Küdinghovener Friedhof Vielleicht auch Rehe - Einwände gegen Hundeverbot

KÜDINGHOVEN · Ist es wirklich Hundekot, der den Küdinghovener Friedhof verschandelt? Diese Annahme hat jüngst dafür gesorgt, dass durch einen Antrag das Verbot für Vierbeiner auf dem Friedhof beschlossen wurde.

 Während Antje Pollmann das Grab auf dem Küdinghovener Friedhof pflegt, wacht ihr Hund York auf dem Weg.

Während Antje Pollmann das Grab auf dem Küdinghovener Friedhof pflegt, wacht ihr Hund York auf dem Weg.

Foto: Nicolas Ottersbach

Doch es gibt Bedenken: "Nicht die Hunde beschmutzen die Ruhestätten, sondern Rehe", erzählt ein Friedhofsgärtner. Das Problem ist nicht neu. Vor einigen Jahren wurde zum Schutz vor dem Wild, das aus dem angrenzenden Ennertwald zu den Gräbern stapfte, ein hoher Zaun errichtet.

Der ist mit seinen knapp zwei Metern hoch genug, die viel kleineren Tore sind für die springenden Rehe jedoch eine geringe Anstrengung. "Oft vergessen die Besucher auch, die Tore zu schließen, dann kommen selbst Wildschweine auf den Friedhof", sagt der Gärtner. Die grüben dann richtige Löcher und rupften Blumen aus dem Boden. Kothaufen und Urin kämen auch von streunenden Katzen.

Dass Rehe sich an Blumen und Wiesen zu schaffen machen, berichtet Monika Gill, die zwei Gräber pflegt. "Besonders Stiefmütterchen werden gerne verzehrt, im Winter gibt es aber wenig Alternativen zur Bepflanzung", erzählt sie. An den Begonien, die sie vor einigen Tagen gepflanzt hat, waren schon nach kurzer Zeit Blätter und Knospen abgefressen. "Das macht mich traurig, weil ich mir viel Mühe gebe. Aber ein wirkliches Mittel gibt es dagegen nicht, die naturnahe Umgebung hier hat Vor- und Nachteile", sagt die Seniorin.

Von den Hunden fühlten sich nur die wenigsten gestört. "Hier geht ja keiner Gassi, manche nutzen den Friedhof lediglich als Abkürzung", erzählt Jürgen Blatzheim. Es komme selten vor, dass jemand seinen tierischen Begleiter frei herumlaufen lasse. Und wenn doch, dann marschierten die Hunde direkt neben ihren Herrchen.

Blatzheim hält das Verbot deshalb für überflüssig. Es sei aber zusätzlich unsinnig: "Wer will das denn kontrollieren?", fragt er. Das Ordnungsamt werde wohl kaum auf dem Friedhof patroullieren. Vom städtischen Presseamt heißt es dazu, dass demnächst Verbotsschilder aufgestellt werden. Bisher weisen an den Eingängen Schilder darauf hin, dass Hunde an der kurzen Leine zu führen sind.

Dass die Umstände so schlimm seien, dass nur noch ein Verbot - zunächst auf Probe für ein Jahr - helfe, kann Antje Pollmann nicht nachvollziehen. Während sie das Grab pflegt, sitzt ihr Hund York neben der Grabeinfassung. An die Leine hat sie einen Hundekotbeutel geklemmt. "Den habe ich immer dabei, falls er doch mal muss", sagt sie. Auf dem Siegburger Friedhof, den sie regelmäßig besucht, gibt es bereits ein Hundeverbot. "Das hat dafür gesorgt, dass viele ältere Leute, die jemanden verloren haben, nun alleine zum Grab gehen müssen", berichtet sie.

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