Jens Anders in Oberkassel Viele wollen Pfarrer nicht ziehen lassen

OBERKASSEL/DOLLENDORF · Was schadet mehr, und vor allem wem: Eine öffentliche Diskussion um die Personalie Jens Anders oder stillschweigendes Akzeptieren, dass der evangelische Pfarrer von Oberkassel keine Entfristung seines Arbeitsvertrages erhält?

Oberkasseler, die am Sonntag zur Gemeindeversammlung in die Schwestergemeinde nach Dollendorf gekommen waren, wollten jedenfalls der Bitte von Superintendent Reinhard Bartha vom Kirchenkreis an Sieg und Rhein, das Thema nicht zu diskutieren, nicht nachkommen. Neben Zuspruch und Vertrauensbekundungen für Anders gab es auch Kritik am Vorgehen des Presbyteriums, das eine Entfristung abgelehnt hatte.

Das Interesse an dieser Versammlung im Anschluss an den Sonntagsgottesdienst war groß, jeder verfügbare Stuhl im Gemeindezentrum besetzt. Wie berichtet, läuft der Arbeitsvertrag von Pfarrer Anders im kommenden Jahr nach zehn Jahren aus. Auf der Versammlung wiederholte Anders, dass er dem Presbyterium vertraue, mit seiner Entscheidung verantwortlich umzugehen.

Trotzdem wurde diskutiert, und Vorwürfe wie der, dass die Presbyter "in aller Stille" diese Entscheidung über die Köpfe der Oberkasseler Gemeinde hinweg getroffen hätten, heizten die Stimmung an. Dabei wurde deutlich, dass die Kirchengemeinde gespalten ist. Für die Amtsausübung sei das ein Problem, sagte Bartha: "Pfarrer sind darauf angewiesen, dass um ihre Person keine Spaltung oder Parteiung geschieht."

Ein Deckel müsse zum Pott passen, sagte Bartha, und das sei aus Sicht der Presbyteriumsmehrheit hier nicht der Fall. Anders werde sicher einen neuen Arbeitsplatz finden, versuchte er zu beschwichtigen. Einige Oberkasseler konnten aber nicht nachvollziehen, warum sie einen beliebten Pfarrer ziehen lassen sollten, um zu riskieren, dass sich kein neuer findet.

Es gab auf der Versammlung aber auch andere Themen. Bei seinem Bericht über die Arbeit des Presbyteriums ging Heinz Gesche auf die Veränderungen ein, die die Landeskirche anstrebt: Bis 2018 solle der Landeshaushalt um 20 Millionen Euro gekürzt werden, was sich auch auf den Gemeindehaushalt auswirken würde. Deswegen wolle man mehr mit Nachbargemeinden kooperieren.

Udo Blaskowski erläuterte die geplanten Maßnahmen am eingruppigen Oberkasseler Kindergarten. Die Landeskirche sehe nur Sinn in einer mehrgruppigen Kita, weshalb man jetzt einen kurzzeitigen Umzug in die Zipperstraße 4 anstrebe, während das bisherige Kitagelände samt Parkanlage verkauft werde. Dafür wolle man das Küsterwohnhaus und das Jugendzentrum mit erneuern. Dafür seien 2 163 500 Euro Gesamtkosten veranschlagt, davon 841.850 Euro für die Kita.

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