Ernst Walder aus Oberkassel Vom Laienorchestermitglied zum Berufsmusiker

OBERKASSEL · Ernst Walder hört sofort, wenn einer seiner Musikschüler nicht geprobt hat. "Dann dauert es erst eine Viertelstunde, bis ein sauberer Ton kommt", sagt er. Der pensionierte Musiker, ehemaliges Mitglied des Beethoven-Orchesters, leitet seit rund zwei Jahren den Bläserkreis der evangelischen Kirchengemeinde Oberkassel.

 Michael Gurath inmitten seiner Mitspieler vom Bläserkreis Oberkassel.

Michael Gurath inmitten seiner Mitspieler vom Bläserkreis Oberkassel.

Foto: Nicolas Ottersbach

Obwohl es mittlerweile viele neue Musiker gibt, suchen die Bläser Nachwuchs. Die Proben sind kostenlos, für kleines Geld können sich Anfänger ein Instrument bei der Kirchengemeinde ausleihen.

Walder gibt sogar Einzelunterricht, wenn sich die Schüler anstrengen. Voraussetzung sei, dass alle zwei Tage zu Hause geübt werde. "Der Idealfall wäre natürlich, jeden Tag zu proben. Doch das ist bei der immer knapper werdenden Freizeit schwierig." Trotz der vielfältigen Förderangebote betont Walder, dass der Bläserkreis keine Musikschule ist. Alle Musikstücke sind in C geschrieben und müssen deshalb für Trompete und Posaune nicht transponiert werden. Das mache das Zusammenspiel im Bläserkreis leichter.

Sobald jemand aber im Orchester anfangen wolle, müsse er das Transponieren, also das Umschreiben der Noten um gewisse Tonhöhen, lernen. Das kann der elfjährige Michael Gurath noch nicht, obwohl er von Beginn an mit Walder spielt. "Trotzdem macht es Spaß", sagt er. Früher konnte er noch keine Noten lesen, bis Ernst Walder ihm einen Trick verriet. Er sollte die Trompetengriffe unter die Noten schreiben. "Dadurch kommt das ganz von selbst", so Walder. Der Vorteil bei dieser Methode sei, dass die Bläser sofort mitspielen könnten.

Müssten sie zunächst Noten lernen, wären sie viel zu langsam. Neben dem Bläserkreis, der bei Gottesdiensten, Gemeindefesten und Konzerten mitwirkt, gibt es drei Jungbläser-Ensembles verschiedener Stufen: für Anfänger, Fortgeschrittene und noch bessere Musiker. Beginnt jemand ohne jegliche Kenntnisse, durchläuft er alle drei Gruppen, unabhängig vom Alter. So wie die 44-jährige Claudia van Allen, die vor zwei Jahren bei den Bläsern einstieg. "Ich habe mir auch zuerst ein Instrument geliehen, mittlerweile habe ich eine eigene Trompete", sagt sie. Sie zahlt einen Mitgliedsbeitrag im Förderverein, der den Bläserkreis unterstützt.

Auch Ernst Walder fing einst wie seine Schüler an, in München bekam er als Jugendlicher Unterricht in einem evangelischen Bläserkreis. "Ohne diese Chance hätte ich es nicht zum Berufsmusiker geschafft", sagt er. Deshalb möchte er heute etwas zurückgeben und spielt auch selbst im Oberkasseler Bläserkreis mit. Irgendwann möchte er nur noch Dirigent sein. Dafür gibt es aber noch zu wenige Musiker.

Wer beim Bläserkreis mitmachen möchte, kann sich bei Ernst Walder unter 0228/284197 informieren.

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