Oberkassel Ausstellung erinnert an Entstehung des Heidelberger Katechismus
OBERKASSEL · Die erste Frage im Heidelberger Katechismus lautet "Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?". Schon hier zeigt sich der Unterschied zum lutherischen und reformierten Protestantismus. "Er fragt: Was hast du damit zu tun?", erklärt evangelische Pastor Jens Anders aus Oberkassel.
Damit stellt diese reformatorische Strömung eine Brücke zwischen den Lehren der Bibel und dem einzelnen Menschen dar. Dieser Katechismus wurde vor genau 450 Jahren entwickelt, und deshalb hat der reformatorische Bund eine Wanderausstellung organisiert, die derzeit in der Alten Evangelischen Kirche zu sehen ist.
Heidelberg mit der ältesten Universität auf deutschem Boden war im 16. Jahrhundert das gelehrte Zentrum und außerdem Kurfürstenresidenzstadt. Dort wollte Kurfürst Friedrich III. (der Fromme) die in Themen wie dem Abendmahl weit auseinandergehenden reformatorischen Richtungen Luthers im Norden sowie Zwinglis und Calvins im Süden unter einen Hut bringen und lud deshalb Gelehrte wie Zacharias Ursinus ein, ein Schüler Philipp Melanchthons, der ein enger Vertrauter Martin Luthers war. Er war für das Entstehen des Heidelberger Katechismus verantwortlich. Das Buch erhielt den Zusatz "Christlicher Underricht, wie der in Kirchen und Schulen der Churfürstlichen Pfaltz getrieben wirdt".
Der Katechismus mit seinen 129 Fragen und Antworten spricht dabei jedermann an, und zwar mit "du". Der Mensch wird als vor Gott allein stehendes Individuum gesehen, das Trost darin findet, "dass ich mit Leib und Seele, im, Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre" - so die Antwort auf die erste Frage.
In Oberkassel, der ältesten evangelischen Gemeinde Bonns, fühlt man sich dem Heidelberger Katechismus verbunden, laut Anders als einzige evangelische Kirche in der Region. Deshalb ist die Ausstellung dort gut aufgehoben. Sie erläutert die Grundgedanken dieser Lehre mit ihren drei zentralen Themen - des Menschen Elend, seine Erlösung daraus und das befreite Handeln - sowie die maßgeblich beteiligten Persönlichkeiten.
Info: Bis zum 10. November sind die zwölf Schautafeln im Gemeindezentrum Dollendorf zu sehen. Dort findet morgen, Dienstag, ab 20 Uhr auch ein Vortrag "zum Umgang mit dem Heidelberger Katechismus in der Konfirmandenarbeit" statt, am Mittwoch, 6. November, ist dort ab 20 Uhr "Tröstliches und Forderndes" in Texten und Musik zu hören. Informationen auf www.heidelberger-katechismus.net