Vectoring-Netz in Bonn Spatenstich für schnelleres Internet

BONN · Mit den Ansprüchen ans Internet müssen immer schnellere Leitungen her. Wer hätte vor ein paar Jahren noch daran gedacht, dass wir über das Netz Fernsehen in hoher Auflösung (HDTV) empfangen, in den Mediatheken der Sender wühlen oder gigabytegroße Spiele herunterladen?

 Der Vectoring-Ausbau in Bonn beginnt an der Holzlarer Straße. Den symbolischen Spatenstich übernehmen Ulrich Adams von der Telekom (links) und Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch.

Der Vectoring-Ausbau in Bonn beginnt an der Holzlarer Straße. Den symbolischen Spatenstich übernehmen Ulrich Adams von der Telekom (links) und Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch.

Foto: Barbara Frommann

So verwundert es nicht, dass die Technik immer besser wird. Damit künftig in ganz Bonn - genauer gesagt in allen Gebieten mit der Vorwahl 0228 - die Daten noch schneller durch die Leitungen brausen, hat die Telekom gestern ihren Vectoring-Ausbau begonnen. Zum Spatenstich in Holzlar kam auch Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, der in der neuen Technik einen "klaren Standortvorteil" sieht.

An der Holzlarer Straße soll in ein paar Monaten bereits das erste von 57 Multifunktionsgehäusen stehen. Die werden per Glasfaserkabel an die Vermittlungsstellen angeschlossen. Die Telekom verlegt zunächst 33 Kilometer dieser Faser, was sie rund 2,3 Millionen Euro kostet. Bis ins Haus hinein reicht dann die alte Kupferleitung, um beim Herunterladen eine Geschwindigkeit von bis zu 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) zu erreichen. Beim herkömmlichen DSL-Anschluss ist nur die Hälfte möglich. Auch das Versenden von Daten geht später viel flotter: mit 40 Mbit/s viermal so schnell wie bei DSL. Da muss man nicht mehr lange warten, wenn man jemanden einen Satz Urlaubsfotos per E-Mail zuschickt oder sie in die Cloud verfrachtet.

In den Kupferleitungen entstehen beim Telefonieren oder Surfen elektromagnetische Wellen, die Nachbarleitungen stören. Durch das Vectoring würden solche Signalstörungen reduziert, so Michael Reifenberg, Sprecher der Bundesnetzagentur, auf GA-Anfrage. Das heißt: Vectoring holt das letzte Bisschen aus dem Kupferkabel raus. Über den Kasten an der Holzlarer Straße werden ab Ende 2015 rund 200 Anschlüsse erreicht, so Telekomsprecher Andre Hofmann. Bis Jahresende sind 15 000 Haushalte in Holzlar, Lessenich/Meßdorf und Oberkassel vectoringfähig. Über die Vorwahl 0228 kommen Teile von Wachtberg-Niederbachem, Alfter und Niederkassel-Mondorf hinzu. Stadtweit will die Telekom Ende 2016 fertig sein. Heute reicht DSL, um schnell zu surfen, Dateien zu laden oder HDTV zu schauen. Die doppelte Geschwindigkeit macht laut Ulrich Adams, Vorstandsbeauftragter für den Breitbandausbau, aber Sinn, wenn dies mehrere Personen im Haushalt zur selben Zeit tun. Wie es auch Nimptsch sagte, profitiere auch der Gesundheitssektor, wo große Datenmengen ausgetauscht würden.

Die Sache hat einen Haken, da derzeit nur ein Anbieter die neue Technik in den grauen Kästen am Straßenrand einsetzen kann. 2013 hatte die Bundesnetzagentur grünes Licht für Vectoring gegeben. Wer den Zuschlag für den Ausbau bekommt, muss dem Konkurrenten den Bitstream Access anbieten. Das bedeutet, dass im Bonner Fall die Telekom gegen ein Entgelt die Sache für Vodafone oder Netcologne übernimmt. Ein Problem gibt es im Umkreis von 550 Metern von Hauptverteilern wie am dicht besiedelten Bonner Talweg, wo Vectoring durch die Leitungen der verschiedenen Telefonanbieter technisch nicht möglich ist. Die Telekom hat nun bei der Bundesnetzagentur beantragt, dies doch zu realisieren. "Die Einführung von Vectoring in der Nähe vom Hauptverteiler erfordert nach den Vorstellungen der Telekom eine Beschränkung der Wettbewerber", sagt Reifenberg. Da müssten Regelungen gefunden werden.

So komme ich zu Hause ins Internet

  • Aus den früheren, eher langsamen Verbindungen per Modem oder ISDN sind die DSL-Varianten (Dachbegriff xDSL) hervorgegangen. Das ist über die Telefonleitungen so schnell, dass laufende Bilder etwa nicht mehr ruckeln. Auch bei großen Dateien oder Multimedia-Anwendungen sind die Grenzen nicht so schnell erreicht. Die größten xDSL-Anbieter im Bonner Raum sind die Deutsche Telekom, Vodafone und Netcologne. Das neue Vectoring ist doppelt so schnell als herkömmliches DSL.
  • Richtig schnell ins Internet geht es auch über die Leitungen des Kabelfernsehens, sofern zu Hause vorhanden. Die stehen in der Geschwindigkeit dem Vectoring in nichts nach. Oft gehört aber auch ein TV-Angebot dazu. Anbieter hier ist Unitymedia NRW GmbH.
  • Bei der dritten Möglichkeit läuft der Datenverkehr über Mobilfunk. Diese Dienste bieten Vodafone, Telekom und Telefónica Deutschland mit ihren jeweiligen Marken an.
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