Großtauschtag in Beuel Briefmarken sind eine Männerdomäne

BEUEL · Zu seinem jährlich stattfindenden Briefmarken-Großtauschtag hatte der "Briefmarken-Sammler-Verein 1946 Beuel" (BSV) am Sonntag in das Polizeipräsidium eingeladen. Bei diesem Ereignis ging es jedoch nicht nur um Marken, sondern auch um Ansichtskarten und Münzen.

 Markenbewusst: Volker Krüger (l.) und Gerhard Riegel studieren die reichhaltige Auswahl an seltenen Briefmarken.

Markenbewusst: Volker Krüger (l.) und Gerhard Riegel studieren die reichhaltige Auswahl an seltenen Briefmarken.

Foto: Max Malsch

Doch eindeutig standen die Marken im Mittelpunkt. Kisten voller Alben hatten Vereinsmitglieder oder Besucher dieser Börse in die Kantine des Polizeipräsidiums geschleppt, teils zum Tauschen, teils zum Fachsimpeln, aber auch zum Verkauf, oder lediglich, um zu zeigen, was man hat.

"Schätze schätzen" lautet ein Angebot des Vereins. Ob bei den monatlichen Treffen oder bei diesem jährlichen Großtauschtag - der Laie kann von den Fachleuten seine Sammlung schätzen lassen. In diesem Jahr stand dafür erstmals mit Reinhard Fischer ein Bonner Auktionator zur Verfügung. "Hier kommen ja mehr Menschen zu mir, um ihre Sammlungen schätzen zu lassen als auf einer Messe", meinte er bereits zur Mittagszeit.

Doch viele Laien sind enttäuscht, wenn sie hören, was ihre Sammlung wert ist. Oft sind dies Erbstücke, die für den Sammler einen ideellen Wert darstellen, die aber nur wenig materiellen Wert auf dem Markt haben. Der gute alte Michel-Katalog, den die Laien kennen und der auch hier im Bistro auf vielen Tischen lag, sei nur für einen fairen Tausch geeignet. Das zumindest meinte Christian Gräßler, der Vorsitzende des Vereins.

Auffallend an diesem Tag war, dass der Altersdurchschnitt "gehoben" war und dass so gut wie keine Frauen anwesend waren. "Briefmarken sind eine Männerdomäne, und wir haben ein Nachwuchsproblem", gab Gräßler unumwunden zu. "Für die jungen Leute gibt es heutzutage andere Prioritäten. Wir hoffen, dass sich dieser Trend auch mal wieder umkehrt." Doch mit diesem Problem steht der BSV nicht alleine da. Ob Sportvereine oder Musikvereine, ob Schützen oder Karnevalisten, alle klagen über mangelndes Interesse der Jugend.

Inzwischen bieten Sportvereine Kooperationen mit den Ganztagsschulen an. Darüber hat der Beueler Briefmarken-Sammler-Verein auch bereits nachgedacht. Jedoch hat man keine geeigneten Mitglieder dafür, pensionierte Lehrer zum Beispiel, die für das Sammeln von Briefmarken in den Schulen Werbung machen könnten. "Dabei sind Briefmarken für den Unterricht hervorragend geeignetes Anschauungsmaterial", sagte Gräßler. Denn sie werden unter anderem auch nach Themen gesammelt. Bestimmte Berufe oder Ereignisse sind klassische Sammlermotive. Deutsche Wiedervereinigung und Fußball-Weltmeisterschaften füllen auch hier viele Alben.

Das klassische Sammeln und der klassische Sammler haben sich nicht verändert. Neu hinzugekommen ist lediglich das Internet als Handelsplattform. Aber der Satz "Briefmarken sind die Aktien des kleinen Mannes" sei totaler Blödsinn, so viel war hier zu hören. Denn die wirklich wertvollen Marken sind rar und teuer - zu teuer für den kleinen Mann.

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