölner Decke im Kleinen Salon im Obergeschoss. Die Balkendecke ist stuckiert. "Und zusätzlich mit einem floralen Rankenwerk dekoriert. Das haben wir in Bonn sonst nur noch im Beethovenhaus", sagt Müller. Wichtig sei dem Verein aber auch, dass das Baudenkmal lebendig ist, mit vielen Aktivitäten und Angeboten.

Das Haus ist eine historische Forschungs- und Bildungsstätte mit einer umfangreichen historischen Fachbibliothek sowie Archiven zur Denkmalpflege, zur Ortsgeschichte der Beueler Ortsteile, zur Volkskunde mit Bildern und Kartensammlungen. Besonders nützlich ist das Kirchenbücherarchiv zur Ahnenforschung. Eine zentrale Bedeutung des Hauses hat das "Stroof-Kolleg" mit Vorträgen, Diskussionen, Ausstellungen und nicht zuletzt den geselligen "History-Treffs" einer interessierten Fangemeinde.

Das Bürgermeister-Stroof-Haus, Adelheidisstraße 3, kann dienstags, freitags und im Sommer auch sonntags von 15 bis 18 Uhr besichtigt werden. Die Zentralstelle für Familienforschung ist jeden zweiten Donnerstag im Monat von 18 bis 20 Uhr geöffnet. Das Stroof-Kolleg tagt jeden letzten Donnerstag im Monat um 19.30 Uhr.

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