Denkmäler in Beuel Begraben in Bauer Linders Garten

HOLZLAR · Ein Kleinod liegt mitten in Holzlar, versteckt, ohne Hinweisschild und steht doch unter Denkmalschutz. So muss der Suchende sich an ein Schild mit den Hinweisen auf Hauptstraße 59 und 59c halten, wenn er diesen Ort besuchen möchte.

 Die Mitglieder der Industriellenfamilie Bleibtreu sind auf dem evangelischen Friedhof begraben, wie Hans G. Klaus vom Holzlarer Mühlenverein zeigt.

Die Mitglieder der Industriellenfamilie Bleibtreu sind auf dem evangelischen Friedhof begraben, wie Hans G. Klaus vom Holzlarer Mühlenverein zeigt.

Foto: Max Malsch

Die Sprache ist vom evangelischen Friedhof. Er liegt zwischen der Hauptstraße und dem Hövelweg am Mühlenbach, etwas zurückversetzt. Erst wenn man davorsteht und durch das Gittertor blickt, erkennt man, was hier ist: der kleinste Friedhof Bonns, zugleich eine der ältesten evangelischen Begräbnisstätten im Rheinland.

Zu Zeiten, als es noch keine kommunalen Friedhöfe gab, wurde streng zwischen evangelischen und katholischen Friedhöfen unterschieden. "So war es dem evangelischen Bauern Hermann Linder aus Holzlar wegen fortdauernder konfessioneller Gegensätze nicht möglich, seine am 9. Februar 1658 gestorbene Frau in Oberkassel in der dortigen Kirchengemeinde, der die evangelischen Holzlarer angehörten, zu beerdigen", schreibt Hella Lenders aus Holzlar in ihrem Vorwort zum Buch über den evangelischen Friedhof. Bauer Linder beerdigte seine Frau kurzerhand im heimischen Baumgarten. Deshalb wird der Friedhof im Volksmund auch "Linders Garten" genannt. Der Nachbargarten ist, nebenbei bemerkt, immer noch ein Baumgarten.

Der Friedhof, der seit 1972 der evangelischen Kirchengemeinde gehört, ist etwa zwölf mal 25 Meter, also rund 300 Quadratmeter, groß. Für Beerdigungen wurde er 1968 geschlossen und im Jahr 1983 in die Denkmalliste der Stadt Bonn eingetragen.

Genau 49 Gräber lassen sich heute noch anhand von Grabsteinen identifizieren: 33 vom Eingang aus betrachtet auf der rechten und 16 auf der linken Seite. Für diese Unterteilung gibt es einen triftigen Grund und der heißt Bleibtreu. Leopold Bleibtreu war es, der Land zur Erweiterung des Friedhofs hinzugekauft hatte, um für sich und seine Familie Begräbnisplätze auf diesem Friedhof zu sichern. Er war es auch, der den Friedhof einzäunen und mit einem Eingangstor versehen ließ.

So sind noch heute, auf der linken Seite, 14 Grabsteine der Bleibtreus zu sehen. Hinzu kommen noch die zwei Gräber seiner Tochter und seines Schwiegersohns unter dem einzigen großen Baum, die auf den Namen Sadée lauten. Das Grab von Leopold Bleibtreu selbst unterscheidet sich nicht im Geringsten von den anderen Gräbern. Nur ein großes Denkmal, kein Grabstein, weist auf ihn und seinen Sohn Carl hin. Der Name Bleibtreu ist eng mit der Industrialisierung dieser Gegend verbunden. Der Abbau von Braunkohle und Alaun im Ennert bis hin zum Bau der Zementfabrik am Rhein geht auf ihr Unternehmertum zurück. Nicht verschwiegen werden darf, dass die Bleibtreus hier auch verstorbene Mitarbeiter beisetzen ließen.

Auf dem rechten Teil des Friedhofs sind unterschiedliche, nicht minder interessante Familien beigesetzt. So fällt als Erstes, fast gegenüber dem Eingang, der große Grabstein von 1658 auf, den Hermann Linder für seine Frau Maria aufstellen ließ. Nicht nur wegen seiner Größe fällt jedoch ein Grabstein auf, der rechts hinten steht, sondern auch wegen des Namens der Familie: Siemens.

Fünf Mitglieder dieser Familie sind hier beerdigt worden. Über den Urgroßvater, so schreibt Rudolf Cramer in seinem Buch über den Friedhof, sind die hier Bestatteten mit der Industriellenfamilie verwandt. Man spricht hier vom landwirtschaftlichen Zweig der Großfamilie. Übrigens ist Familie Siemens, genauer Siemens-Fischer, heutzutage Eigentümer vom nahe gelegenen Gut Großenbusch in Sankt Augustin.

Viele "Kremer" sind hier beigesetzt worden. Wobei der Name unterschiedliche Schreibweisen aufweist wie beispielsweise Craemer, Krämers oder Kremer - auch heute noch alter "Holzlarer Adel", weiß Hans G. Klaus, Vorsitzender des Vereins Holzlarer Mühle, zu berichten. Wer kennt noch Wilhelm Windgassen, der hier ebenfalls eine besondere Grabplatte hat? Er war der Gründer der Friedrich-Wilhelms-Hütte im heutigen Troisdorf. Zu guter Letzt sei hier noch der Name Greif erwähnt, der auf sechs Grabsteinen verewigt ist, alles Familiengräber. "Ein wunderschönes Fachwerkhaus, ein Doppelhaus, an der Hauptstraße gehört heute noch der Familie Greif", so Klaus. Der zweite Teil des Doppelhauses wurde übrigens von der Familie Linder erbaut.

Anreise und weitere Infos

Der evangelische Friedhof liegt zwischen der Holzlarer Hauptstraße und dem Hövelweg am Mühlenbach. Er ist über einen kleinen Stichweg zu erreichen, an dem die Häuser Hauptstraße 59 und 59c ausgeschildert sind.

Wer sich für den Friedhof interessiert, dem sei das Buch "Der Evangelische Friedhof in Holzlar" von Rudolf Cramer empfohlen. Es ist als Heft 35 in der Reihe "Studien zur Heimatgeschichte des Stadtbezirks Bonn-Beuel" erschienen.

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