Gespräch am Wochenende Rolf Sülzen ist Chef von 31 Vereinen in Oberkassel

OBERKASSEL · Er ist ein "Vereinsmeier" im besten Sinne. Denn Rolf Sülzen ist quasi der Chef aller 31 Vereine in Oberkassel. Wie ein Dirigent muss der Vorsitzende des Verbandes der Ortsvereine alle - Sportler, Sänger, Karnevalisten, Junggesellen und Heimatforscher - unter einen Hut zu bringen. Im GA-Interview sprach Rolf Sülzen über Themen, Termine und Traditionen.

 Plattform für Vereinsnachrichten: Vorsitzender Rolf Sülzen mit der Oberkasseler Zeitung.

Plattform für Vereinsnachrichten: Vorsitzender Rolf Sülzen mit der Oberkasseler Zeitung.

Foto: Max Malsch

Was bedeutet Heimat für Sie?
Rolf Sülzen: Heimat ist dort, wo ich zu Hause bin. In bin hier geboren, bin in Oberkassel aufgewachsen und habe immer hier gelebt. Einmal bin ich ausgebrochen - nach Küdinghoven. Das sind ganz anderen Menschen, da bin ich nicht zurecht gekommen und nach vier Monaten direkt zurück nach Hause. Ich kann mir nicht anderes vorstellen, als in Oberkassel zu leben.

Wie wichtig sind Vereine für Sie?
Sülzen: Ich bin ein echter Vereinsjeck. Von Kind an war ich immer in Vereinen. Meine Eltern haben gesagt, ich soll mir einen Verein aussuchen. Ich wollte aber immer überall mitmischen. Da wächst man so rein. Ich war immer Mitglied in verschiedenen Vereinen, zum Beispiel 25 Jahre bei der Feuerwehr.

Wie sind Sie zu Ihrem Amt gekommen?
Sülzen: Vor sieben Jahren wurde ich vom Verband angesprochen, ob ich den Posten des Vorsitzenden übernehmen will. Das passte damals sehr gut, denn ich war aus verschiedenen Gründen nach und nach aus den Vereinen ausgetreten. Plötzlich war ich kein Mitglied mehr. Da kam die Anfrage sehr gelegen und passte, denn jetzt kann ich wieder bei allen Vereinen mitmischen.

Welche Aufgabe hat der Ortsverband?
Sülzen: Oberkassel hat eine sehr lebendige Vereinslandschaft. Als der Verband gegründet wurde, waren es 16 Vereine, die koordiniert werden mussten. Heute ist der Verband noch wichtiger, denn wir haben rund 5500 Mitglieder in den 31 Vereinen. Wir sorgen dafür, dass sich die Veranstaltungen nicht überschneiden, besuchen die Jubiläen der Vereine und richten die Seniorenweihnachtsfeier im Namen der Vereine aus. Da kommen jedes Jahr rund 250 Gäste, für die wir ein weihnachtliches Programm mit Auftritten aus den Vereinen organisieren. Außerdem richten wir die Kranzniederlegung am Volkstrauertag aus.

Was machen Sie noch?
Sülzen: Wir bringen einmal im Jahr die Oberkasseler Zeitung heraus. In der können sich Vereine mit ihren Nachrichten präsentieren. Die Zeitung hat eine Auflage von 4000 Exemplaren und wird in jeden Haushalt verteilt. Wir sind aber auch Ansprechpartner der Bürger für ganz allgemeine Probleme, wenn sie sich über Hubbel oder Löcher in der Straße, Poller oder Ampeln aufregen. Doch dafür sind wir nicht mehr zuständig. Dafür haben wir einen Bürgerverein.

Welches ist der älteste und welches der jüngste Verein?
Sülzen: Der älteste ist der Junggesellenverein von 1794, und unser Fußballverein wurde 1910 gegründet. Der jüngste ist tatsächlich der Bürgerverein. Das ist ungewöhnlich, denn in Bonn sind Bürgervereine oft sehr alt. Wir hatten ja stattdessen den Verband, der Ansprechpartner für die Bürger war.

Kommen alle Vereine zusammen?
Sülzen: Ja, wir machen eine Jahreshauptversammlung zu der jeweils zwei Vertreter jedes Vereins kommen. Zum Frühjahrstreffen sind dann alle Vorstände eingeladen. Das ist wichtig, damit man sich austauschen kann und auch neue Gesichter in den Vereinen kennenlernt.

Was sind die Knackpunkte der Vereine untereinander?
Sülzen: Wir haben hier in Oberkassel noch nicht den ganz großen Ärger gehabt. Aber bei den Terminen gibt es schon mal Streit. Natürlich wollen alle ihre Feste im Sommer machen. Und da will natürlich jeder mit dem Kopf durch die Wand. Unsere Aufgabe ist es, dann zu vermitteln, aufzuklären und Lösungen zu suchen. Insgesamt kann man aber sagen, dass wir ein großes Miteinander haben.

Wie zeigt sich das?
Sülzen: Zum Beispiel bei unserer Kirmes. Da ist der ganze Ort fünf Tage lang auf den Beinen und alle sind eingebunden und helfen mit: Vereine, Familien, Kegelclubs, Nachbarn. Doch wir merken auch, dass die Leute schwieriger werden und sich über die vielen Feste beschweren. Da gehen wir dann hin, klären auf und versuchen alle einzubinden.

Welche Ziele gibt es?
Sülzen: 2014 steht im Zeichen der 100-Jahrfeier Oberkasseler Mensch. Dem fiebern alle entgegen. Es wurde bereits ein Arbeitskreis gegründet. Das wird eine große Sache.

Zur Person

Rolf Sülzen wurde am 21. Februar 1970 in Bonn geboren. Er ist gelernter Berufskraftfahrer, hat dann 25 Jahre als Dachdecker im Betrieb seines Bruders gearbeitet. Seit Oktober 2008 ist er Vorsitzender des Verbandes der Ortsvereine Oberkassel.

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