Gürtelprüfungen des Karate Dojo Ochi Bonn Kampfkunst mit Köpfchen

SCHWARZRHEINDORF · Schläge, Tritte, Angriff und Abwehr: Bei der Gürtelprüfung des Vereins Karate Dojo Ochi Bonn geht's zur Sache.

 "Kiai": Taylor übt am Ende seiner Schlagfolge den traditionellen Schrei. Ihm gegenüber steht Schwester Kyra.

"Kiai": Taylor übt am Ende seiner Schlagfolge den traditionellen Schrei. Ihm gegenüber steht Schwester Kyra.

Foto: Sascha Stienen

Victoria (8), Leonie (9), Taylor (10) und Kyra (12) sind ganz schön aufgeregt. Denn an diesem Trainingsabend im Haus Michael in Schwarzrheindorf stehen die Gürtelprüfungen an. Ein Jahr haben die vier und ihre Vereinskameraden daran gefeilt, ihre Karatetechniken zu verbessern, haben mehrmals die Woche trainiert und fleißig und hart geübt. Jetzt kommt es darauf an, wie der Prüfer Marcus Haack die jungen Kampfsportler bewertet.

Doch bevor es soweit ist, bereiten die Trainer John Stanley und Marko Simic ihre Schützlinge auf die Gürtelprüfung vor. In der großen Gruppe üben die Sportler des Karate Dojo Ochi Bonn e.V. ihre Techniken, Schläge und Tritte, Angriff und Abwehr. Aber, und das wird schon hier deutlich, Karate besteht nicht nur aus körperlichem Training, sondern auch aus einer Schulung des Geistes. Daran knüpft John Stanley an, als er sagt: "Heute bei der Prüfung müsst ihr zwei Gefühle haben: Ich strenge mich an, und ich habe aber auch diese Lockerheit."

Die Kampfsportler tragen weiße Kampfanzüge und darüber ihre Gürtel, die den Rang anzeigen. Wer einen weißen Gürtel trägt, steht am Anfang seiner Karriere und auf dem Weg zur Selbstfindung. Denn die Philosophie des Karate betrachtet diese Kunst nicht nur als reine Sportart, sondern auch als persönlichen Weg zur körperlichen und geistigen Meisterung des "Ich".

Dass Karate mehr ist als ein Sport, wird auch bei der andächtigen Begrüßung des Raumes, des Trainers und des Prüfers deutlich. Höfliche und respektvolle Verbeugungen - auch vor einer Kampfeinheit, die bei den Partnerübungen völlig kontaktlos abläuft. Kyra und Taylor prüfen ihren Abstand, so dass die Schläge zwar täuschend echt und nah an Kopf, Kinn, Brust und Bauch gehen, aber eben nicht treffen.

"Es geht bei der Prüfung nicht darum zu gewinnen", erläutert John Stanley, "sondern dass das gut aussieht und die Techniken sauber ausgeführt werden." So korrigiert der Trainer immer mal wieder die Haltung der Hände, ob der Daumen richtig anliegt oder ob bei den Stößen mit dem Fuß die Technik auch erkennbar wird. Abschließend ermuntert der Trainer seine Schützlinge mit den Worten: "Es wird gut gehen. Es wird schön sein. Es wird Spaß machen."

Als dann der preisgekrönte Karateka Marcus Haack, der für die Prüfung von Hagen angereist ist, endlich kommt, steigt die Spannung. Der Dojo-Leiter Pira Mahendran hilft, Vorkehrungen für die Prüfung zu treffen: Prüfertische werden aufgestellt, die Sportlerausweise werden vorgelegt, in welche nach erfolgreicher Prüfung der nächste Grad eingetragen werden soll.

Leonie sagt verheißungsvoll: "Wenn ich diese Prüfung bestehe, bekomme ich einen Orangegurt." Sie wird bestehen und den orangefarbenen Gurt erhalten - ebenso wie ihre Mitstreiter Victoria, Taylor und Kyra. Die Vier treten im Quartett auf und machen ihre Sache augenscheinlich sehr gut. Und am Ende einer Schlag- oder Trittfolge kommt das "Kiai", der Schrei, damit auch das Wort wie der Stoß den Weg ins Ziel findet.

Info: Ochi Bonn

Das Karate Dojo Ochi Bonn wurde im Januar 2008 von 20 Sportlern aus Bonn, Hennef und Troisdorf gegründet. Der Verein trägt den Namen des Großmeisters Ochi, dem langjährigen Chiefinstructor des Deutschen JKA-Karate-Bundes. Im April 2009 startete im neuen Bonner Verein der erste Anfängerkurs.

Mittlerweile gibt es 48 Mitglieder, es hat sich eine recht starke Kinder- und Jugendarbeit entwickelt. Der Einstieg in Anfängerkurse ist möglich. Bei dem harten Training kommt es auf saubere Techniken, Schnelligkeit und Schlagfertigkeit an. Dabei wird nicht nur die Fähigkeit geschult, sich im Notfall selbst zu verteidigen, sondern auch die geistige Haltung des "hara o neru" kultiviert, wörtlich übersetzt die Erleuchtung dadurch, dass man seinen Bauch trainiert.

Karate schult den Selbstrespekt und den Respekt vor Anderen durch Tugenden wie (Selbst-) Disziplin, Aufrichtigkeit, Höflichkeit, Zielstrebigkeit und Entschlossenheit.

Kurz gefragt

Victoria (8), Leonie (9), Taylor (10) und Kyra (12) haben orangefarbene Gürtel bekommen. Das sagen sie über ihren Sport:

Was bedeutet der Schrei beim Karate?
Leonie: Wir kämpfen sehr gerne. Und das heißt einfach, dass wir das rauslassen. Das Kämpfen ist anstrengend, aber es lohnt sich.

Wie wichtig ist so eine Gürtelprüfung?
Victoria: Das ist richtig spannend. Ich arbeite ein ganzes Jahr darauf hin, dass ich diese Prüfung bestehe. Das ist härter als beim Training, weil man da so angespannt ist.

Was bringt euch Karate?
Taylor: Man lernt, sich zu verteidigen, wenn mal irgendwas passiert. Und man lernt Abläufe und Techniken.

Welche Regeln lernt ihr beim Karate?
Leonie: Immer freundlich und höflich bleiben.

Victoria: Vervollkommne deinen Charakter.

Taylor: Wähle den Weg der Aufrichtigkeit.

Leonie: Verletze niemanden.

Kyra: Entfalte den Geist der Bemühungen.

Welche Ziele hat ein Kampfsportler?
Leonie: Der Traum jedes Kindes, das Karate macht, ist es, einmal den schwarzen Gürtel zu erlangen.

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