Ferdinand von Loë im Interview Der Freiherr wohnt auf Burg Lede am Ortsrand von Vilich

VILICH · Die Vögel zwitschern, die Blüten leuchten in prächtigem Lila, Rot und Gelb. Besucher, die durch das Tor kommen, erleben ein Idyll und gleichzeitig beflügelt der Anblick die Fantasie. Denn kaum ein paar Schritte von der Geislarstraße in Vilich entfernt erhebt sich die Burg Lede - ein Verteidigungsbau aus dem 12. Jahrhundert. Der Burgherr Ferdinand Freiherr von Loë über alte Mauern und neue Inspirationen.

Burg Lede war Ritterburg, Adelssitz und Kircheneigentum. Haben Sie einen Lieblingsritter?
Ferdinand Freiherr von Loë: Nicht direkt, aber Richard Löwenherz finde ich gut, der war sehr britisch. Ich hatte auch einmal einen Hund, der so hieß. Und Robin Hood, beide waren ja befreundet, wobei der eine ein legaler und der andere ein illegaler Held war. Das finde ich spannend.

Sie sind seit 26 Jahren Burgherr - wie fühlt sich das an?
von Loë: Das ist für mich ganz normal, weil ich es nicht anders kenne. Ich war wahrscheinlich zwei Wochen nach meiner Geburt das erste Mal auf Burg Lede. Mein Onkel hat mich dann 1985 gefragt, ob ich die Burg einmal haben will. Da habe ich in meinem jugendlichen Leichtsinn natürlich ja gesagt, obwohl ich schon gesehen hatte, dass es nicht ganz einfach würde. 1987 habe ich dann die Aufgabe übernommen.

Was haben Sie vorher gemacht?
von Loë: Ich hatte unglaublich viele Ideen. Ich hätte ja auch nie gedacht, dass die Burg einmal meins sein würde. Ich habe bei einer Bank gearbeitet und bin viel in der Welt herumgekommen, habe viele Länder bereist.

Die Idylle, die ihre Gäste heute so schätzen und die Sie damals sicher auch erlebten, bekam schnell Risse, was war passiert?
von Loë: Wir hatten 1991 in einem Jahr 14 Rohrbrüche. Da war mir vollkommen klar, womit wir mit der Renovierung auf der Burg beginnen müssen. Es gab eine ziemlich große Baustelle hier bis Mitte 1996. In der Zeit musste ich mir überlegen, wie ich Geld verdienen kann. So habe ich 1993 angefangen, Wein zu verkaufen, quasi in der Baustelle. Und am 1. Juni 1996 konnten wir dann die erste Veranstaltung präsentieren. Das war eine Hochzeit. Damals hingen die Glühbirnen noch nackt von der Decke. Es kamen 100 Gäste, das sind eigentlich zu viel, aber ich wusste: Das will ich machen.

Welche Geschichte um Burg Lede gefällt Ihnen persönlich am besten?
von Loë: Ich finde ganz witzig, dass Lord Carrington hier gewohnt hat. Er residierte hier als Befehlshaber der britischen Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg und hatte auf Burg Lede sein Kommandoquartier eingerichtet. Dafür hatte er meine Familie zuvor hinaus geworfen und meine Urgroßmutter musste im Kutscherhaus wohnen.

Sie leben zwar mit Ihrer Tochter Sittah in alten Gemäuern, haben aber immer neue Inspirationen und Ideen. Was passiert alles auf der Burg?
von Loë: Wir haben zahlreiche Veranstaltungen, sind für diesen Sommer fast schon wieder ausgebucht mit Hochzeiten und Geburtstagen, daneben gibt es das eine oder andere Konzert und den Skulpturenpark. Und in diesem Jahr haben wir demnächst wieder unsere Straußenwirtschaft geöffnet. Hier gibt es Wein und kleine Speisen.

Interessieren Sie sich für Ihre Familien-Geschichte?
von Loë: Ja, und es gibt Leute, die sagen, dass meine Verwandtschaft mit dem berühmten Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips sich nicht verleugnen lässt, jedenfalls beim Autofahren.

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