Restauriertes Kreuz wird montiert Ausrichtung mit Augenmaß

SCHWARZRHEINDORF · Die Arbeitsbühne wackelt im Wind. Behutsam dreht Thomas Hoppen die Stahlbolzen am Turm der Doppelkirche fest. Bei der Montage des restaurierten Kreuzes auf dem Kirchturm von Sankt Maria und Clemens ist Fingerspitzengefühl und Schwindelfreiheit gefragt.

 Auf einer Höhe von mehr als 50 Metern wird das aufwendig restaurierte Kreuz von 1752 mit Hilfe einer Hebebühne auf der Spitze des Kirchturms von Sankt Maria und Clemens montiert.

Auf einer Höhe von mehr als 50 Metern wird das aufwendig restaurierte Kreuz von 1752 mit Hilfe einer Hebebühne auf der Spitze des Kirchturms von Sankt Maria und Clemens montiert.

Foto: Max Malsch

Auf einer Höhe mehr als 51 Metern wurde das schwarze Kreuz mit seinen golden glänzenden Verzierungen gestern Vormittag befestigt. Heute soll im Laufe des Tages der goldene Engel folgen.

Während sein Sohn das Kreuz auf dem Turm befestigte, hatte der Dattenberg Kunstschmied Sebastian Hoppen um den Kirchturm weitere Mitarbeiter postiert. Denn ausgerichtet werden muss das schwere, etwa 3,50 Meter hohe Metallkreuz mit Augenmaß. "Mit einer Wasserwaage braucht man da gar nicht zu kommen", sagte Hoppen. "Die alten Kirchtürme sind alle nicht gerade, dieser hier geht zum Beispiel, wenn man davor steht, oben nach links weg.

Wenn wir das Kreuz gerade daraufstellen würden, sähe das von unten entsetzlich schief aus." Also wurde solange justiert, bis alle um den Kirchturm verteilten Mitarbeiter zufrieden sind. Zuvor hatte Diakon Barthel Held im Beisein der Kindergartenkinder das Kreuz gesegnet. Er sei froh, sagte Held, dass das Kreuz nun wieder an seinem angestammten Platz auf dem Kirchturm sei.

Wie berichtet, mussten Wetterfahne, Kreuz und der Kreuzstamm im Oktober abmontiert werden. In Hoppens Kunstschmiede wurde das Ensemble in seine Einzelteile zerlegt. "Wir waren sehr überrascht, wie gut alle einzelnen Teile erhalten sind. Wir konnten alle wieder verwenden, um das Kreuz zusammenzubauen", sagte Hoppen.

Zunächst wurden die Teile überschmiedet, mit einer Schicht giftigem Bleiweiß versehen. "Das darf heute nicht mehr verwendet werden, für die Restauration haben wir aber eine Sondergenehmigung." Es folgten drei Schichten Eisenoxidschwarz. Die goldenen Elemente wurden mit 24-karätigem Blattgold versehen. 45 000 Euro koste die Restauration das Land Nordrhein-Westfalen als Eigentümer der Schwarzrheindorfer Doppelkirche, so Sabine Abraham von der Bezirksregierung Köln, die sich das Geschehen vor Ort anschaute.

Hoppen schätzt, dass das Kreuz aus dem Jahr 1752 stammt. "Wir haben deutschlandweit schon mehr als 900 Kreuze restauriert, aber das hier ist ein ganz besonders schönes." Der Anker unter dem Kirchenkreuz, glaubt Hoppen, sei aber erst rund 100 Jahre später angebracht worden, ebenfalls der zweite Balken, der aus dem einfachen ein Patriarchenkreuz macht. Heute sollen im Laufe des Tages auch der goldene Engel als Wetterfahne und die Turmkugel montiert werden.

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