Interview im Pfarrzentrum Pützchen "Der Künstler ist anwesend"

Dem Trägerverein für das Pfarrzentrum Pützchen gelingt immer wieder, bekannte Künstler für eine Benefizveranstaltung zu gewinnen. Mit Jürgen Becker kommt am 10. März ein Kabarettist nach Beuel, der große Hallen füllt, im Fernsehen präsent ist und für seine entlarvenden Pointen von den Fans gefeiert wird.

 Jürgen Becker tritt mit seinem Programm "Der Künstler ist anwesend" in Pützchen auf.

Jürgen Becker tritt mit seinem Programm "Der Künstler ist anwesend" in Pützchen auf.

Foto: Simin Kianmehr

Über sein Programm "Der Künstler ist anwesend", über Karnevalsfunktionäre und die weiteren Pläne sprach Holger Willcke dem Kabarettisten.

Auf was dürfen wir uns an diesem Abend freuen?
Jürgen Becker: Ich werde mich mit Kultur auf kritisch-humorvolle Weise auseinandersetzen. Und da passt es gut, dass ich in einem Pfarrzentrum auftrete, denn die Kirche ist der Motor der Kunst.

Was kann man sich denn unter Ihrer Kulturreise vorstellen?
Becker: Ich werde Gemälde mit einem Beamer an die Wand projizieren und sie auf meine Art interpretieren. Meine Kulturreise startet bei den alten Ägyptern und führt in die Neuzeit.

Werden Sie auch auf das Spannungsfeld Islam-Karrikaturen und Anschläge eingehen?
Becker: Ja, auf jeden Fall. Religion hat Satire immer schon angezogen. Religion und Humor sind enge Verwandte, weil beide selten vernünftig sind. Mir ist wichtig, deutlich zu machen, dass Kunstfreiheit eine Voraussetzung für Religionsfreiheit ist.

Wie haben Sie den Rückzieher des Festkomitees Kölner Karneval bezüglich der Teilnahme des Charlie-Hebdo-Wagens im Rosenmontagszug empfunden?
Becker: Erst nehmen sie den Mund sehr voll, dann kriegen sie kalte Füße. Für mich war das Festkomitee immer schon der Idiotenhügel des organisierten rheinischen Frohsinns.

Warum gehen Sie so hart mit den Karnevalsfunktionären um?
Becker: Satire lebt vom Überraschungseffekt. Darüber kann man nicht im Internet abstimmen. Das war ein Grundfehler im Umgang mit einem so wichtigen Thema.

Arbeiten Sie schon an einem neuen Programm?
Becker: Ja. Ich schreibe derzeit über die Kulturgeschichte der Fortpflanzung. Ich bin gespannt, was ich am Ende des Tages zu Papier gebracht habe.

Wie viele Auftritte absolvieren Sie in einem Kalenderjahr?
Becker: Ungefähr 100, dazu zählen aber auch Fernsehauftritte.

Ihr Radioprogramm "Frühstückspause" mit Didi Jünemann hat sich zu einem erfolgreichen Dauerbrenner entwickelt. Wann sind Sie damit auf Sendung gegangen?
Becker: Seit 1990 frühstücken und kalauern wir beide zusammen. Und das jeden Freitag zwei Minuten und 30 Sekunden lang, außer Karfreitag.

Zur Person

Jürgen Becker wurde 1959 in Köln geboren. Von Beruf ist er grafischer Zeichner, Sozialarbeiter und Lastwagenfahrer. Als Kabarettist ist er seit 1984 unterwegs. Angefangen hat er bei der Stunksitzung in Köln. Er war dort zwölf Jahre Mitglied des Ensembles. Sein erstes Soloprogramm hieß "Biotop für Bekloppte". Becker ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt in der Kölner Südstadt.

Gastspiel

Am Dienstag, 10. März, gastiert Jürgen Becker im Pfarrzentrum in Pützchen, Adelheidisplatz 8. Beginn ist um 20 Uhr, Einlass um 18.30 Uhr. Der Erlös dient der Sanierung des Dachs. Das Pfarrzentrum wird von einem Förderverein unter Vorsitz von Willi Härling unterhalten. Eintrittskarten sind an der Abendkasse zum Preis von 25 Euro erhältlich. Im Vorverkauf gibt es Karten bei Willi Wester, Tel. 0228 9483383.

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