Marktschule in Pützchen Jahrgangsübergreifender Unterricht vor dem Aus

PÜTZCHEN · Judith Rewer möchte ihrer fünfjährige Tochter gerne für das kommende Schuljahr an der Marktschule in Pützchen anmelden. Vor allem, dass dort in einigen Klassen jahrgangsübergreifend unterrichtet wird, hat Rewer überzeugt.

Vor zwei Wochen wurde das Modell auf einer Informationsveranstaltung für die Eltern der angehenden Erstklässler noch vorgestellt. Doch jetzt hat Rewer einen Brief bekommen: Das bislang praktizierte Modell werde es in dieser Form in Zukunft an der Marktschule nicht mehr geben. Grund sei eine Änderung des Schulgesetzes. Auch die zuständige Bezirksregierung Köln hat auf GA-Anfrage bestätigt, dass es Änderungen zum nächsten Schuljahr an der Pützchener Marktschule geben muss.

Die Marktschule arbeitet seit 17 Jahren in altersgemischten Klassen. Bislang ist es so, dass zwölf Klassen jahrgangsgebunden sind, also nur Schüler eines Jahrgangs gemeinsam unterrichtet werden, in vier Klassen - also einem Zug - aber jeweils zwei Jahrgänge gemeinsam lernen. Julia Bogner-Dannbeck, Mutter einer Zweitklässlerin und Klassenpflegschaftsvorsitzende, hat sehr positive Erfahrungen mit dem altersgemischten Unterricht gemacht.

Als Erstklässlerin hat ihre Tochter gemeinsam mit Viertklässlern gelernt, jetzt wird sie gemeinsam mit den neuen Erstklässlern unterrichtet. "Die Schüler lernen schon sehr früh, sich sozial zu verhalten und Rücksicht aufeinander zu nehmen - ich finde, das ist eine sehr wichtige Kompetenz." Doch eine Organisationsform, wie sie in der Marktschule praktiziert wird, dass nämlich reine Klassen und altersgemischte Klassen parallel laufen, ist nicht mehr rechtskonform. "Die Rechtslage hat sich mit Verabschiedung des achten Schulrechtsänderungsgesetzes im November 2012 geändert", so Freia Johannsen, Pressesprecherin der Bezirksregierung.

Denn darin heißt es, spätestens fünf Jahre nach Bildung eines Grundschulverbundes sei in einer einheitlichen Organisation zu unterrichten. Das Gesetz gehe also implizit davon aus, dass auch in allen anderen Grundschulen die Klassenbildung einheitlich organisiert sei. Deshalb werde die Schule zum nächsten Schuljahr nur eine Organisationsform für die Einschulung anbieten.

Die Frage, warum noch beim Tag der offenen Tür das bislang geltende Konzept vorgestellt wurde, konnte die Bezirksregierung erst einmal nicht beantworten. Auch bei der Stadt Bonn blieb eine entsprechende Anfrage bislang unbeantwortet. Laut Bezirksregierung soll die Schulkonferenz am 2. Dezember tagen und einen Beschluss fassen. Vorher solle es Elternabende in den jahrgangsgemischten Klassen geben, um die Eltern zu informieren und ein Meinungsbild einzuholen, so Johannsen. Vieles spreche dafür, dass ein rein jahrgangsübergreifendes Modell für alle Klassen sich wohl nicht durchsetzen lasse, glaubt allerdings Bogner-Dannbeck.

"Wir bedauern es sehr, dass das Modell nun wohl nicht mehr möglich ist", sagt Judith Rewer. Trotzdem wird sie ihre Tochter wohl an der Markschule anmelden, allein schon, weil sie für die Tochter zu Fuß zu erreichen ist.

Bonner Schulen mit altersgemischten Klassen

Es gibt in Bonn neben der Marktschule in Pützchen acht weitere Grundschulen, die jahrgangsübergreifend arbeiten: Die Carl-Schurz-Schule in Tannenbusch, die Engelsbach-Schule in Ippendorf, die Kettelerschule in Dransdorf, die Marienschule in der Nordstadt, die Montessorischule in Dottendorf, die Münsterschule in der Südstadt sowie die Nikolausschule und die Till-Eulenspiegel-Schule in Kessenich. Von den Änderungen des Gesetzes ist aber laut Bezirksregierung außer der Marktschule nur die Marienschule in der Altstadt betroffen.

Denn sie arbeitet mit der Nordschule in Bonn-Castell, die wiederum keine jahrgangsübergreifenden Klassen hat, im Verbund. Laut der Bezirksregierung wurde dort eine nun notwendige einheitliche Organisationsform noch nicht festgelegt, der Prozess sei aber angestoßen.

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