Bürgerversammlung Holzlarer wollen um ihren See kämpfen

HOLZLAR · So sehr die Holzlarer europäisches und deutsches Recht auch respektieren - auf ihren See möchten Sie unter keinen Umständen verzichten. Das ist ein Ergebnis der Bürgerversammlung am Dienstagabend in der Katholischen Grundschule Holzlar. Nachdem Pläne der Stadt Bonn bekannt geworden waren, den rund 3000 Quadratmeter großen See aus ökologischen Gründen austrocknen zu lassen, hatte die Verwaltung nun zu einem Informationsabend eingeladen.

"Wir präsentieren ihn hier kein fertiges Projekt", stellte Daniel Koch vom Tiefbauamt einleitend klar. Ein Handeln sei aber zwingend notwendig, da die Bezirksregierung Köln der Stadt aufgetragen habe, das Vilicher Bachsystem im Bereich des Holzlarer Sees an die neue EU-Wasserrahmenrichtlinie anzupassen. Der Holtorfer Bach ist teil dieses Bachsystems und fließt unter dem Holzlarer See her. "Streng genommen handelt es sich nicht um schöne Natur, sondern um einen künstlich angelegten Schutz vor Hochwasser, einen Dauerstau", betonte Koch.

Diese Aussage wiederum empörte Bürgervereins-Vorsitzenden Joachim Kuboth: "Der See gehört seit mehr als 40 Jahren zum Ort dazu und in ihm leben viele Tiere." Den Amphibien möchte die Stadt in zwei großen Tümpeln und mehreren kleinen Wassertümpeln eine neue Bleibe bieten. "Wenn wir den Bach durch das alte Seebett führen, gewähren wir wieder seine Durchlässigkeit", sagte Matthias Franke vom Tiefbauamt. Dadurch erhöhe man die Wasserqualität im Unterlauf. Eine Bürgerin wunderte sich, warum die Verwaltung den See während der Trockenlegung wahrscheinlich jahrelang einzäune.

"Die Gefahr wäre zu groß, dass jemand in dem Schlamm einsinkt", meinte Franke. Ob er es richtig verstanden habe, dass die ökologischen Defizite unterhalb des Sees bei Starkregen vor allem durch die Einleitung von Abwasser aus Niederholtorf zustande komme, wollte ein Bürger wissen. "Ja, das Oberflächenwasser fließt über den Bach in den See und führt bis zur Kläranlage jede Menge Schlamm mit sich", so Franke. Die manchmal auftretenden Gerüche erklärte er mit Verwirbelungen im Kanal, die durch das steile Gefälle aufträten.

Danach geriet das von der Verwaltung am Ennerthang, oberhalb des Sees, angedachte Regenrückhaltebecken in den Fokus. "Haben Sie bei der Größenberechnung auch die 60 neuen Wohneinheiten in Niederholtorf bedacht", fragte CDU-Stadtverordneter Georg Fenninger. Das habe man, beruhigte Koch. Und er wies noch einmal darauf hin, dass die Verwaltung erst jetzt mit der Feinplanung starte und diese den Bürgern dann wiederum präsentiere. "Dafür danken wir Ihnen", sagte Bezirksvorsteher Werner Rambow.

Trotzdem wollte vielen Bürgern nicht einleuchten, warum der See nicht zu halten sei und stattdessen nur ein 450 Quadratmeter großes Ersatzgewässer geplant werde. Christian Chmela von der Biologischen Station Bonn brachte mehr Licht ins Dunkel aus Hochwasserrisiko-Management und EU-Wasserrahmenrichtlinie. Bachsystem und Stillgewässer seien zwei völlig unterschiedliche Biotope. "Die Sauerstoffzehrung des Stillgewässers ist schädlich für den Bach im Unterlauf", so Chmela. Mit den Ergebnissen des von der Stadt beauftragten Gutachten könne er gut leben, die Natur nehmen keinen Schaden.

Einen Bürger störte, dass die Verwaltung nur ihre präferierte Variante ausführlich vorgestellt hatte. Es sei die ökologisch wertvollste, da der Bach durch das trockengelegte Areal mäandern könne, so Franke. "Lässt man ihn an den Randbereichen fließen, greift man in andere Biotope ein", so der Mann vom Tiefbauamt.

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