Oberkasseler Kulturtage Lieder der Arbeiterbewegung erklingen
OBERKASSEL · Es hätte kaum einen passenderen Ort für diesen Abend geben können: Zwischen Leitern und Arbeitsmaterialien packten Wolfgang Hürter, ehemaliger Bezirksbürgermeister von Beuel und Stadtverordneter für Oberkassel, Christian und Dietrich Sondermann, Sebastian Freistedt und Wulf Muth am Montagabend in der Dachdeckerei Behm ihre Akustikgitarren aus und spielten gut eineinhalb Stunden lang bekannte Lieder der Arbeiterbewegung.
Die Texte wurden an die Wand projiziert und vom Publikum in der bis auf den letzten Platz gefüllten Dachdeckerei kräftig und größtenteils enthusiastisch mitgesungen.
"Die Internationale" stand an diesem Abend ebenso auf dem Programm wie das von Bertolt Brecht geschriebene Stück "Die Einheitsfront". Mit "Wenn wir schreiten, Seit an Seit", wurde an die Jugendbewegung Ende der 20er Jahre erinnert. Die Besucher des Mitsingabends hatten sichtlich viel Spaß, einige von ihnen erinnerten sich an alte Zeiten, manche von ihnen haben die Lieder bereits in ihrer Jugend gesungen.
Bei "Brüder zur Sonne, zur Freiheit", dem vielleicht meistgesungenen Arbeiterlied nach dem Zweiten Weltkrieg, standen einige auf und nahmen sich an die Hand. Bei "Sieben Tage lang" erinnerte man sich an die Friedensbewegung in den 80er Jahren: "Viele von uns waren auf der Hofgartenwiese dabei", sagte Klaus Busch von den Oberkasseler Kulturtagen, der durch das Programm führte und nicht nur jeden Song einzeln anmoderierte, sondern das Publikum auch mit Hintergrundwissen zu den einzelnen Liedern versorgte.
"Zum Schluss wird's mörderisch", kündigte Busch das Lied "Sacco und Vancetti" an, das von zwei italienischen Arbeitern in den USA erzählt, die zu einer anarchistischen Arbeiterbewegung gehörten und hingerichtet wurden.
So durfte der Abend jedoch nicht enden: Zweimal mussten die Musiker Zugabenrufe erfüllen, spielten zunächst "Sirtaki" von den Bläck Fööss und erinnerten zum Abschluss noch einmal an den Liedermacher Franz Josef Degenhardt.
