Unterwegs in Beuel Wo der Gringes lebt

RAMERSDORF · "Unterwegs mit..." Ingo Pelzer durch Ramersdorf. Bewohner verdanken den Spitznamen ihrem fröhlichen Gemüt.

 Das Original Ingo Pelzer kennt Ramersdorf wie seine Westentasche. Auf dem Dorfplatz zeigt er den Gringes-Brunnen.

Das Original Ingo Pelzer kennt Ramersdorf wie seine Westentasche. Auf dem Dorfplatz zeigt er den Gringes-Brunnen.

Foto: Rainer Schmidt

Hier der Gringes-Brunnen, das Heiligenhäuschen, alte Fachwerkhäuser, dort der Bonner Bogen mit modernen Bürogebäuden und dem Kameha-Hotel. Ramersdorf ist ein Dorf zwischen Tradition und Moderne. Original Ingo Pelzer führt mich durch die Gassen und Straßen des kontrastreichen Ortes. Verabredet habe ich mich mit ihm in der Lindenstraße.

Zuerst möchte er mir den Dorfplatz, das Heiligenhäuschen und den Gringes-Brunnen zeigen - für ihn das Zentrum, das Herz von Ramersdorf. Hier steht noch im Sommer der Maibaum mit der Eierkrone. Und er bleibt stehen, bis die Ernte eingefahren ist. Das Heiligenhäuschen wird in Dokumenten bereits 1858 erwähnt. Auf dem Dorfplatz finden diverse kulturelle Veranstaltungen statt: Kranzniederlegung zur Kirmes, Aufstellen des Weihnachtsbaums, Eierkuchenessen der Junggesellen, Start für das Schürreskarrenrennen zur Kirmes im Oktober.

Und der Mann mit der Schürreskarre auf dem Gringes-Brunnen ist immer dabei. "Leicht verstecktes Lachen, immer positiv gemeint, nie verletzend", so hat einmal der Schriftsteller Georg Meidt in rheinischer Mundart einen Gringes definiert. Ingo Pelzer definiert "sein Ramersdorf" als einen Ort der Fröhlichkeit, der Menschlichkeit und der nachbarschaftlichen Herzlichkeit. Man kann sagen: Ingo Pelzer ist der personifizierte Gringes.

Einige Meter müssen wir über diese Prachtallee, auch "Avenue de la Linde" genannt, zurück. Rechts geht es in ein Gässchen, das zuerst durch ein Haus hindurch führt und im Volksmund "Schäng-Gässchen" genannt wird. Wir gehen hinüber zu den "Beverly Hills", wo der LiKüRa-Adel dieser Gegend zu Hause ist. "Hier wohnt ein Konglomerat von LiKüRa-Prinzessinnen", erklärt Pelzer. Die Karnevalisten feiern hier jedes Jahr am Mittwoch vor Fronleichnam seit 1987 das "Beverly-Hills-Fest". "Klaaf en gros", nennt Pelzer das auch.

Nächstes Ziel ist die Kommende. Dieses herrschaftliche Schloss ist den Ramersdorfern heilig. Es war in Zeiten des Autobahnbaus lange im Gespräch, die Kommende "plattzumachen". Jedoch haben sich die Ramersdorfer erfolgreich gewehrt und können heute mit einem "leichten Grinsen" - siehe Gringes - die beiden anderen LiKüRa-Orte auf die Besonderheit hinweisen. Ein Ass, das sich beim Frotzeln, und das tut Ingo Pelzer sehr gerne, mit den Küdinghovenern gut ausspielen lässt: "Ihr habt die Schule und den Friedhof, wir haben die Kommende." Welch ein Glück, dass sich ein Interessent gefunden hat, der dieses Kleinod in Schuss hält.

Aus dem alten Ramersdorf führt mich Ingo Pelzer in das Neubaugebiet am Rhein. Beim großen Kreisverkehr, dem "Gringes-Kreisel", überqueren wir die Königswinterer Straße und kommen zum Polizeipräsidium. Dort war früher ein großes Dahlienfeld, deshalb heißt auch der Speisesaal im Polizeipräsidium "Bistro Dahlienfeld".

Unter der Eisenbahntrasse hindurch treffen wir auf eines der Sahnestücke Beuels: den Bonner Bogen auf dem Gelände der ehemaligen Zementfabrik. "Ramersdorf hat ein neues Gesicht bekommen", sagt Pelzer dazu. Moderne Bürohäuser, das Luxushotel Kameha und dazwischen der schöne alte Wasserturm. "Im Kameha wird alle drei Jahre die LiKüRa-Prinzessin gekrönt - immer wenn die Prinzessin aus Ramersdorf stammt", erklärt der "Gringes".

Zurück in der "Avenue de la Linde" verbleibt Ingo Pelzer nur noch, mir die schönen, alten Fachwerkhäuser am Wegesrand zu zeigen. In einem von ihnen war auch einmal der heiß geliebte "Dorfkrug", das letzte Gasthaus in Ramersdorf. "Es bleibt zu hoffen, dass dieses Dorf auf der Sonnenseite von Bonn trotz der Bauaktivitäten am Rhein seinen Ursprungscharakter behält und weiterhin die Traditionen pflegen kann", gibt mir Ingo Pelzer zum Abschied mit auf den Weg.

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