1300 Unterschriften gegen Südtangente Hörprobe für Spaziergänger

BEUEL · Verkehrslärm dröhnte durch Wald und Flur, Flatterband rauschte im Wind. Damit sich Spaziergänger im Ennert vorstellen können, was eine mehrspurige Querung durch das nördliche Siebengebirge für sie bedeuten würde, hatte der Verein "Lebenswerte Siebengebirgsregion" Verkehrslärm per Lautsprecherboxen erzeugt und die geplante Trasse mit Pflöcken abgesteckt.

Gleichzeitig sammelte der Verein in Kooperation mit Bürgerinitiativen aus Ober- und Niederholtorf sowie aus Vinxel mehr als 1300 Unterschriften für ein Schreiben an die Mitglieder des Bundestagsverkehrsausschusses. Mehrere Vereine und Initiativen aus der Region wollen damit gegen die seit Jahrzehnten umstrittene Südtangente (Querspange für den Individualverkehr zwischen der A 3 und der der A 565) protestieren. Die Politiker werden im nächsten Jahr in Berlin über den neuen Bundesverkehrswegeplan entscheiden.

In Kürze wird im Bundesverkehrsministerium die Bewertung aller aufgelisteten Projekte vorgenommen. Die Südtangenten-Gegner befürchten, dass nach Kosten und Nutzen der Ennertaufstieg (rechtsrheinischer Teil der Südtangente) hoch bewertet werden könnte, denn es zählten vor allem eingesparte Kilometer pro Fahrzeug. Ob Staus zusätzlich produziert werden, wie die Gegner befürchten, oder Staus abgebaut werden, wie die Befürworter glauben, wird laut Initiativen dabei nicht betrachtet. Auch Umweltfaktoren würden bei der ersten Bewertung noch keine Rolle spielen. "Tunnel und teilweise Troglage können 90 Dezibel Verkehrslärm und Feinstaub nicht kompensieren. Mit dem einmalig schönen Naherholungsgebiet Ennert wäre es dann vorbei", erklärte Jürgen Maier, Vorsitzender des Vereins "Lebenswerte Siebengebirgsregion" und fügt hinzu: "Noch lauter würde es in Birlinghoven und Rauschendorf."

2003 war der Ennertaufstieg aus dem Bundesverkehrswegeplan nach 35 Jahren andauernder Diskussion gestrichen worden. Grund war vor allem die Uneinigkeit in der Region Bonn/Rhein-Sieg. Zahlreiche Gutachten hätten seinerzeit die Umweltunverträglichkeit der Trasse belegt und das, obwohl das Naturschutzgebiet Siebengebirge untertunnelt werden soll, so der Verein, der seit Jahren alternative Verkehrskonzepte für die Region fordert.

Entlastungen wie der geplante Verkehrskreisel an der Kreuzung Oberkasseler Straße/Pützchens Chaussee seien ein richtiger Schritt. "Der Rhein-Sieg-Kreis muss sich massiv am Ausbau des Schienen- und Busverkehrs beteiligen", sagte Maier. Viele seiner Bürger würden in Bonn arbeiten, aber im Kreis wohnen und dort Steuern zahlen.

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