Ein Jahr Repair-Café in Beuel Kleine Elektrogeräte werden am häufigsten repariert

BEUEL · "Reparieren statt Wegwerfen", so lautet die Devise des ersten Bonner Repair-Cafés in der Königswinterer Straße im Farbraum Dimon. So heißt die Malerwerkstatt von Manfred Dimon, der dieses Repair-Café anbietet.

 Lou Meurer (links) hilft Café-Besucherin Gabi bei der Reparatur einer Lampe.

Lou Meurer (links) hilft Café-Besucherin Gabi bei der Reparatur einer Lampe.

Foto: Max Malsch

Er ist Künstler, entwirft Bühnenbilder, bemalt Wände oder malt Bilder. Ungefähr alle sechs Wochen räumt er sein Atelier zur Werkstatt um, das Wohnzimmer wird zur Nähstube und zum Café, betrieben von seiner Frau Michiko Park.

Die Idee zu solchen Repair-Cafés stammt aus Amsterdam, wo es "Stichting Repair Café" genannt wird. Dort hat sich Dimon die Ideen und das Logo für 25 Euro eingekauft. Das war im Oktober 2013, bereits im November hat er das erste Mal in sein Café eingeladen. Er war sehr schnell, deshalb kann er sein Café auch als das erste in Bonn bezeichnen. Inzwischen gibt es weitere Repair-Cafés in Dransdorf, in Bad Godesberg und in Graurheindorf.

Manfred Dimon bringt zwar viel handwerkliches Geschick mit, doch ein Allrounder ist auch er nicht. Dafür hat er mit Glenn Reintsma, Lothar Reindl, Lou Meurer und Sabine Kluge-Schwarz einen festen Stamm an Menschen mit Know-how. Reintsma, Reindl, Meurer und Dimon decken dabei die Bereiche Elektro und Holz ab, Kluge-Schwarz die Nähstation.

"In Deutschland werfen wir unfassbar viel weg. Auch Gegenstände, denen fast nichts fehlt und die nach einer einfachen Reparatur wieder ordentlich zu gebrauchen wären. Mit dem Repair-Café wollen wir das ändern", sagt Manfred Dimon und alle stimmen ihm zu. "Aber wir wollen mit dem Repair-Café auch zeigen, dass Reparieren Spaß macht und oft ganz einfach ist", ergänzt er.

An einem Tag kommen inzwischen rund 50 Besucher, die etwas zu reparieren haben. Wichtiges Hilfsmittel ist, außer der individuellen Erfahrung, das Internet. "Dort bekommt man fast zu allem eine Reparaturanleitung", sagt Dimon, "wenn auch oft nur in Englisch." Entstehen Wartezeiten, dann kann man sich im Café bei Kaffee und Kuchen die Zeit verkürzen. Es gebe auch Besucher, die bereits zufrieden seien, wenn sie in ihrer Vorgehensweise bestätigt werden.

Kleine Elektrogeräte wie Mixer, Toaster und Föhne sind der Renner. Kaffeemaschinen aller Art führen die Reparaturliste an. Aber auch Holzarbeiten, wie Zuschneiden, Leimen und Ausbessern sind gefragt. "Wir haben hier auch schon mal einen Sessel neu aufgepolstert, alle zusammen", sagt Glenn Reintsma stolz.

Nicht alles könne vor Ort repariert werden. Doch dann bekommen die Besucher auf alle Fälle einen Tipp, wie oder wo eine Reparatur möglich wäre. Das Repair-Café leistet "Hilfe zur Selbsthilfe".

Alte, sprich erfahrene, Experten sind hier mit Fleiß und Hingabe dabei. Sie alle sind davon überzeugt, dass eine Reparatur auch Geld und kostbare Grundstoffe einspart und zudem zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes beiträgt. Geld für Reparaturen oder Tipps werden hier nicht genommen. Aber ein Spendenschwein freut sich, wenn es die Deckung der Unkosten übernehmen kann.

Bonner Repair-Cafés

In Bonn gibt es inzwischen vier Repair-Cafés: In Küdinghoven im Farbraum Dimon, Königswinterer Straße 247, in Bad Godesberg im Nachbarschaftstreff Pennenfeld, Maidenheadstraße 20, in Dransdorf beim Stadtteilverein, Lenaustraße 34 und in Graurheindorf im Haus Mülle-stumpe, An der Rheindorfer Burg 22. Die Repair-Cafés werden ehrenamtlich betrieben, es entstehen keine Kosten.

Um Spenden zur Deckung der Ausgaben wird jedoch gebeten. Eine Garantie für erfolgreiche Arbeit gibt es nicht. Im Gegenteil: Es wird in einem Aushang darauf hingewiesen, dass eine Reparatur auch etwas "verschlimmbessern" könne.

Die Öffnungszeiten variieren. In Dransdorf ist jeden Dienstag von 9 bis 11.30 Uhr geöffnet. Im Haus Müllestumpe wird jeden vierten Samstag im Monat von 10 bis 15 Uhr gewerkelt. Der nächste Termin ist am 25. Oktober. Das nächste Repair-Café im Pennenfeld findet am Freitag, 17. Oktober, von 15 bis 17 Uhr statt. Im Farbraum Dimon wird wieder am Samstag, 18. Oktober, von 11 bis 16 Uhr repariert.

Weitere Infos gibt es unter www.repaircafebonn.de

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