Schnäppchen-Markt in Pützchen Lametta bereits im Mai

PÜTZCHEN · Wer denkt im Mai schon an Lametta? An Adventskränze oder Christbaumkugel? Vielen Stammkunden des Schnäppchen-Markts in Pützchen bleibt in diesem Jahr nichts anderes übrig, denn das Sozialkaufhaus und Arbeitslosenprojekt Ende muss Juni schließen.

 Weihnachtsmänner warten drinnen auf neue Besitzer, während draußen die Sonne sommerlich scheint.

Weihnachtsmänner warten drinnen auf neue Besitzer, während draußen die Sonne sommerlich scheint.

Foto: Max Malsch

Der beliebte Weihnachtsverkauf wurde deshalb kurzerhand in den Mai vorgezogen. Seit gestern Morgen liegen in der Halle an der Straße "Am Weidenbach" Weihnachtsdekoration, Baumständern und Kerzen zum Verkauf bereit.

Zwei Dutzend Kunden warten um 10 Uhr schon vor dem Tor auf Einlass. "Bei unseren normalen Weihnachtsverkäufen sind es mehr als hundert", sagt Projektleiter Michael Wolf. Das ganze Jahr über sammeln er und seine Mitarbeiter normalerweise weihnachtliche Artikel, die dann beim großen Weihnachtsmarkt vor dem ersten Advent auf den Verkaufstisch kommen. "Jetzt hatten wir natürlich nur wenige Monate Zeit und haben deswegen längst nicht so viel zusammenbekommen." Deswegen liegen die weihnachtlichen Deko-Artikel diesmal nur im hinteren Teil der Halle aus. "Es ist schon verrückt, dass Menschen heute überhaupt daran denken, Sachen für Weihnachten zu kaufen - immerhin soll es 30 Grad warm werden."

Viele der rund 30 Kunden, die sich wenig später durch die Christbaumkugeln wühlen, die Krippen und Pyramiden begutachten und die Tassen mit weihnachtlichen Motiven, sind aus Nostalgie gekommen, weil sie jedes Jahr beim Weihnachtsmarkt dabei waren, oder auch sonst regelmäßig im Markt auf Schnäppchensuche gehen. Viele bedauern, dass das Sozialkaufhaus nun schließen muss. "Es ist eine Katastrophe für die Leute, die hier einkaufen, für die Leute, die hier ihre Sachen abgeben, und für die Leute, die hier arbeiten", findet Claudia Vostell. Die 60 Jahre alte Vilich-Müldorferin erzählt, dass sie fast jede Woche beim Schnäppchen-Markt vorbeischaut. "Es macht einfach Spaß, etwas Schönes zu erhaschen. Aber ich gebe auch immer wieder Sachen ab: Es ist ein gutes Gefühl, wenn sie nicht verschrottet werden, müssen, sondern jemand sie noch gebrauchen kann."

Ziel des Schnäppchen-Markts ist es unter anderem, Menschen mit geringem Einkommen Dinge des täglichen Gebrauchs preisgünstig anzubieten. Viele der Kunden möchten deshalb ihren Namen nicht in der Zeitung veröffentlicht sehen. Doch zum Einkaufen kommen nicht nur Bedürftige: "Mir ist es etwas unangenehm, weil ich eigentlich nicht darauf angewiesen bin", sagt eine jüngere Frau aus Hangelar. Sie hat sich extra einen Tag Urlaub genommen. Der Weihnachtsverkauf gehörte für sie in den vergangenen Jahren zur Vorweihnachtszeit wie Glühwein und Spekulatius. "Wir sind immer mit mehreren Leuten gekommen, es war etwas ganz Besonderes." Monika Schölzel aus Niederholtorf ist seit 15 Jahren Kundin, kommt normalerweise mit einer Freundin jede Woche in den Schnäppchen-Markt. "Es ist sehr traurig: Bald fehlt uns freitagsmorgens der Anlaufpunkt", sagte die 68-Jährige.

Seit über 20 Jahren holt der Schnäppchen-Markt gut erhaltene Möbel, Bücher, Haushaltswaren und Textilien kostenlos bei privaten Spendern ab und verkauft sie zu geringen Preisen. Von Beginn an waren Langzeitarbeitslose in das Projekt eingegliedert. Doch wie berichtet stellt das Jobcenter die Förderung der sogenannten Ein-Euro-Jobs im Schnäppchen-Markt ein, was das Aus für das Projekt bedeutet.

0Noch bis zum 30. Juni ist der Schnäppchen-Markt, Am Weidenbach 28, montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Auch die Abgabe gut erhaltener Sachspenden bleibt möglich. Im Juni findet ein Ausverkauf statt

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