Offene Ganztagsschule Kein Schulbus für Vilich-Müldorf

VILICH-MÜLDORF · Die Nachricht fassen die Vilich-Müldorfer Familien im Neubaugebiet als weitere Niederlage auf: "Nach fast einem halben Jahr Bearbeitungszeit erhalten wir nun die umständliche Absage des Schulamtes, dass für einen OGS-Schulbus kein Geld zur Verfügung steht", sagt Sybille Prochnow Penedo enttäuscht.

 Der Schulbus wird an der Haltestelle angezeigt, dennoch meint die Stadt, es handle sich um Verstärkungsbusse.

Der Schulbus wird an der Haltestelle angezeigt, dennoch meint die Stadt, es handle sich um Verstärkungsbusse.

Foto: Cem Akalin

Wie berichtet, hatten Eltern der Adelheidisgrundschüler aus Vilich-Müldorf gefordert, die Schulbusse "an die Schulzeiten einer modernen, zeitgemäßen Grundschule anzupassen" und dabei auch die Über-Mittags-Betreuung und OGS zu berücksichtigen.

Dazu hatten 34 Eltern einen entsprechenden Antrag gestellt. Denn der letzte Schulbus fährt bereits nach der sechsten Schulstunde. Da in Vilich-Müldorf keine neue Schule gebaut wurde, so die Eltern, sei die Bereitstellung "einer vernünftigen Schulbuslinie" zwischen Vilich-Müldorf und Vilich ja wohl "geboten".

Und nun die Absage der Stadt. In dem Brief des Schulamtes an die Eltern heißt es, es handle sich gar nicht um einen Schulbus, sondern um "Verstärkungsfahrten", die eingesetzt würden, um die hohe Auslastung von Berufstätigen und Schülern auf einigen Strecken bewältigen zu können. Im Stadtgebiet fahre lediglich ein Schulbus: nämlich der, der in Limperich zur Ennertschule fahre. Dieser sei 2007 politisch entschieden worden und werde seitdem aus dem Budget des Schulamtes gezahlt.

"Verstärkungsfahrten an den einzelnen Bonner Schulen werden durch das Stadtplanungsamt beauftragt und von den Stadtwerken Bonn durchgeführt", heißt es in dem Schreiben. Und für Mehrkosten stünden "keine Mittel zur Verfügung". "Ich denke, hier wird an der falschen Stelle gespart", meint Prochnow Penedo. "Leistungsfähige Familien bekommt man nicht zum Nulltarif", sagt die 41-jährige Neu-Bonnerin.

"Die Berücksichtigung von offenen Ganztagsschulen bei den Schulbuszeiten ist weiterhin eine berechtigte Forderung aus ökologischer, bildungs- und familienpolitischer Sicht, die wir nun an die Politik weiterreichen", betont die zweifache Mutter. Zudem sei "für die spezielle Schulsituation in Vilich-Müldorf - da eine versprochene neue Schule ja nicht gebaut worden sei - die Bereitstellung eines OGS-Busses ein Muss".

Das ökologische Argument liege auf der Hand. Ein Schulbus erspare unzählige Einzelfahrten. Und die Schulleiterin der Adelheidisschule, Beate Faaß-Bruns, stellt fest: "Die selbstständige Bewältigung des Schulwegs ist ein zentraler Lernschritt für Grundschüler. Dieser bleibt den OGS-Kindern damit in Teilen verwehrt, weil sie von den Eltern abgeholt werden."

Diese "soziale Ungerechtigkeit", so Halina Cianfaglione, wollen die Vilich-Müldorfer Eltern so nicht hinnehmen. Erst vor wenigen Wochen seien die Schilder an den Bushaltestellen in Vilich-Müldorf von "Schulbus 7-14 h" in "Schulbus 7-17 h" ausgetauscht worden. "Da haben wir uns wohl zu früh gefreut", meint Cianfaglione. Für die Mutter zweier Schulkinder wäre der Schulbus eine "riesengroße Entlastung".

Sie zeigt damit das familienpolitische Argument auf. Die in der Verwaltung eines Dienstleisters arbeitende 37-Jährige ist nicht motorisiert und muss ihre Erstklässlerin am Nachmittag mit der Straßenbahn abholen, "denn der Schulweg mit der Straßenbahn ist für eine Erstklässlerin doch viel zu gefährlich", meint sie.

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