Abzocke in Oberkassel? Geschlossenen Bahnübergang überquert - 67-Jährige soll 373 Euro zahlen

Oberkassel · Wer kennt diese Situation nicht: Die Stadtbahnschranken sind unten, die Bahn nähert sich und man läuft einfach über die Gleise, um die Bahn noch zu bekommen. Das passiert an den drei Übergängen in Oberkassel nahezu alltäglich.

Eva Elisabeth Mahler-Behr ist es in der Alsstraße an der Stadtbahnhaltestelle Oberkassel-Nord so ergangen. Nur mit dem kleinen, aber entscheidenden Unterschied, dass die Polizei sie dabei beobachtet hat. Die Beamten haben sie zur Rede gestellt, die Personalien aufgenommen und bei der Stadt Bonn ein Bußgeldverfahren eingeleitet. Ergebnis: Wegen der Ordnungswidrigkeit musste Frau Mahler-Behr inklusive Gebühren und Auslagen 373,50 Euro bezahlen. Dem nicht genug: Sie hat auch noch vier Punkte für die Verkehrssünderdatei in Flensburg erhalten.

"Ich weiß, dass ich einen Fehler begangen habe. Ich akzeptiere auch eine Strafe, aber die Höhe des Bußgelds halte ich für unangemessen. Deshalb mache ich mein Fehlverhalten öffentlich, damit meine Mitmenschen erfahren, welche Folgen ein verbotswidriges Überqueren der Gleise hat", erklärte jetzt die Pädagogin in einem Gespräch mit dem General-Anzeiger.

Die 67-Jährige ist enttäuscht vom Vorgehen der Polizei. Drei uniformierte Beamte hätten sich in einem Hauseingang versteckt und den Gleisübergang beobachtet. "In der Zeit, in der ich erwischt wurde, kassierte die Polizei noch zwei weitere Personen ab. Das macht mal eben rund 1000 Euro in zehn Minuten für die Stadtkasse", so die Oberkasselerin.

Frau Mahler-Behr, die seit 1978 in Oberkassel wohnt, hatte sich sofort einen Rechtsbeistand organisiert. Der Anwalt gab ihr zu verstehen, dass sie keine Chance habe, an der Strafe vorbei zu kommen. Die Ordnungskräfte hätten einen Ermessensspielraum und die Obergrenze sei ausgeschöpft worden.

"Ich hätte auch eine Strafe in Höhe von 40 oder 80 Euro akzeptiert. Aber eigentlich hätte man es auch bei einer Ermahnung belassen können, weil ich noch nie wegen einer Verkehrswidrigkeit aufgefallen bin. Das ist kein bürgerfreundliches Vorgehen, sondern erinnert an Abzocke", sagte Frau Mahler-Behr.

Des Weiteren kritisiert die "Verkehrssünderin" die Stadtwerke Bonn (SWB). Die Halbschranken seien oftmals viel zu lange unten - auch dann, wenn die Stadtbahn noch minutenlang entfernt sei. "Bis zu 15 Minuten habe ich dort schon gestanden. Das verleitet natürlich dazu, an den Halbschranken vorbei zu gehen", betonte Frau Mahler-Behr. Um Bürgern ein Überqueren der Gleise zu erschweren, fordert sie die SWB auf, die Halbschranken durch komplette Schranken zu ersetzen.

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