Interview mit NPR Kappenstein Bewegende Bilder einer bunten Gefühlswelt

Der junge Künstler NPR Kappenstein präsentiert ab morgen, Freitag, seine zweite Ausstellung mit dem Titel "Autism" im Bistro Dahlienfeld im Polizeipräsidium in Ramersdorf, Königswinterer Straße 500. Die Vernissage beginnt um 17 Uhr. Zu sehen ist die Ausstellung bis Mitte Januar 2016.

 Zeigt Zeichnungen, Tierporträts und Weltraumlandschaften im Polizeipräsidium: NPR Kappenstein.

Zeigt Zeichnungen, Tierporträts und Weltraumlandschaften im Polizeipräsidium: NPR Kappenstein.

Foto: privat

Anke Vehmeier sprach mit dem 25 Jahre alten Künstler.

Warum das Thema Autismus?
NPR Kappenstein: Als angehender Sozialpädagoge arbeite ich seit rund vier Jahren mit Autisten. Ich begleite sie durch den Tag, unterstütze sie bei ihren schulischen Aufgaben, vermittle als "Schnittstelle" zwischen Familie, Therapeuten und Lehrern. Die Arbeit in der Hans-Verbeek-Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung inspirierte mich, mich auch künstlerisch mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Wie sind Sie darauf gekommen, eine Ausstellung zum Thema "Autismus" zu machen?
Kappenstein: Ich finde es faszinierend, mit den Menschen dort zu arbeiten. Sie sind oft verschlossen, und der Zugang zu ihnen erfordert sehr viel Geduld und Einfühlungsvermögen. Ich versuche, mich in ihre Persönlichkeit hineinzuversetzen, wie sie vielleicht denken und fühlen. Dabei kam ich auf die Idee zu versuchen, ihre Gefühls- und Gedankenwelt bildnerisch darzustellen.

Was bedeutet das konkret? Welche Bilder sind bei Ihrer Ausstellung zu sehen?
Kappenstein: Es sind rund 30 Bilder mit zwei Schwerpunktthemen zu sehen: Ein Teil der Werke zeigt Weltraumlandschaften. Da gibt es Galaxien, Supernoven und Sternbilder zu entdecken. Ebenfalls zeige ich Zeichnungen, die spontan und schnell während meines beruflichen Alltags entstehen. Beim zweiten Thema bleibe ich meiner Naturverbundenheit treu und führe das Thema meiner ersten Ausstellung "Animalie" aus dem vergangenen Jahr fort. Es werden unter anderem minimalistische realistische Tierporträts gezeigt. Dabei geht es mir nicht nur darum, komplette Lebewesen zu zeigen, sondern mich interessiert ihre Struktur, die ich zum Beispiel mit zig Tausend Punkten herausarbeite. Menschen mit einer Autismusspektrumsstörung beruhigen klare, gleiche und sich wiederholende Abläufe.

Warum die Weltraummotive?
Kappenstein: Das Universum ist weitestgehend noch wenig erforscht, genauso wie das Spektrum des Autismus. Meine Bilder zeigen, wie ich mir die Gefühlswelt der autistischen Menschen vorstelle, wie auf sie visuelle und akustische Reize wirken könnten. Das Universum scheint auf den ersten Blick chaotisch, mit sehr vielen Einzelelementen und farbig. Autisten erleben zum Beispiel Geräusche viel intensiver als andere Menschen. Aus eigener Anschauung weiß ich auch, dass manche Autisten sehr an Sternenbildern interessiert sind.

Hat Ihre Arbeit auch eine pädagogische Komponente?
Kappenstein: Ja, ich arbeite an einer Förderschule, und über meine Kunst kann ich auch einen Kontakt zu meinen Klienten herstellen. Sie reagieren darauf, stellen Fragen, und ich male gemeinsam mit ihnen.

Wie kam die Verbindung zum Ausstellungsort Polizeipräsidium zustande?
Kappenstein: Ich habe bei einem Konzert im Rahmen des Beethoven-Festes ein Live-Painting der Band gemacht. Hinter mir saßen zwei Polizisten aus Bonn, die haben mich darauf angesprochen und mir vorgeschlagen, doch einmal anzufragen, ob ich nicht im Bistro ausstellen könnte. Ich habe den Betreiber des Bistros, Rolf Köster, kontaktiert und er hat sofort zugestimmt, die Ausstellung zu realisieren.

Was erwartet die Vernissage-Besucher?
Kappenstein: Mir ist wichtig, dass dort jeder willkommen ist und sich eine breite Öffentlichkeit mit dem Thema Autismus beschäftigen kann. Der Eintritt ist frei und für das Kulinarische ist gesorgt. Musikalisch wird die Ausstellung von "Christopher Rumble" aus Berlin und Dresden begleitet. Das Duo besteht aus meinem Bruder Demian, Jazz-Schlagzeuger, und DJ Illvibe, der auch Produzent von Peter Fox und Miss Platnum ist.

Die Ausstellung "Autism" ist vom 6. November bis Mitte Januar im Bistro des Polizeipräsidiums Bonn an der Königswinterer Straße 500 zu sehen.

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