Holzlarer See in Beuel Erster Schlagabtausch am Runden Tisch

HOLZLAR · Ob derunbedingt trockengelegt und renaturiert werden muss, darüber gehen die Ansichten nach wie vor auseinander. Bei der ersten Sitzung des Runden Tischs im Rathaus Beuel prallten die unterschiedlichen Auffassungen erneut aufeinander.

 Wenn es nach dem Willen der Stadt Bonn geht, wird der Holzlarer See in naher Zukunft leer gepumpt und zu einem Biotop umgestaltet.

Wenn es nach dem Willen der Stadt Bonn geht, wird der Holzlarer See in naher Zukunft leer gepumpt und zu einem Biotop umgestaltet.

Foto: Max Malsch

Die Stadt Bonn vertritt die Auffassung, dass die wassertechnische und ökologische Situation sowohl am Holtorfer Bach als auch am Holzlarer See wegen verschärfter EU-Auflagen umfassend korrigiert werden muss. Zahlreiche Bürger, die am Runden Tisch von den lokalen Bürgervereinen vertreten werden, und die Grünen bezweifeln die Notwendigkeit und wehren sich gegen den "vorauseilenden Gehorsam" gegenüber der EU-Richtlinie.

Nach mehr als zweistündiger intensiver Diskussion verständigten sich die Teilnehmer darauf, während der zweiten Sitzung, die nach den Osterferien stattfinden soll, folgende drei Tagesordnungspunkte abzuarbeiten: Rechtliche Spielräume, Bedenken der Bürgervereine und unstreitige Elemente des städtischen Renaturierungsentwurfs.

Vor allem Joachim Kuboth, seit 22 Jahren Vorsitzender des Bürgervereins Holzlar, lehnt die in Teilen der Bürgerschaft umstrittene Maßnahme ab: "Seit 50 Jahren existiert und funktioniert dieses ökologische System am Ennerthang. Das kann man doch nicht so einfach aufgeben, nur weil die EU eine neue Richtlinie herausgegeben hat." Kuboth bezweifelt zudem, dass andere Länder ähnlich intensiv die EU-Richtlinie umsetzen. Außerdem habe der Holzlarer See einen hohen Identifikations- und Naherholungswert für die Bürger.

Matthias Franke vom städtischen Tiefbauamt erläuterte den Diskussionsteilnehmern, warum die Bundesstadt dringenden Handlungsbedarf sieht.

  • Die Wasserqualität des Holtorfer Bachs und vor allem des Holzlarer Sees nimmt seit den 90er-Jahren deutlich ab.
  • Die Einleitungserlaubnis für Mischwasser in den See seitens der Bezirksregierung Köln läuft Ende 2014 ab.
  • Das Hochwasser-Rückhaltebecken am Ennerthang muss den neuen technischen Standards angepasst werden.
  • Die EU-Wasserrahmenrichtlinie drängt bis 2015 zum Handeln.

Nach Auskunft von Franke hat 2009 eine Ortsbegehung mit Vertretern der Stadt Bonn und des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft stattgefunden, bei der sich alle Teilnehmer einig gewesen sind, dass für das Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) eine entsprechende Studie in Auftrag gegeben werden muss.

Das Ergebnis liegt seit 2012 vor und empfiehlt unter anderem den Neubau eines Hochwasserrückhaltebeckens, die Schaffung von Amphibien-Laichgewässern und die Verlegung des Holtorfer Bachs aus dem Holzlarer See heraus. Um die Einleitungserlaubnis verlängert zu bekommen, müsse die Stadt der Bezirksregierung eine Planung zur Verbesserung der Gesamtsituation vorlegen.

Es gibt drei verschiedene Varianten, die sich darin unterscheiden, ob der Holtorfer Bach durch, oberhalb oder unterhalb des trockengelegten Holzlarer Sees verlaufen soll. Anschließend müsse ein Planfeststellungsverfahren für die Umgestaltung des Geländes eingeleitet und ein Förderantrag beim Land gestellt werden, so Franke: "Wir stehen am Anfang eines langen Wegs."

Historie und Zukunft des Holzlarer Sees

Der Holzlarer See wurde 1975 in einer ehemaligen Tongrube als Hochwasserrückhaltebecken mit Dauerstau - also die sichtbare Wasserfläche des Sees - errichtet. Bei Starkregen werden nicht klärpflichtige Entlastungsabflüsse über den See auch in den Bach geleitet. Daher hatte die Bezirksregierung Köln der Stadt nur eine kurze Verlängerung der Einleitungserlaubnis erteilt, mit der Maßgabe, dass möglichst bald eine Umgestaltung erfolgt. Die Stadt beabsichtigt, den künstlichen See durch einen natürlichen Bachlauf samt Hochwasserrückhaltebecken zu ersetzen. Das Renaturierungsprojekt soll aus den Mitteln des Abwasserbeseitigungskonzeptes finanziert werden. Nach derzeitigen Erkenntnissen rechnet die Stadt Bonn mit einer 80-prozentigen Förderung durch das Land.

Der Runde Tisch

Die Grünen haben 2013 in der Bezirksvertretung Beuel und im Stadtrat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Runde Tisch zustande kam. Anlass für dieses Engagement gaben die massiven Bürgerproteste - vor allem aus Holzlar und Holtorf. Diese Diskussionsrunde mit festen Teilnehmern dient als prozessbegleitende Plattform, mit deren Hilfe ein produktiver Austausch zwischen Verwaltung, Fachbehörden, Politik und Bürgerschaft stattfinden soll. Neben Vertretern der Fraktionen sitzen die Untere Landschaftsbehörde, die Untere Wasserbehörde, Peter Esch, Leiter des Bonner Tiefbauamts, und Christian Chmela, Leiter der Biologischen Station Bonn mit am Runden Tisch. Die Bürgerschaft wird vertreten durch Joachim Kuboth (Bürgerverein Holzlar) und Elisabeth Schmid (Bürgerverein Holtorf-Ungarten).

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