Haus Michael Schwarzrheindorf Große Krise im Jubiläumsjahr

SCHWARZRHEINDORF · Vor 50 Jahren wurde die Offene Tür im Haus Michael gegründet. Vieles hat sich geändert, eins ist immer gleich geblieben: "Die Jugendlichen machen noch genau so viel Blödsinn wie früher", sagt der pädagogische Leiter, Clemens Iwasjuta.

 Das Töpfern mit Clemens Iwasjuta kommt bei den Kindern besonders gut an.

Das Töpfern mit Clemens Iwasjuta kommt bei den Kindern besonders gut an.

Foto: Nicolas Ottersbach

Obwohl das Angebot stetig wächst und immer mehr Heranwachsende betreut werden, muss das Haus Michael um seine Existenz fürchten. 2011 kürzte die Stadt Bonn die Zuschüsse, seitdem fehlen dem Trägerverein jährlich 20.000 Euro.

"Wir fühlen uns alleingelassen", sagt der Vorsitzende des Trägervereins, Hans Reiffs. 180.000 Euro müssen jedes Jahr aufgebracht werden, um die Kosten der Einrichtung zu decken. 75 Prozent davon übernimmt die Stadt, früher waren es 85 Prozent. Den Rest steuert der Förderverein bei. "Aber diese Summen können wir mit unseren Spenden nicht mehr ausgleichen", sagt Fördervereinschef Hans-Heinrich Emschermann.

Deshalb wurde die Mitgliederversammlung vergangene Woche zur Krisensitzung. Emschermann findet deutliche Worte: "Wenn wir nicht mehr Unterstützung durch die öffentliche Hand bekommen, wissen wir nicht, wie wir das weiter finanzieren sollen." Einnahmen gebe es so gut wie keine. "Wer soll das auch bezahlen, wir helfen ja gerade denen, die wenig haben", so Emschermann. Jugendarbeit könne kein Geld einbringen, es sei eine Investition in die Gesellschaft.

Aus Schwarzrheindorf ist das Haus Michael nicht mehr wegzudenken. "Wer hätte schon gedacht, dass die Offene Tür mal so viel Zulauf haben würde", sagt Iwasjuta, der seit 1980 Freizeitpädagoge an der Bergheimer Straße ist. Zur Einweihung kam damals Bundesfamilienminister Bruno Heck, der das Haus als "Modellbau eines Jugendfreizeitheimes in der Vorstadt" sah. Rund eine Million Mark kostete das Haus samt Kindergarten, der von der Stadt Beuel, dem Landkreis Bonn, dem Land und der Erzdiözese Köln bezahlt wurde. 2008 wurden vom Erzbistum noch mal 1,5 Millionen Euro in die Sanierung gesteckt.

Was den Jugendlichen vor Jahrzehnten gefiel, funktioniert auch heute noch. Auf der Kegelbahn feiern sie Geburtstage, an den Tischtennisplatten gibt es spannende Derbys, die Ferienfreizeiten sind immer ausgebucht. Abends wird gemeinsam gekocht, im Internetcafé gesurft und in den Theatergruppen das Publikum unterhalten. Kaum zu glauben: Töpfern kommt gut an.

"Die Kinder lieben es, etwas mit eigenen Händen erschaffen zu können", sagt Iwasjuta. Am schönsten sei es zu sehen, wie sich der Nachwuchs über die Jahre entwickele. Man fange die Kids auf und hole sie von der Straße. Es sei ein falsches Zeichen, Zuschüsse zu kürzen, wenn die Arbeit immer umfangreicher werde, findet Iwasjuta.

"Es wurde ein für alle Einrichtungen gültiges und damit gerechteres System festgelegt", heißt es vom Bonner Jugendamt. Mit dem Beschluss von 2010 habe man eine transparente und für die Träger gerechte Pauschalenförderung geschaffen. "Tatsächlich liegt die finanzielle Förderung des Hauses Michael seit 2011 unter der vorheriger Förderperioden", sagt Isabel Klotz vom Presseamt der Stadt. Vorher habe es aber auch sehr hohe Zuwendungen bekommen. Der Großteil der Jugendeinrichtungen erhalte mit der neuen Regelung mehr Geld. Es sei nicht geplant, dieses System wieder zu ändern.

Den Optimismus hat Hans Reiff trotzdem nicht verloren. In absehbarer Zeit werde man nicht schließen, alles gehe weiter wie bisher. Auch von einer Krise möchte er nicht sprechen. Er vertraut darauf, dass die Politik eingreift. "Was bleibt, ist das Prinzip Hoffnung." Deshalb hat die Mitgliederversammlung auch einen Festausschuss für das Jubiläumsjahr gegründet. Am 14. Juli wollen die ehrenamtlichen Helfer, Jugendlichen, Eltern und Mitarbeiter ihr Haus Michael feiern.

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