Museum zur Geschichte der Juden im Rheinland Aus für das Kleine Jüdische Lehrhaus

OBERKASSEL · Das "Kleine Jüdische Lehrhaus" an der Oberkasseler Jakobstraße ist seit Anfang August geschlossen, die letzten Führungen fanden Ende Juli statt. "Die Schließung hatte zwei Gründe", erläutert Gabriele Wasser vom ehemaligen Trägerverein: "Zum einen sind die Anforderungen an den Brandschutz derartig restriktiv geworden, dass es uns finanziell einfach nicht mehr möglich war, ihnen gerecht zu werden."

 Mit Ausstellungsstücken und einer Reihe von Vorträgen und Aktionen lockte das "Kleine Jüdische Lehrhaus" 1300 bis 1500 Besucher pro Jahr.

Mit Ausstellungsstücken und einer Reihe von Vorträgen und Aktionen lockte das "Kleine Jüdische Lehrhaus" 1300 bis 1500 Besucher pro Jahr.

Foto: Max Malsch

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich die Situation nach einer Begehung der Feuerwehr angedeutet: An die 20 000 Euro hätte der Verein für Brandschutz und energetische Sanierung aufbringen müssen, um auch in Zukunft Vorträge in dem knapp 100 Quadratmeter großen Raum anbieten und die umfangreiche Ausstellung der Öffentlichkeit weiterhin zugänglich machen zu können.

"Das ist für einen Verein, der ohne jede öffentlichen Mittel auskommen muss, einfach nicht zu stemmen - nach Prüfung aller Optionen blieb uns keine andere Wahl, als das Museum zu schließen", bedauert Wasser.

Zum anderen habe es aber auch massive Nachwuchsprobleme gegeben: "Menschen zu finden, die sich ehrenamtlich im Vorstand eines Vereins engagieren wollen, ist leider immer schwieriger geworden", so die rührige Oberkasselerin. Es habe sich leider niemand finden lassen, der den Verein, der sich mit Vortragsreihen und Führungen seit Jahren der Erforschung und Dokumentation des jüdischen Lebens im Rheinland widmet, hätte weiterführen wollen.

"Und das, obwohl ich finde, dass der Auseinandersetzung mit jüdischem Leben in Deutschland - gerade auch vor dem Hintergrund massiver Einwanderung aus dem arabischen Raum - eine äußerst wichtige Rolle bei der Integration zukommen sollte", sagt Wasser. Seit acht Jahren gibt es das kleine Haus; zwischen 1300 und 1500 Besucher konnten die Museumsmacher jedes Jahr begrüßen: "Bonn hat ja eine wunderbar geführte Gedenkstätte - aber wir spannen einen weiteren historischen Bogen bis in die Römerzeit", so Wasser.

Wie ist jüdische Geschichte in die deutsche eingebunden, sei eine der zentralen Fragen, zu deren Beantwortung das Museum seinen Beitrag leistete. "Das ist in der Region im Augenblick einzigartig - ich weiß ja schließlich nicht, ob ich die Eröffnung des Jüdischen Museums in Köln noch erleben werde."

Ganz verloren ist die Sammlung allerdings nicht: Der Verein als Träger des kleinen Museums hatte sich zwar ebenfalls Anfang August aufgelöst; einige engagierte ehemalige Mitglieder um Wasser und ihren Mann Eli Harnik wollen aber die Aufklärungs- und Dokumentationsarbeit im Rahmen eines Freundeskreises weiterführen.

Die gesamte Sammlung, die im Augenblick eingelagert ist, kann zudem wohl ab Ende nächsten Jahres im Oberdollendorfer Brückenhofmuseum besichtigt werden: Dort haben Wasser und ihre Mitstreiter Unterschlupf gefunden. Bereits vor einigen Jahren gab es eine große Sonderausstellung mit Leihgaben des Kleinen Lehrhauses. Die Oberkasseler hatten damals nicht nur Exponate zur Verfügung gestellt, sondern auch das Konzept der Schau mitentwickelt.

)In dem ehemaligen Winzerhof gibt es einen kleinen Raum, der im Augenblick noch für eine andere Ausstellung genutzt wird: "Der ist zwar etwas kleiner als unser Museum, aber es gibt Platz genug für unsere wichtigsten Stücke", zeigt Wasser sich zuversichtlich. "Zahlreiche zeitgeschichtliche Dokumente wie die Urkunde des Kurfürsten Joseph-Clemens zum Schutz der Juden aus dem Jahr 1700, eine Thorarolle aus dem Mainzer Raum vom Ende des 19. Jahrhunderts und diverse Publikationen Bonner Gelehrter werden so in Zukunft wieder öffentlich zugänglich sein", freut sich der Museumsleiter des Brückenhofmuseums, Peter Kummerhoff.

"Das Angebot an Vorträgen werden wir allerdings etwas zurückfahren müssen", so Gabriele Wasser: "Von den gut 80 ehemaligen Vereinsmitgliedern engagiert sich noch eine Gruppe von etwa 16 Personen."

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