Wasserturm am Bonner Bogen Altes behindert Neues

OBERKASSEL · Der Bonner Bogen ist ein Aushängeschild der Bundesstadt: Wirtschaftskraft und Innovation sind sein Markenzeichen. Was aber zum Boomtown-Viertel Bonns schon lange nicht mehr passt, ist das Wahrzeichen der Vorgängernutzung: Der Wasserturm des ehemaligen Zementfabrikgeländes verkommt zusehends. Ein erneuter Anlauf des Eigentümers BonnVisio soll die Bausubstanz langfristig sichern.

Wasserturm: Ein Denkmal mitten in moderner Architektur.

Wasserturm: Ein Denkmal mitten in moderner Architektur.

Foto: Malsch

Der 33 Meter hohe Solitärbau war im späten 19. Jahrhundert einmal so etwas wie der Sicherheitsanker eines rasant wachsenden Industriezweigs: In seiner Turmspitze ruhten viele Tausend Liter Wasser, die im Notfall ein Feuer auf dem Betriebsgelände löschen sollten. Doch das ist die Vergangenheit, die Gegenwart sieht anders aus: Der Wassertank wird schon lange nicht mehr gebraucht und ohne Nutz fehlt auch der Schutz. Will heißen: Der Zahn der Zeit nagt unaufhaltsam an dem Klinkerbau. Die Fenster sind kaputt, die Fassade bröckelt, die steile Eisentreppe im Inneren rostet weg. Ein Aufstieg in die Turmspitze wird von Jahr zu Jahr riskanter.

Hinderungsgrund Nummer eins für eine Sanierung und eine sinnvolle Nachnutzung stellt der Denkmalschutz dar. Der Investor des Bonner Bogens, Jörg Haas, hatte ursprünglich vorgehabt, den Wasserturm von Grund auf zu sanieren und zu einem Tagungsbüro mit Top-Aussicht umzubauen. Ein 32 Quadratmeter großer Konferenzraum mit 360-Grad-Rund-um-Sicht war hoch oben geplant - sozusagen eine Kreativabteilung mit freiem Blick bis Eifel und Siebengebirge. Ein hochmoderner Glasaufzug sollte im Inneren des Turms die Konferenzgäste nach oben befördern.

Doch daraus wird nichts: Für so einen Umbau hätte der Wassertank ausgebaut werden müssen. Und genau dieses Ausstattungsmerkmal - der sogenannte Intze-Behälter - hat in Deutschland Seltenheitswert und ist nach Ansicht der Oberen Denkmalbehörde das einzig Schützenswerte am Wasserturm. Und diese folgenschwere Einschätzung führte dazu, dass die Stadt Bonn den Bauantrag von BonnVisio ablehnen musste. "Mit dieser Entscheidung, die wir mittlerweile akzeptiert haben, hatte sich für uns eine wirtschaftliche Nutzung des Gebäudes erledigt", erklärte Ludwig Frede, Geschäftsführer von BonnVisio, in einem Gespräch mit dem General-Anzeiger.

Die Planungsabteilung von BonnVisio dachte neu nach und gelangte zu der Überzeugung, dass der sechsstöckige Turm in diesem Zustand nicht bleiben kann. Deshalb wurde ein Ingenieurbüro damit beauftragt, ein Sanierungskonzept für das markante Bauwerk zu entwickeln. Die naturgetreue Rekonstruktion des aus dem Jahr 1897/98 stammenden Turms kostet mindestens 440 000 Euro. Diese Summe will BonnVisio nicht alleine bezahlen. Deshalb wurden 2013 Förderanträge an das Landesdenkmalamt, an die Stadt Bonn und an eine Denkmalstiftung gerichtet.

Alle drei Institutionen haben die Anträge übereinstimmend abgelehnt. Grund: kein Geld. "Wir werden 2014 neue Förderanträge stellen. Bis zur erneuten Entscheidung werden wir nur das Nötigste in Auftrag geben", versicherte Jörg Pierdzig, Projektleiter bei ImmoVisio, einer BonnVisio-Schwestergesellschaft.

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