Urlaubsunfall Oberkasseler nach Unfall im Meer querschnittsgelähmt

OBERKASSEL · Ein Urlaub auf der der kroatischen Insel Pag veränderte das Leben von Christoph Herschel für immer. Der Oberkassler verletzte sich im Meer und ist nun querschnittsgelähmt.

Fünf gute Freunde und Sonne satt auf der kroatischen Insel Pag - das sind gute Zutaten für einen unbeschwerten Sommerurlaub. So kann Christoph Herschel nicht ahnen, dass der Besuch einer ins Meer gebauten Bar sein bisheriges Leben beenden wird. Mit vier Freunden hat sich der Oberkasseler im Juli an die Adria-Küste aufgemacht. Der Urlaub ist schon fast vorbei, als der 24-Jährige zu einer verhängnisvollen Aktion ansetzt: Von einem der vielen Sprungtürme an der Bar hechtet er ins Meer - und ist seitdem querschnittsgelähmt.

"Es wird vermutet, dass er auf einer Sandbank aufgekommen ist", erzählt seine Mutter Eva Herschel im Haus der Familie in Oberkassel. Christoph selbst liegt noch in einer Reha-Klinik in Duisburg und hat seinen Eltern das Okay gegeben, mit dem General-Anzeiger zu sprechen. Geht es um den Unfall, fällt genau das Eva und Stephan Herschel schwer. Geht es um kleine, teils winzige Fortschritte, die ihr Sohn seitdem macht, sprudelt es nur so aus ihnen heraus.

"Seine Finger spürt er langsam, aber sie haben noch keine Kraft", so die Mutter. Es schwingt viel Hoffnung mit in ihren Worten, denn noch wirken auch die OP und Schwellungen auf das Nervensystem ein. Die Hoffnung bezieht sich allerdings nur auf den Oberkörper. "Uns ist auch klar, dass Chris wohl nicht mehr herumhüpfen wird, sondern im Rollstuhl bleibt", ergänzt der Vater.

Diese Tatsache hat nicht nur Familie, Freunde und Nachbarn völlig geschockt. Auch Christophs Kollegen vom Malteser Hilfsdienst wollten die Nachricht anfangs nicht glauben. Nach seiner dreijährigen Ausbildung als Rettungsassistent in Bonn arbeitete der 24-Jährige seit Anfang des Jahres in der Wache Sankt Augustin. "Aber nach der ersten Betroffenheit war uns auch klar, dass wir etwas tun müssen", sagt Malteser-Mitarbeiter Michael Willer aus Bonn. Ein Konto für die Soforthilfe wurde eröffnet.

"Allein der Rücktransport aus Zadar mit Privatflugzeug, Notärztin und Sanitäter war sehr teuer, das soll die Familie nicht zahlen müssen", so Willer. Und es werden weitere Kosten anfallen. Mit seiner Schwester Lara (23) hat der Oberkasseler im Souterrain des Elternhauses gewohnt. "Zugang und Wohnung sind nicht behindertengerecht", deutet die Mutter einen Umbau an.

"Die Pläne und Träume, die Christoph vor dem Unfall hatte, sind erstmal abgehakt"
Eva Herschel, Christophs Mutter

[kein Linktext vorhanden]Dass seine Geschichte öffentlich geworden ist, liegt auch an der eigens eingerichteten Facebook-Seite eines Kollegen, die eigentlich nur für Freunde gedacht war. Dort nehmen immer mehr Menschen durch Teilen des Inhalts Anteil. "Und hier posten wir Malteser auch Aktionen, die wir für Christoph planen", sagt Willer. So werden Blutspendeaktionen veranstaltet, deren Einnahmen auf das Konto fließen und beim Rheinauen-Flohmarkt am 19. September haben die Malteser einen großen Stand, dessen Erlös ebenfalls an den 24-Jährigen geht. "Für uns als christliche Organisation ist es Ehrensache, ihm zu helfen", meint Willer.

Drei bis sechs Monate wird Christoph seine Reha noch in Duisburg absolvieren müssen. Spätestens alle drei Tage fahren Eltern oder Schwester zu ihm. Wie es ihm derzeit geht? Lara denkt kurz nach: "Als er noch auf der Intensivstation lag, war es schwieriger, aber jetzt kann er im Rollstuhl auch mal raus und macht schon wieder seine Witzchen." Was ist mit den Freunden, die beim Unfall dabei waren?

"Sie haben einen noch engeren Kontakt und unterstützen uns ebenfalls", erzählt die Mutter. So haben auch sie ihre Aussage zu dem Unfall bei der kroatischen Polizei abgegeben. Die Versicherung der Herschels prüft gerade eine mögliche Haftung des Barinhabers. "Wir glauben allerdings, dass der eher seinen Laden dicht macht, als ein Leben lang für unseren Jungen zu zahlen", sagt Eva Herschel. Und die Zukunft? "Die Pläne und Träume, die Christoph vor dem Unfall hatte, sind erstmal abgehakt."

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