Ennert Licht und Luft für Wild und Wald

BEUEL · 500 Kubikmeter frisch geschlagenes Holz lagern derzeit aufgestapelt im Ennertwald - und das hat seinen Grund: Das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft schneidet seit Anfang November die Straßenränder und Waldwege frei. Mehr Licht und Luft für Mensch und Natur ist der Antrieb der Forstmänner.

 Arbeiten an der Pützchens Chaussee: Die Holzernte-Maschine "Harvester" kann Bäume fällen, den Stamm von Ästen befreien und ihn auf beliebig lange Holzstücke zuschneiden.

Arbeiten an der Pützchens Chaussee: Die Holzernte-Maschine "Harvester" kann Bäume fällen, den Stamm von Ästen befreien und ihn auf beliebig lange Holzstücke zuschneiden.

Foto: Max Malsch

Am deutlichsten wird der Rückschnitt an der Pützchens Chaussee. Zwischen den Einmündungen Am Rehsprung und der Oberkasseler Straße haben die Waldarbeiter auf jeder Straßenseite eine bis zu sechs Meter breite Schneise geschlagen. Wer jetzt von Niederholtorf die Pützchens Chaussee bergab in Richtung Pützchen fährt, dem bietet sich nicht nur ein ungewohnter Anblick, sondern er nimmt deutlich mehr Helligkeit wahr.

"Der Rückschnitt war fällig. Einige Wanderwege und vor allem die Pützchens Chaussee waren so zugewachsen, dass manche Äste von großen Bäumen gegen hohe Lastwagen geschlagen sind", erklärte Bernd Sommerhäuser, zuständiger Revierleiter im Forstbetriebsbezirk Hardt.

Aber es gibt noch einen weiteren Grund: Wenn die Äste deutlich über die Spazierwege im Ennert ragen, kommen zu wenig Licht und Luft am Waldboden an - vor allem in den Wintermonaten. Folge: Die Wanderwege sind ständig nass und matschig.

Neben Licht, Luft und Verkehrssicherungspflichten verbindet das Regionalforstamt mit dem Rückschnitt eine Hoffnung: Wegen des größeren Abstands zwischen Waldrand und Fahrbahn könnte die Zahl der Wildunfälle auf Pützchens Chaussee und Oberkasseler Straße reduziert werden. "Die Wildtiere können die Autos jetzt früher orten, und die Autofahrer werden vor allem die Rehe früher sehen und können dann entsprechend reagieren", vermutet der Revierförster.

Diese Hoffnung gilt vor allem für den Straßenabschnitt der Pützchens Chaussee zwischen Wildforschungsstelle und der Straße Am Rehsprung. Auf diesem kurzen Teilstück dürfen Fahrzeuge 70 Kilometer in der Stunde fahren. Michael Petrak, Leiter der NRW-Forschungsstelle, hat bereits mehrfach bei der Stadt eine Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 50 beantragt. Das Anliegen wurde abgelehnt.

Der Freischnitt der Straßen- und Wegeränder wurde von einem leistungsstarken Harvester erledigt. Mit seinem kräftigen Ausleger kann er Bäume fällen, den Stamm von Ästen befreien und ihn auf nahezu beliebig lange Holzstücke zuschneiden. Und das fast alles in einem Arbeitsgang. "Das spart Zeit und vor allem Personalkosten", sagte der Forstmann.

Die Fällarbeiten an den beiden Straßen wurden ausschließlich an den Wochenenden vorgenommen, um den Berufsverkehr nicht zu stark zu belasten. "Obwohl der Harvester auf dem Standstreifen platziert war und er die abgesägten Bäume zur Waldseite hin hat fallen lassen, mussten wir immer mal wieder kurzzeitig die Fahrbahnen sperren", so Bernd Sommerhäuser.

Die Baumfällungen erfolgen im Zusammenhang mit der Durchforstung der angrenzenden Waldbestände. Denn die Bäume benötigen mit ihrem Wachstum von Jahr zu Jahr immer mehr Platz. Zu eng stehende Bäume entwickeln nur dünne Stämme mit kleinen Baumkronen und sind daher instabil.

Deshalb sind regelmäßige Durchforstungen erforderlich, um junge und mittelalte Waldbestände zu stabilisieren und zu in der Höhe abgestuften Altwäldern zu entwickeln. Dieser Aufbau eines stufigen Waldrandes entlang der Straßen wird jetzt durch die umfangreichen Baumfällungen ermöglicht.

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