Kunstraum im "KaBeTé" Viele Beziehungen in einer Nacht

RAMERSDORF · Rote Laternen weisen den Weg durch den Garten zu einer Kellerbegegnung der wundersamen Art: Der Kunstraum im "KaBeTé" hat nach dem Sommer wieder geöffnet und das Team bittet gleich zu einem unterhaltsamen Tête-à-Tête.

 Nathalie Schwab und Erich Reinke auf der "KaBeTé"-Bühne.

Nathalie Schwab und Erich Reinke auf der "KaBeTé"-Bühne.

Foto: Martin Wein

Dazu gehört nicht nur die wendungsreiche Komödie "Achterbahn" von Éric Assous, mit der Nathalie Schwab und Erich Reinke am Freitagabend Premiere feierten, sondern natürlich auch die liebevolle Improvisation aller Beteiligten, die mit klappernder Bauleiter hoch zum Lichtpult und mit fröhlich flackernden Scheinwerfern ganz ohne Subventionen ein voll ausgestattetes Zimmertheater im Kunstraum betreiben.

Auf den lediglich 40 Stühlen kommt man in intimer Atmosphäre fast zwangsläufig mit anderen Besuchern und dem kleinen Ensemble ins Gespräch.

Stoff dazu liefern die beiden Protagonisten auf der Bühne reichlich. Die unterhaltsame Posse entführt das Publikum in ein Pariser Wohnzimmer, in dem ein nicht mehr ganz frischer Durchschnittsangestellter einer jungen Schönheit zwecks Seitensprung den Hof macht.

Beim einen oder anderen Glas Wodka entlockt sie ihm stattdessen zunächst seine halbe Lebensgeschichte inklusive der verurlaubten Gattin und anschließend 500 Euro für sexuelle Dienstleistungen. Doch auch damit hat es nicht sein Bewenden, gibt sich die verführerische Fremde doch wenig später als feministisch angehauchte Journalistin auf Undercover-Recherche zu den Schwächen der Männer zu erkennen.

Im Stil einer klassischen Boulevard-Komödie werfen Nathalie Schwab und Erich Reinke sich 90 Minuten lang die Bälle zu, schmollen sich an, ziehen sich gegenseitig auf und unterhalten mit teilweise herrlich sinnfreien Alltagsdialogen. Dabei setzt das Stück weniger auf absehbare Pointen, sondern durchdenkt alle Möglichkeiten, die sich aus der pikanten Eingangssituation ergeben könnten. Die Regie der erfreulich stringenten Inszenierung führte der freie Schauspieler und Theaterpädagoge René Wedeward, der neben seinen Engagements auch an der Schauspielschule Siegburg unterrichtet.

Natürlich bringt der Morgen danach nach der Pause bei Rotwein und Kölsch eine neuerliche Wendung ins Theatralische. Im zweiten Teil spielen die Laiendarsteller sich dann auch endgültig frei und verschwinden durchaus glaubwürdig in ihren Rollen. "Fast war das ein zu kurzer Applaus", findet eine Premierenzuschauerin aus Franken, als nach dem zweiten Vorhang - den darf man sich freilich nicht wörtlich vorstellen, denn es gibt keinen - das Licht ausgeht.

Weitere Termine am Freitag, 23., und Samstag, 24. Oktober, ab 19.30 Uhr. Reservierung per E-Mail an kunstraum@kabete.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort