Großeinsatz der Feuerwehr in Limperich Flammenmeer im elften Stock

Beuel · Ein Großeinsatz aller Bonner Feuerwehren war am Sonntag bei einem Hochhausbrand im Beueler Stadtteil Limperich erforderlich. Bei dem Feuer im elften Stockwerk eines Hauses in der Rhenusallee wurden fünf Personen verletzt.

Insgesamt 300 Rettungskräfte rückten aus. Auch die Feuerwehren aus Altenahr und Alfter eilten ihren Bonner Kollegen zu Hilfe.

Die Einsatzleitstelle der Bonner Feuerwehr wurde gegen 12 Uhr alarmiert. Bedingt durch das Ausmaß des Feuers und das Übergreifen auf die gesamte Dachfläche wurde allgemeiner Stadtalarm ausgerufen. Das bedeutet, dass alle verfügbaren Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr und sämtliche Löschzüge der freiwilligen Feuerwehren vor Ort oder in Bereitschaft waren.

Beim Eintreffen der ersten Brandbekämpfer stand eine Wohnung im elften Obergeschoss - direkt unter dem Dach - lichterloh in Flammen. Das Feuer schlug aus den Fenstern und vom Balkon. Das gesamte Gebäude an der Ecke zum Landgrabenweg wurde evakuiert, die Wehrleute begannen mit der Brandbekämpfung. Sie versuchten zunächst über drei eigene Leitern, Herr der Lage zu werden. Das Feuer in der Wohnung war bald unter Kontrolle gebracht. Es hatte allerdings auf die Zwischendecke und den Dachstuhl übergegriffen. Von außen versuchten die Einsatzkräfte über die Leitern, ein weiteres Ausbreiten zu verhindern. Das aber gelang ihnen nicht.

Spezialbühne von der RWE-Werksfeuerwehr

Gegen 12.50 Uhr entschied Einsatzleiter Friedhelm Flatten gemeinsam mit seinem Leitungsstab, eine Teleskopmastbühne anzufordern. Die eigenen, 30 Meter langen Leitern, reichten nur bis über das siebte Stockwerk. Neben dem sogenannten Außenangriff erkämpfte sich unterdessen ein weiterer Trupp unter Atemschutz den Weg durch das teils stark verrauchte Treppenhaus.

Um 14.16 Uhr traf die angeforderte Teleskopmastbühne am Einsatzort ein, sie war von der Werksfeuerwehr der RWE Power AG aus Neurath bereitgestellt und mit Maximalgeschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde angefahren worden. Das Zusatzgerät kann auf eine Höhe von 90 Metern ausgefahren und durch ein Knick-Gelenk über dem Dach platziert werden.

Feuer war nach Stunden noch nicht unter Kontrolle

[kein Linktext vorhanden]Augenscheinlich änderte der Zugewinn an Flexibilität für die Feuerwehrleute zunächst nichts. Auch um 17 Uhr war der Brand nicht unter Kontrolle. Immer wieder züngelten Flammen unter den Dachleisten hervor, und Qualm stieg dicht empor. Nachdem die Bemühungen, den Brand mit Wasser und Schaum von außen unter Kontrolle zu bringen, scheiterten, erweiterte die Einsatzleitung den Aufwand und schickte Feuerwehrleute mit Höhensicherung und Atemschutz auf das Dach, um es von oben zu öffnen und Verkleidungen zu entfernen. Dadurch sollten die Löschmittel besser zu den Brandherden vordringen. Durch die Außentemperaturen und die schweren Schutzgerätschaften waren die Kräfte der Männer und Frauen schnell zu Ende, alle 20 bis 30 Minuten mussten sie ausgetauscht werden.

Zwei der fünf Personen, die verletzt wurden, mussten mit Rauchgasvergiftung und leichten Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht werden. Alle übrigen Bewohner wurden nach einer medizinischen Untersuchung mit einem von der Stadt bereitgestellten Bus in das nahe gelegene Gemeindezentrum der Nachfolge-Christi-Kirche in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße gefahren. Von dort wurden viele später in eine Schule in der Bonner Innenstadt gebracht, wo sie die Nacht verbringen sollten, da das Haus komplett gesperrt wurde. Zumindest die oberen Stockwerke des Hochhauses sind dem Vernehmen nach unbewohnbar. Wie Feuerwehrsprecher Martin Haselbauer erklärte, darf das Haus schon wegen der bevorstehenden Spurensicherung und der Brandermittlungen nicht betreten werden.

Ältere Bewohner vorsorglich ins Krankenhaus gebracht

Viele der Hausbewohner sind ältere Personen, die auf tägliche Medikamente oder medizinische Hilfsmittel angewiesen sind. Um dies zu gewährleisten, wurden einige von ihnen von den Johannitern und vom Arbeiter-SamariterBund vorsorglich in Krankenhäuser gebracht. Eine Reihe von Bewohnern kam nach Auskunft von Haselbauer bei Verwandten und Freunden unter. Aber mehr als 20 Personen werden nun von den verschiedenen Hilfsorganisationen in der Schule betreut und mit Essen und allem Nötigen versorgt, so Haselbauer.

Wie er erklärte, sind solche Einsätze auch für die Wehrleute sehr kräftezehrend. Zudem sei höchste Vorsicht geboten, da Veränderungen an der Statik des Gebäudeteils schwer einzuschätzen seien. Die notwendige Höhensicherung schränke die Bewegungsfreiheit der Feuerwehrleute stark ein.

Feuerwehr setzt Brandwache über Nacht ein

Die Löscharbeiten dauerten bis zum Abend. Wie Feuerwehrsprecher Haselbauer gegen 22 Uhr auf GA-Anfrage erklärte, war das Feuer gegen 20.30 Uhr zwar unter Kontrolle. Allerdings halte eine Brandwache vor Ort die Stellung.

Bewohner kritisierten im Gespräch mit dem GA den Einsatz der Feuerwehr. Egor Arzich (26) aus dem zweiten Stock berichtete, dass er und seine Nachbarn sich zunächst im Stich gelassen fühlten. "Anstatt bei allen zu klingeln oder gleich durch alle Stockwerke zu laufen, haben die Wehrkräfte nur auf der Straße gestanden und Warnungen nach oben gerufen. Ich dachte sofort an die vielen alten Nachbarn, die die Rufe bestimmt nicht bemerkten", so Arzich.

Wie andere Umstehende bestätigten, lief Arzich dann selbst vom fünften Stock an aufwärts von Wohnung zu Wohnung und warnte die Nachbarn. Er traf nach eigenen Angaben immer wieder Mieter, die von der Situation wenige Stockwerke höher nichts mitbekommen hatten. Zu diesem Zeitpunkt stand die oberste Wohnung schon lodernd in Flammen. Ein anderer Anwohner sagte: "Hier war nichts abgesperrt, es wurde nicht sofort gelöscht und das Gebäude wurde auch nicht effizient evakuiert." Pressesprecher Haselbauer erklärte, dass sich Einsatzkräfte bei solchen Lagen erst einmal einen Überblick verschaffen sowie Leiterwagen und andere Gerätschaften aufbauen und platzieren müssten.

Nun muss geklärt werden, was den Brand verursacht hat. Und wie es für die Bewohner weitergeht.

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