Sensationelle neue Erkenntnisse Oberkasseler Menschen wuchsen im Rheinland auf

BEUEL · Liane Giemsch, die Leiterin des Wissenschaftsprojektes am LVR-Landesmuseum präsentiert sensationelle, neue Erkenntnisse über das Steinzeitpärchen.

Sensationelle Erkenntnisse zu den Oberkasseler Menschen und ihrem Hund hat die Leiterin des Wissenschaftsprojektes am LVR-Landesmuseum, Liane Giemsch, am Donnerstagabend im Mehlemschen Haus in der Rheinaustraße präsentiert. 30 Wissenschaftler weltweit forschen mit modernsten Methoden an den Skeletten aus der späten Eiszeit, die genau vor hundert Jahren am Oberkasseler Stingenberg entdeckt wurden.

"Das Fundensemble zählt mit seiner Kombination aus zwei menschlichen Skeletten, aus kleinen Kunstwerken und nicht zuletzt aus einem der ältesten Hundeskelette zu den wichtigsten Quellen des späten Eiszeitalters weltweit", sagte Liane Giemsch beim Stroof-Kolleg des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch.

Mit der modernen Radiocarbon-Methode konnten die Forscher nun bestätigen, dass die Funde 14.000 Jahre alt sind. "Mit Hilfe der Strontiumisotopenanalyse, sie dient unter anderem zur Analyse von prähistorischem Migrationsverhalten von Menschen und Tieren, konnten wir nachweisen, dass die Oberkasseler Menschen ihre Kindheit im Rheinland verbracht haben. Der Mann und die Frau jedoch in unterschiedlichen Regionen. Sie waren hoch mobil", erklärte die Wissenschaftlerin.

Ferner gelang den Forschern, einem Team aus Forensikern, Ethnographen, Archäologen und Volkskundlern, die seit 2008 intensiv an den Funden arbeiten, der Nachweis, dass es sich, wie früher einmal vermutet, nicht um Geschwister handelt. Der Altersunterschied der beiden beträgt rund 15 bis 20 Jahre. Die Frau war vermutlich 20 bis 25 Jahre alt, der Mann etwa 40.

Mittels einer Analyse fossiler DNA haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass die Oberkasseler Menschen genetisch den heutigen Sami im finnischen Lappland ähneln. "Außerdem wissen wir nun, dass die Menschen Afrika erst vor 95.000 Jahren verlassen haben. Das ist später als bisher angenommen wurde", so Giemsch. Ferner haben die Forscher ermittelt, dass die Frau zumindest ein Kind auf die Welt gebracht hat. "Und wir haben entdeckt, dass der Mann einen verheilten Bruch an der rechten Elle und einen Sehnenabriss am rechten Schlüsselbein hatte. Die Verletzungen stammen vermutlich vom gleichen Sturz und haben ihn zeitlebens beeinträchtigt", sagt Giemsch.

Auch das Skelett des Hundes brachte sensationelle Neuigkeiten: Demnach können die Wissenschaftler nun davon berichten, dass der Beginn des Domestizierung von Tieren vor etwa 18.000 bis 32.000 Jahren datiert und nicht wie bisher gedacht, vor 15.000 Jahren. "Das sind wichtige neue Fakten für uns", erklärt die Leiterin des Wissenschaftsprojektes am LVR-Landesmuseum.

Info

Dokumentiert sind die Ergebnisse in der Ausstellung "Eiszeitjäger. Leben im Paradies". Sie ist bis zum 28. Juni zu sehen im LVR-Landesmuseum, Colmantstraße, geöffnet Dienstag bis Freitag von 14 bis 16 Uhr; Sonntag 11 bis 18, Samstag 13 bis 18 Uhr. Angeboten werden faszinierende Mitmachaktionen wie Steinzeit-Memory oder Speerschleudern.

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