Fehlender Lärmschutz an der A 59 Anwohner drohen mit Klage

Vilich-Müldorf · Der Bürgerverein Vilich-Müldorf will das ganze Dorf mobilisieren: Schon der Ausbau der A 59 sei ein Verstoß gegen die 16. Verordnung des Bundesimmissionsschutzgesetzes gewesen; denn es seien parallel dazu keine ausreichenden Lärmminderungsmaßnahmen durchgeführt worden.

Dem Landesbetrieb Straßen.NRW könnte bald Protestpost aus Beuel auf den Tisch flattern. Genauer gesagt aus Vilich-Müldorf, vom dortigen Bürgerverein. Denn der mit dem Maarstraßenanschluss erhoffte Lärmschutz für den eigenen Ort wird nicht kommen. Das machte Bernd Aulmann von der zuständigen Niederlassung des Landesbetriebs Straßen.NRW in Euskirchen deutlich. "Wir bauen nur dort Lärmschutzwände, wo der Neu- oder Ausbau einer Strecke stattfindet", so Aulmann. Durch den Maarstraßenanschluss schaffe man aber keine neuen Bedingungen für das nördlicher gelegene Gebiet von Vilich-Müldorf.

Das sieht der Bürgerverein Vilich-Müldorf um seinen Vorsitzenden Thomas Biedermann anders. Schon der Ausbau der A 59 von zwei auf drei Fahrstreifen zwischen dem Dreieck Bonn-Nordost und dem Kreuz Bonn-Ost sei ein Verstoß gegen die 16. Verordnung des Bundesimmissionsschutzgesetzes gewesen; denn es seien parallel dazu keine ausreichenden Lärmminderungsmaßnahmen durchgeführt worden. "Sogar Mitarbeiter aus dem Umweltbundesamt, die mit dem Fachgebiet Verkehrslärm betraut sind, bewerten das so", sagt Franz Emde, Mitglied des Bürgervereins.

Seit 2008 sei immer wieder betont worden, dass die dritte Fahrspur nur ein "Provisorium auf Zeit" sei. "Es gibt nur die Möglichkeit Rückbau, dann wäre das Chaos groß, oder Lärmschutz", schlussfolgert er. Der Bürgerverein glaubt andernfalls an eine "Klagemöglichkeit mit gutem rechtlichen Ausgang". "Der Vorstand wird sicher das Dorf mobilisieren", meint Emde.

Ulrich Kelber, SPD-Bundestagsabgeordneter und ein großer Kämpfer für den Lärmschutz, gibt dem Bürgerverein in einem Punkt Recht: "Der zwischenzeitlich aufgetragene Flüsterasphalt reicht nicht aus." Allerdings würden bundesweite Vorgaben einer Verbesserung der Situation in Vilich-Müldorf entgegenstehen. Es gebe eben keinen Neubau. "Wir setzen uns in Berlin aber gerade dafür ein, dass alle Anlieger einer Autobahn das gleiche Recht auf Lärmsanierung haben müssen", erklärte Kelber dazu.

"Wir werden zwischen Güterstrecke und S13 Lärmschutzwände installieren"

Der Politiker sieht eine Chance im Ausbau der A 59 zwischen den Dreiecken Bonn-Nordost und Sankt Augustin-West sowie der Erweiterung der A 565 in nahezu allen Abschnitten. "Da könnte man versuchen, den vollständigen Ausbau mit Standspur auch in dem kleinen Teilstück bei Vilich-Müldorf voranzutreiben", so Kelber. Das bringe den gewünschten Lärmschutz mit sich; diesen wünscht sich Kelber übrigens auch für die Ramersdorfer.

Besser als befürchtet steht Vilich-Müldorf dagegen bei den Planungen für die S13 da. "Wir werden zwischen Güterstrecke und S13 Lärmschutzwände installieren", sagte Projektleiter Jens Sülwold auf Anfrage. Diese würden unter anderem von Bahn-Kilometer 7,2 bis 8,35 errichtet, was in etwa dem Gebiet von Vilich-Müldorf entspreche. Warum der Schutz nicht vor der S 13, also direkt zum Ort hin, entsteht, begründet Sülwold auch: "Der überwiegende Lärm geht von der Güterzugstrecke aus, deshalb greifen wir den Schall direkt an der Quelle ab."

Laut Deutscher Bahn haben die Gleise der Güterzugstrecke in der Nacht (maßgebend für die Dimensionierung des Schallschutzes) einen drei bis vier Mal so hohen Emissionsschallpegel wie die Gleise der zukünftigen S-Bahn-Strecke.

Durch das Hinzukommen der S 13-Strecke würden sich die summarischen Emissionen aus dem Schienenverkehrslärm um weniger als ein Dezibel erhöhen, betont die Deutsche Bahn . Streng genommen kommt die Lärmschutzwand also nur, weil durch den Streckenneubau die gesamte Lärmemission neu betrachtet werden musste; die S13 alleine wäre zu leise gewesen.

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