Interview mit Franziska Kunka "Solange ich kann, mache ich es"

OBERKASSEL · Mit 86 Jahren könnte es Franziska Kunka langsam ruhig angehen lassen. Eine Verabredung mit Freundinnen hier, ein Spaziergang dort und dann und wann ein wenig Gartenarbeit. Doch Kunka reicht das nicht: Seit 62 Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich in der Katholischen Öffentlichen Bücherei Oberkassel. Über ihren Einsatz sprach sie mit Silke Elbern.

 Viele Werke aus dem Büchereibestand hat Franziska Kunka selbst gelesen.

Viele Werke aus dem Büchereibestand hat Franziska Kunka selbst gelesen.

Foto: Max Malsch

Frau Kunka, wie kamen Sie 1951 an ihr Ehrenamt?
Franziska Kunka: Der damalige Kaplan Rohde sprach meine Freundin Regina Härle und mich an, ob wir die Bücherei nicht übernehmen wollten. Ich hatte nur eine halbe Stelle in einem Haushalt als Hilfe, weil ich mich um meine alten Eltern kümmern musste. Da blieb noch ein wenig Zeit über, wobei ich auch einen bezahlten Zusatzjob gut hätte gebrauchen können.

Heute hat die Bücherei 4000 Medien. Wie viele waren es damals?
Kunka: So um die 300, die waren alle im Blauen Salon, einem kleinen Raum im Pfarrheim untergebracht. Und wenn ein Buch nicht konservativ genug war oder zu viel Liebe enthielt, gab es von den Lesern durchaus Kritik.

Woher wussten Sie denn, was in der Bücherei zu tun ist?
Kunka: Wir hatten keine Ahnung und waren vor unserem ersten Einsatz sehr aufgeregt.

Was war Ihre Aufgabe?
Kunka: Ich habe mich um die Ausleihe und die Statistik gekümmert. Heute nehme ich die Bücher an, meine Kollegin Roselies Klimmer kümmert sich um die Ausleihe. Wir machen alle Bücher sauber und sortieren sie wieder ein.

Was hat sich verändert in all den Jahren?
Kunka: Früher haben wir für die Bücher Schutzhüllen aus grauem Papier gebastelt. Das hatten wir aus der Sackfabrik. Heute stecken sie in abwaschbaren Klarsichtfolien. Außerdem hatten wir früher nur an zwei Tagen pro Woche geöffnet, jetzt sind es drei bis vier. Und wir arbeiten immer noch mit Karteikarten.

Das ist aber umständlich.
Kunka: Das vielleicht schon. Aber unser Team besteht aus vielen Älteren und für uns wäre es schwierig, noch auf Computer umzusteigen. Die Digitalisierung des Katalogs ist aber für 2014 geplant. Wir würden uns sehr über jüngere Leute freuen, denn wir sind ja auch mal krank oder fahren in Urlaub. Aber modern sind wir auf einem anderen Gebiet: Wir haben jetzt endlich ein Telefon in der Bücherei, so dass die Leute ihre Bücher telefonisch verlängern lassen können und nicht mehr extra vorbeikommen müssen.

Lesen Sie eigentlich selbst gerne?
Kunka: Ja, sogar jeden Abend im Bett ein paar Seiten. Neuerscheinungen leihe ich mir besonders gerne aus. Romane und Biografien mag ich sehr, Krimis weniger.

Haben Sie sich vorgenommen, die 65 Jahre Ehrenamt noch voll zu machen?
Kunka: Vorgenommen nicht, aber solange ich kann, mache ich weiter. Das Schöne ist, dass man mit den unterschiedlichsten Menschen zusammenkommt.

  • Die Katholische Öffentliche Bücherei St. Cäcilia, Kastellstraße 21, in Oberkassel ist dienstags von 15 bis 17 Uhr, mittwochs von 15 bis 18 Uhr, samstags von 15.45 bis 16.45 Uhr und jeden dritten Sonntag von 11 bis 12 Uhr geöffnet.

Zur Person

Franziska Kunka wurde am 24. Mai 1928 in Oberkassel geboren. Sie war nie verheiratet. Die Seniorin ist Zeit ihres Lebens gerne geradelt und hat viel im Garten gearbeitet. Heute haben die Blumen die Oberhand gewonnen über die Nutzpflanzen, aber Franziska Kunka baut immer noch Kartoffeln, Bohnen, Sellerie oder Möhren an. Für ihren ehrenamtlichen Einsatz in der Bücherei hat sie diverse Ehrungen der Katholischen Kirche erhalten.

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