Karnevalsgesellschaft Kaasseler Jonge Männerclub begrüßt ihr erstes weibliches Mitglied

OBERKASSEL · Wenn Irmgard Hoffmann an ihre Uniform denkt, bekommt sie glänzende Augen. Und wie die aussehen soll, ist der 64 Jahre alten Oberkasselerin auch schon klar: "Keinen Rock, auf jeden Fall eine Hose! Und die Jacke am besten gerade geschnitten."

 Ein Mädche bei den Kaasseler Jonge: Josef Wünsch (links) und Frank Sülzen begrüßen Irmgard Hoffmann als erste weibliche Aktive in der Geschichte der Karnevalsgesellschaft.

Ein Mädche bei den Kaasseler Jonge: Josef Wünsch (links) und Frank Sülzen begrüßen Irmgard Hoffmann als erste weibliche Aktive in der Geschichte der Karnevalsgesellschaft.

Foto: Max Malsch

Wie alle neuen Aktiven der Karnevalsgesellschaft Kaasseler Jonge muss sie sich aber erst ein Jahr lang bewähren, bevor sie dann das erste Mal ihre neue Kluft anlegt. Und doch ist Hoffmann nicht irgendein neues Mitglied: Sie ist die erste Frau, die die Kaasseler Jonge in ihrer fast 50-jährigen Geschichte aufgenommen haben.

Die 28 aktiven Mitglieder der Karnevalsgesellschaft hätten es sich mit den Entscheidung, ab jetzt auch Frauen als Aktive aufzunehmen, nicht leichtgetan, sagt der Vorsitzende Frank Sülzen. Schon vor fast zwei Jahren sei die Idee das erste Mal aufgetaucht. Doch die Skepsis, vor allem bei älteren Mitgliedern, sei zunächst groß gewesen. "Wir waren doch immer ein reiner Männerclub. Wie soll denn eine Aktiventour mit Frauen aussehen? Müssen wir uns dann umbenennen?." So fasst Sülzen einige der Bedenken zusammen. Kurz gesagt: "Dat hammer noch nie esu jemat."

Irmgard Hoffmanns Mann Peter hat sich von Anfang für die Öffnung engagiert. "Für ihn war das ja auch schade, wenn er loszog und ich alleine auf dem Sofa zurückblieb", sagt sie. Vor allem jetzt, wo die beiden Kinder längst erwachsen sind und sie im Ruhestand sei. Im Hintergrund hätten sie und andere Frauen außerdem schon immer eine große Rolle in der KG gespielt, nicht nur, als Tochter Tanja 1989 Kinderprinzessin war.

"Wir haben die Männer immer unterstützt, uns zum Beispiel um die Bewirtung gekümmert." Dass die Frauen jetzt auch eine Uniform und den Status eines aktiven Mitglieds bekommen, findet sie nur gerecht. Zumal den Herren schon seit mehreren Jahren zwei Mariechen zur Seite stehen und auch die 20 Senatoren der Kaasseler Jonge zur Hälfte weiblich besetzt sind.

Ein Grund für die Öffnung liegt auch im Nachwuchsmangel begründet, mit dem die Gesellschaft wie viele andere Vereine zu kämpfen hat. "Wie fast alle Vereine, außer für Trendsportarten, haben wir große Probleme, neue Mitglieder zu bekommen", sagt Sülzen. Einige aktive Mitglieder sind in einem Alter, wo es nicht mehr geht, andere haben zu viel privat um die Ohren, dass keine Zeit mehr übrig ist." Damit nicht der Eindruck entsteht, die Kaasseler Jonge wollten anderen Karnevalsvereinen die Mitglieder abringen, wird es eine Karenzzeit geben: Nur, wer seit mindestens zwei Jahren nicht mehr in einem anderen Verein aktiv war, kann aufgenommen werden.

Er hofft jetzt auf weiblichen Zulauf. Einige Frauen hätten schon Interesse angemeldet. "Und wie ein Mitglied schon ganz richtig gesagt hat: Die Frauen bringen dann wiederum ihre Männer mit."Als Notnagel fühlt sich Hoffmann aber trotzdem nicht. "Es ist einfach heute normal, dass Frauen überall mitmischen", sagt sie. Schließlich gebe es auch Frauen in Unternehmensvorständen und eine Bundeskanzlerin, pflichtet Sülzen ihr bei.

Noch hebt sich die fröhliche Frau mit bunter Blümchenbluse und mit pinklackierten Fingernägeln von der nüchternen Einrichtung des Zeughauses an der Röckesbergstraße, den langen Holztafeln, den weißen Wänden geschmückt nur mit Fotos der Prinzenpaare und Orden ab. Nicht nur sie, auch der Vorsitzende Frank Sülzen glaubt, dass die Kaasseler Jonge durch die Mädche auch bunter und kreativer werden.

50 Jahre Kaasseler Jonge

In der Session 2014/15 feiern die Kaasseler Jonge ihr 50-jähriges Bestehen. Im Juni 1969 löste sich die KG vom Verband der Ortsvereine (VdO) und wurde eigenständig. Heute zählt die KG 29 aktive Mitglieder und zwei Mariechen. 20 Senatorinnen und Senatoren unterstützen die Kaasseler Jonge zudem. Das Jubiläum wollen die Mitglieder am 31. Januar 2015 mit einer großen Bürgersitzung in der Jupp-Gassen-Halle feiern. Dazu werden sogar die alten Uniformen aus der Gründungszeit wieder ausgegraben. Karten können schon jetzt bestellt werden. Informationen gibt es unter www.kaasseler-jonge.de

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