Streit wegen Kanalsanierung Oberkasseler soll sein Gartenhaus abreißen

OBERKASSEL · Überrascht war Kurt Schmidt, als er Anfang Oktober die Post in seinem Haus Am Kriegersgraben durchging. Gerade war der Rentner mit seiner Frau aus Ungarn zurückgekehrt, wo die beiden seit Jahren die Sommermonate verbringen.

 Kurt Schmidt will sein Gartenhaus in Oberkassel nicht abreißen, schon gar nicht für eine Baumaßnahme, die er für überflüssig hält.

Kurt Schmidt will sein Gartenhaus in Oberkassel nicht abreißen, schon gar nicht für eine Baumaßnahme, die er für überflüssig hält.

Foto: Johanna Heinz

Unter den Briefen war auch ein Informationsschreiben der Stadt. Das Tiefbauamt plane, die städtischen Abwasserkanäle in der Siedlung zu erneuern. Auch ein Kanal, der sich unter seinem Grundstück befinde, müsse in ordnungsgemäßen Zustand gebracht werden. Bis zum Sommer müsse Schmidt daher sein Gartenhaus abreißen. Doch Schmidt sieht das gar nicht ein. Zumal das Gartenhaus mehrere tausend Euro gekostet habe.

Nicht nur Schmidts Garten wird während der Baumaßnahme zur Baugrube. Auch das Nachbargrundstück sei betroffen, heißt es in dem Schreiben. Doch Kurt Hakner, dem das betroffene Grundstück gehört, hat erst durch Nachbar Schmidt überhaupt von dem Vorgang erfahren. "Ich hatte keine Ahnung, obwohl in dem Anschreiben an Herrn Schmidt explizit mein Grundstück erwähnt wurde."

Als er sich bei der Stadt beschwerte, sei aber schnell reagiert worden. Nun fand eine Ortsbegehung mit den beiden Anwohnern und Vertretern des Tiefbauamtes statt. "Dabei verstehe ich nicht, wieso die Maßnahme überhaupt notwendig ist: Es gibt in der Straße schon zwei Kanäle und die sind vollkommen ausreichend dimensioniert. Es hat, soweit ich weiß, bislang keinerlei Probleme gegeben", sagt Schmidt. Gerade angesichts der klammen Haushaltslage der Stadt sei eine solche Maßnahme völlig unverständlich.

Zudem, so glaubt Schmidt, wisse die Verwaltung überhaupt nicht, wo die aktuellen Kanäle verliefen. "Die Unterlagen darüber scheinen verloren gegangen zu sein, als die Siedlung der Stadt Bonn zugeschlagen wurde," so der ehemalige Mitarbeiter des Bundesarbeitsministeriums.

Der Kanal unter dem Garten entwässert Regen- und Schmutzwasser von zehn bebauten Grundstücken, hieß es gestern auf Anfrage beim städtischen Presseamt. Er sei in Betrieb, sanierungsbedürftig und zu klein dimensioniert. Die Annahme, dass der Kanal nicht in Betrieb sei, sei vor Ort leicht widerlegt worden. Auch, dass in der Straße bereits zwei ausreichende Kanäle liegen, stimme nicht. Der Stadt lägen zudem Pläne zur bestehenden Kanalisation vor, die schlüssig seien und vor Ort verifiziert werden konnten.

"Der Kanal befindet sich teilweise in sanierungsbedürftigem Zustand und liegt überwiegend auf privaten Grundstücken. Damit ist die Unterhaltung dieser Kanäle für die Stadt Bonn erschwert oder nicht möglich," teilte das städtische Tiefbauamt mit. Zukünftig solle der städtische Kanal daher in städtischen Liegenschaften und damit in die öffentliche Verkehrsfläche verlegt werden.

Die Gesamtkosten der Kanalbaumaßnahme lägen noch nicht vor. Ob Anwohner an den Kosten beteiligt werden sollen, werde derzeit noch geprüft. Die Anwohner sollen in einer Bürgerversammlung noch über die Maßnahme informiert werden.

Das Tiefbauamt wolle prüfen, ob es auch ausreicht, nur einen Teil des Gartenhauses zurückzubauen oder ob unterirdisch Arbeiten möglich sind. Für Schmidt steht jedenfalls fest: "Ich reiße es nicht ab. Da muss die Stadt mich schon verklagen."

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