Prozess in Bonn Angeklagter gesteht Vergewaltigung einer 68-Jährigen

BONN · Weinend und mit zittriger Stimme berichtete eine 68 Jahre alte Frau am Mittwoch vor dem Landgericht von den Folgen der dramatischen Nacht, die ihr ganzes Leben verändert hat: Am 17. November 2012 war ein 28-Jähriger in ihre Wohnung in Oberkassel eingedrungen und hatte sie nach einem Kampf vergewaltigt.

Der geständige Angeklagte hatte nach eigenen Angaben gegen 1 Uhr einen Rollladen der im Hochparterre liegenden Wohnung hochgeschoben und war durch das geöffnete Fenster eingestiegen. Angeblich wollte der Arbeitslose dort nach Diebsgut suchen. Die mit einem Nachthemd bekleidete Rentnerin hatte auf dem Sofa vor dem Fernseher gesessen und Geräusche gehört. Im Flur war sie dann auf den 28-Jährigen getroffen.

Im Gerangel schlug die 68-Jährige mit einem Schirm auf den Eindringling ein und biss ihm in den Arm. Der Mann biss der Frau daraufhin in die Nase. Dann zog er sie ins Schlafzimmer und warf sie aufs Bett, wo es zur Vergewaltigung kam. Erst als es der Frau gelang, ihn im Genitalbereich zu kneifen, floh der Täter.

Seit dieser Nacht kann das Opfer nach eigenen Angaben kaum noch schlafen und bekommt häufig Zitteranfälle. Jetzt achtet sie stets darauf, dass die Fenster und die Rollläden geschlossen sind. Selbst beim Lüften bleibe sie aus Angst vor einem Eindringling neben der Balkontür stehen. Der Kammervorsitzende dazu: "Das, was Ihnen passiert ist, ist sicherlich die Krönung - der Alptraum eines jeden." Auch die Tochter des Opfers beschrieb vor Gericht die negativen Auswirkungen der Tat. Ihre Mutter habe keinen Antrieb mehr und gehe kaum noch aus dem Haus.

Beim Verlassen des Zeugenstands fragte die 68-Jährige aufgebracht: "Warum schaut er mich nicht an? Warum schaut er mir nicht in die Augen?" Vom Vorsitzenden wurde dem Angeklagten vorgehalten: "Da haben Sie so ein Leben zerstört. Das sollten Sie sich mal klarmachen." In der Vergangenheit ist der Mann bereits dreimal durch exhibitionistische Handlungen aufgefallen. Dabei hatte er sich stets vor Wohnungen von älteren Frauen postiert. Der Prozess wird fortgesetzt.

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