Burg Limperich Das Historische im Blick haben

BEUEL · Die Natur hat sich über die verbliebenen alten Teile der Limpericher Burg hergemacht: Überwucherte Vormauern, zugewachsene Außenmauern des 90 Jahre alten Wohnturms, und sogar eine barocke Steinbank hat Carl J. Bachem kürzlich auf dem Gelände freigelegt. Hinter all dem Grün verbirgt sich etwas, das der Vorsitzende des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-rechtsrheinisch nicht verfallen lassen möchte: Ein Schatz aus alter Zeit, der einen tiefen Einblick in die Vergangenheit gewährt.

"Die Stadt verkennt den historischen Wert der Anlage ", sagt Carl J. Bachem vom Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-rechtsrheinisch.

"Die Stadt verkennt den historischen Wert der Anlage ", sagt Carl J. Bachem vom Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-rechtsrheinisch.

Foto: Max Malsch

Deshalb sei er heilfroh gewesen, sagte Bachem am Montagabend im Mehlemschen Haus bei einer Vortragsveranstaltung zum Thema, dass sein Verein und der Bürgerverein Limperich noch rechtzeitig Wind davon bekommen hatten, was sich rund um die Burg anbahnte. Seit 1967 beherbergen die jüngeren Anbauten des alten Gemäuers den Funker-Club, und dieser will das städtische Gelände für die nächsten 30 Jahre durch einen Erbpachtvertrag übernehmen (der GA berichtete) - schlechte Voraussetzungen für angemessene Denkmalschutzmaßnahmen, fand Bachem.

"Die Funker haben damals sehr ordentliche Räume daraus gemacht, nur dem Historischen keine Bedeutung beigemessen", bemängelte Bachem, der zuvor auf der Jahreshauptversammlung des Vereins erneut als Vorsitzender bestätigt wurde. Die Mitglieder des Clubs hätten "keinen Blick für das ehrenwerte Denkmal". Das habe sich bei einem Gespräch mit dem Vorstand Anfang November im Liegenschaftsamt gezeigt. "Der Vorstand, mit dem wir gesprochen haben, war nicht bereit oder in der Lage zu sagen, was er denn konkret vorhat."

Hinzu komme: Wenn der Funker-Club Erbbaupächter ist, könne die Denkmalbehörde zwar Erhaltungsmaßnahmen verlangen, aber nur soweit, wie es die finanzielle Situation des Pächters zulässt, so Bachem. Sprich, hat der Club kein Geld, passiert auf dem Gelände auch nichts. Bachem verdeutlichte anhand eines ausführlichen Vortrages die Bedeutung der Burgruinen nicht nur für Limperich, sondern für Bonn: Das vermutlich um 1100 entstandene Bauwerk, das in mehreren Kriegen sehr gelitten hat, sei womöglich eine der ältesten Burgen in Bonn. Bachem verteilte auch Schelte in Richtung Stadtverwaltung, die den historischen Wert dieses Denkmals seiner Ansicht nach verkennt. Wie die Burg ursprünglich ausgesehen hat, sei nicht dokumentiert, aber auf Zeichnungen des Wandermalers Roidkin aus dem Jahr 1725, die er beim Vortrag zeigte, war ein Fachwerkaufbau auf den Steinmauern zu erkennen. "Unser Verein ist nicht an einer öffentlichen Auseinandersetzung interessiert", sagte Vorsitzender Bachem. Man wolle diskutieren und eine bestmögliche Lösung im Sinne des Denkmals finden.

Es bestehe die Möglichkeit, dieses wieder herzurichten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, und zwar mit einem Fachwerkaufbau, sagte Bachem. Nach diesen Ideen könne der Funker-Club auch in seinen jetzigen Räumen bleiben. Eine Diskussion darüber, ob eine Rekonstruktion sinnvoll sei, halte er für überflüssig. "Wenn die Bürgerschaft das will, dann lässt sich so etwas auch finanzieren." Das gehe aber nur, wenn die Stadt das Thema Erbpachtvertrag ad acta lege.

Der kleine Saal im Mehlemschen Haus war voll, das Thema interessiert die Menschen. "Wenn etwas städtisches Eigentum ist, kann man es ja der Öffentlichkeit zugänglich machen", fand Ludwig Hendricks. Der Filmemacher Georg Divossen kritisierte, "dass die Funker nicht konkret sagen, was sie auf dem Gelände machen wollen".

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