Spinnradtreffen in Beuel In Niederholtorf wird am Rad gedreht

NIEDERHOLTORF · Der kleine Pfarrsaal der St. Antonius Gemeinde in Niederholtorf ist erfüllt von Lachen und freudigen Wiedersehensrufen. Schon nach wenigen Minuten stehen die ersten Spinnräder, die ersten Fäden gleiten wie von selbst über die Spindeln und Räder, während die fleißigen Spinnerinnen selbstvergessen dem gleichmäßigen Surren der Räder lauschen.

 Mit den Spinnrädern verarbeiten die Frauen die lose Wollfasern durch Verdrehen und Auseinanderziehen zu Fäden.

Mit den Spinnrädern verarbeiten die Frauen die lose Wollfasern durch Verdrehen und Auseinanderziehen zu Fäden.

Foto: Max Malsch

Bereits zum dritten Mal organisierte Dagmar Weber das Bonner Spinnradtreffen und kann sich über fehlenden Zuspruch nicht beklagen. "Als ich vor ein paar Jahren mit dem Spinnen angefangen habe, dachte ich, ich wäre allein, aber für heute habe ich über 70 Anmeldungen. Da werden wir wohl in Zukunft in einen größeren Raum umziehen müssen."

In einem bunten Farbenrausch aus Wolle und Garn sitzen und plaudern die Frauen, viele kommen aus Bonn und Umgebung, aber es sind auch handwerklich Begabte aus der Eifel, Koblenz und sogar aus Idstein angereist. So wie Britt Zorn. "Das Internet verbindet uns. Viele kennen sich nur über verschiedene Netzwerkgruppen, und da ist es schön, sich auch mal so treffen zu können", erklärt sie . Am Spinnen schätze sie vor allem den Ausgleich zu der hektischen Welt und das Beisammensein mit Gleichgesinnten.

Mit Bollerwagen, Rucksack und Kartons beladen, trudeln die Spinnerinnen nach und nach ein. "Das Spinnen scheint schon eine Frauendomäne zu sein, doch vereinzelt gibt es auch Männer, die dieses Handwerk für sich entdeckt haben", sagt Weber. "Doch den meisten reißt zu schnell der Geduldsfaden."

Dabei zeigt sie mit einem Augenzwinkern die typischen Spinnerei-Sprichwörter auf. Wenn die Ehemännern ihren Frauen unterstellen, dass sie "am Rad drehen" oder wenn Kinder in der Schule erzählen: "Meine Mama spinnt" - dann gehört das einfach dazu. "Auch das ist eine Bewahrung einer liebgewonnenen Tradition", erläutert Melanie Lanzen aus Overath, die ihren Mann Frank zum Tragen der Kisten eingespannt hat.

Für sie ist es das erste Spinntreffen, nachdem sie im vergangenen Jahr nach einem zweitägigen Anfängerkurs bei Dagmar Weber damit in Berührung kam und dabei geblieben ist.

Wer gerne selbst in die Tradition einsteigen will, dem bietet Dagmar Weber im Oktober an der Volkshochschule Bornheim einen Anfänger-Spinnkurs an. Weitere Informationen sind erhältlich unter www.handspinngilde.org.

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