Bürgermeister-Stroof-Haus Bürger diskutierten mit Werner Baur über Hochwasserschutz

VILICH · Mit dem Hochwasserschutz ist es so eine Sache: Für die einen kann die Mauer am Rhein nicht hoch genug sein, die anderen sehen den Rheinblick vom heimischen Balkon in Gefahr.

 Experte für Hochwasserschutz: Werner Baur.

Experte für Hochwasserschutz: Werner Baur.

Foto: Max Malsch

"Was interessieren mich die Häuser in der zweiten Reihe? Ich habe für diesen Ausblick bezahlt!" Diese Worte schleuderte dem mittlerweile pensionierten "Hochwasser-Papst" Werner Baur einst eine Anwohnerin entgegen. In den 26 Jahren als Sachgebietsleiter für Abwasserableitung bei der Stadt Bonn hat Baur vieles erlebt und einiges erreicht.

In der kostenlosen Veranstaltungsreihe "Stroof-Kolleg" im Bürgermeister-Stroof-Haus berichtete er in einem Vortrag von seinen Erfahrungen und gab Antwort auf die Frage: Gehört "Land unter" nun endgültig der Vergangenheit an?

"Das kann ich Ihnen ganz schnell beantworten: Nein", sagte Baur einleitend. "Wir werden weiterhin Hochwasser haben. Die bedeutendere Frage ist, wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist." Aufgrund der bisherigen Daten errechnete Baur: Ein Wasserstand von 9,50 Meter Bonner Pegel (BP) kann statistisch alle 25 Jahre auftreten, für 10,20 Meter alle 60, für 10,71 Meter alle 100 und für 11,18 Meter alle 200 Jahre.

Der höchste Wasserstand in Bonn wurde am 23.12.1993 mit 10,13 Metern gemessen. Bis zum nächsten höheren Pegel ist also statistisch gesehen noch Puffer. Doch was ist danach? Hier gibt Baur Entwarnung: "Das große Einzugsgebiet des Rheins ist positiv anzusehen. Wir haben zwar das Gefühl, dass in Deutschland mehr Hochwasser auftreten, das bezieht sich aber nicht auf den Rhein."

Seit Mitte der 80er Jahre hat die Stadt fast 25 Millionen Euro in den Gewässer- und Hochwasserschutz investiert. Mit dem Hochwasserschutzkonzept von 1997 wurden weitere Maßnahmen am Siegdeich und dem Rheinufer beschlossen. So wurden 1993 der Siegdeich erhöht und mobile Aufsätze zur Abwehr des Wassers eingeführt.

Trotz der bisherigen Vorkehrungen fordern die Bürger mehr: "Wir sind dankbar für die 9,50 Meter Schutz, aber das kann nicht alles sein", erklärte Hans-Peter Hoffmann. "Wenn man wie ich zwei Mal abgesoffen ist und beide Jahrhundert-Hochwasser von 1993 und 1995 miterlebt hat, macht man sich Sorgen." Er wünsche sich mehr Austausch mit der Stadtverwaltung über eine Erhöhung auf 10,20 Meter.

Viel diskutiert wurde auch der Hochwasserschutz in Graurheindorf. Bei Hochwasser fließt der Rheindorfer Bach in die Ortsmitte und sorgt für überflutete Straßen. 6,2 Millionen Euro sollen die Maßnahmen laut Baur kosten. Doch obwohl sich die Stadtverwaltung, die Bezirksregierung Köln - die die geplanten Maßnahmen zu 50 Prozent fördert - und das Land NRW im vergangenen Jahr über die Finanzierung einigten, ist nicht viel passiert. "Ich kann den Unmut der Graurheindorfer darüber sehr gut verstehen", sagte ein Anwesender.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort