Kirchen und ihre Schätze Geheimnisvolles Licht

LIMPERICH · Die Heilig-Kreuz-Kirche ist so etwas wie ein Geheimtipp unter Bonner Kirchen. Wer sie einmal besucht hat, gerade auch außerhalb einer Messe, kann sich ihrer einzigartigen Atmosphäre kaum entziehen.

"Einen Kirchenschatz zum in die Hand nehmen, haben wir hier in der Heilig-Kreuz-Kirche nicht. Der Schatz der Kirche ist quasi die Kirche selbst", meint Wilfried Hansmann, Kunstwissenschaftler und Denkmalpfleger aus Bonn. "Außerdem haben wir zwei weitere Schätze, die einfach zu groß sind, um sie in die Hand zu nehmen", fügt er hinzu.

Die Kirche entstand nach den Plänen des Münchner Architekten Alexander Freiherr von Branca. "Ich selbst durfte ihn noch kennen lernen und hatte ein wenig Zeit, mich mit ihm bei einem bayerischen Essen zu unterhalten", erzählt Hansmann stolz.

Dem Architekten war es wichtig, mit schlichten Materialien etwas zu schaffen, was im Gesamten eindrucksvoll wirkt. Von außen betrachtet wirkt die Kirche durch ihre massiven und hohen Mauern wie eine Burg, denn dem Architekt gefiel die Vorstellung von einer Burg als Metapher für Gott als verlässlichen Schutzherrn. Außerdem lag es ihm am Herzen, dass das Bauwerk "ein gewisses Zeichen" setze.

So wählte er als Grundriss der Kirche - wie früher üblich - die Form eines Kreuzes. "Das Kreuz gilt als Zeichen der Erlösung. Die Menschen sollten sich zum Gottesdienst im Haus der Erlösung sammeln und von allen Seiten aus der Zerstreutheit zusammenfinden. Außerdem sollte die Gemeinde näher in den Gottesdienst eingebunden werden. Dadurch, dass der Altar nun in der Mitte steht und die Gemeinde von drei Seiten um den Altar gruppiert ist, können viele unmittelbar an dem Geschehen teilnehmen", erklärt Hansmann.

Von innen ist die Kirche großzügig und einfach gehalten. Die Wände sind hoch, massiv, und es gibt fast gar keine Ausstattungsgegenstände oder Dekorationen. "Die Statue der Himmelskönigin, der Madonna, ist zwar sehr beliebt hier bei der Gemeinde, ist aber streng genommen nicht im Sinne des Architekten.

Es gibt einige, die hier reinkommen und sagen, die Kirche sei so kalt, ob man da nicht was machen könnte. Aber man muss genau hinsehen und sich einen Moment Zeit nehmen, um die Schönheit zu entdecken", so Hansmann. Das Kreuzsymbol spiegelt sich unter anderem nicht nur in der schön beleuchteten Betonbalkenstruktur der Decke wider, sondern auch im Sockel des Altars, der in Kreuzform gebaut wurde.

"Die Atmosphäre in der Kirche ist sehr speziell. Dazu tragen neben der Architektur des Gebäudes auch die Fenster bei", erklärt der Kunstwissenschaftler, "sie bestehen aus sogenanntem Schmelzglas, das Florian Lechner in den 1960er-Jahren entwickelte."

Durch die schmalen, wandhohen Fenster fällt das Licht gedämmt ein und verleiht dem Kirchenraum eine ganz eigene Mystik. "Keine Scheibe gleicht der anderen. Ist das nicht schön? Durch das bewegte, geformte Glas scheint es, als würde das Licht nicht nur durchscheinen, sondern als seien die Fenster die Lichtquelle selbst. Unglaublich faszinierend", sagt Hansmann und sieht gedankenverloren durch die Kirche.

Sein Blick bleibt an einem über drei Meter langen und zwei Meter breitem Kreuz hängen, das an Stahlseilen in der Decke befestigt ist. Jeweils an den Enden sind Eisennägel zu erkennen, die die Wundmale Jesu Christi symbolisieren. "Es ist ein Zeichen dafür, dass der Gekreuzigte und Auferstandene in der Gemeinde gegenwärtig ist, und das nicht nur bei Gebet und Brot und Wein", so Hansmann. "Unser letzter Schatz ist unsere Orgel mit Migrationshintergrund", zitiert Hansmann seinen Kollegen, den Organisten Christian Jacob.

Auch die Orgel ist eher schlicht gehalten und hat nur wenige Verziehrungen, aber trotzdem wirkt sie durch ihre Höhe sehr prachtvoll und mächtig. "Sie stammt von einem Gebrauchtwarenhändler und wurde ursprünglich in London gebaut. Die in Einzelteile zerlegte Orgel wurde dann mit der Zeit restauriert und teilweise ergänzt", sagt er. Realisiert werden konnte das jedoch nur durch die Orgelinitiative, die durch Spenden und Patenschaften Geld sammelte. "Ich liebe diese Orgel einfach. Sie hat einen unglaublichen Klang und ist wirklich eine kulturelle Bereicherung. Aufgrund ihrer Herkunft wird sie auch die Queen am Rhein genannt."

"Ich liebe einfach alles an dieser Kirche. Ich wohne in Oberkassel, komme aber immer wieder her und lasse mich begeistern."

Heilig-Kreuz-Kirche

Die Heilig-Kreuz-Kirche in Limperich zählt zu den jüngsten Kirchen in Bonn. Nachdem 1960 im expandierenden Beueler Ortsteil Limperich eine eigene Pfarrgemeinde gegründet worden war, wurde 1966 der Grundstein für die Kirche gelegt. Zwei Jahre später fand am 7. April die Einweihung des Gotteshauses statt, dessen Architekt der Münchner Alexander Freiherr von Branca ist.

Heilig Kreuz diente bis 2005 als Klosterkirche des Kreuzherrenordens. Die Kirche ist nicht nur Pfarrkirche, sondern auch Schulkirche für das nahe gelegene Kardinal-Frings-Gymnasium. Die Gemeinde gehört dem Seelsorgebereich "Bonn - Zwischen Rhein und Ennert" an.

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