Therapeutisches Reiten auf Gut Ettenhausen "Der Wiegeeffekt gleicht dem Gefühl des Fötus im Mutterleib"

Hoholz · Barbara Holm ist studierte Sonderpädagogin und Reitlehrerin mit Sonderqualifikation zum therapeutischen Reiten. Die 51-jährige ist seit über zwanzig Jahren als Reitlehrerin und Therapeutin aktiv. Auf Gut Ettenhausen bietet sie therapeutisches Reiten an.

 Barbara Holm ist Sonderpädagogin und Lehrerin für therapeutisches Reiten.

Barbara Holm ist Sonderpädagogin und Lehrerin für therapeutisches Reiten.

Foto: Max Malsch

Frau Holm, wie sind Sie selbst zum therapeutischen Reiten gekommen?
Barbara Holm: Ich habe im Alter von 18 Jahren Gottfried von Dietze kennengelernt. Der hatte sich nach einer schweren Kriegsverletzung, die er 1942 vor Stalingrad erlitt, entgegen dem Rat seiner Ärzte wieder aufs Pferd gesetzt und so seine Gehfähigkeit wiedererlangt. Später wurde er Pfarrer, entwickelte aber quasi nebenbei das therapeutische Reiten.

Wann haben Sie mit dem Reiten begonnen?
Holm: Ich habe mit meinen Eltern direkt an einem Reitstall gewohnt - Pferde waren einfach ein Teil meiner Kindheit. Den ersten Reitunterricht habe ich dann mit zwölf Jahren bekommen.

Ist das therapeutische Reiten mit den Delfintherapien vergleichbar?
Holm: Zunächst einmal: Ich kenne mich mit Delfintherapien nicht sehr gut aus. Die Gemeinsamkeit ist natürlich, dass in beiden Fällen die Tiere auf den Menschen reagieren. Bei der Delfintherapie kommt das Wasser als Element, das Schwerelosigkeit verleiht, hinzu. Das wirkt sicher entspannend. Auf dem Pferderücken ist es dagegen der Wiegeeffekt. Dieser wird oft mit dem Gefühl des Fötus im Mutterleib verglichen.

Für welchen Personenkreis kommt denn therapeutisches Reiten überhaupt in Frage?
Holm: Da gibt es eine sehr große Bandbreite: Wir unterscheiden pädagogische von rein körperlich orientierten Zielen - oft ist es auch eine Mischung aus beidem. Das Spektrum reicht von der Lernstörung bis zu verschiedenen Ausprägungen von Autismus. Auch Kinder mit Down-Syndrom habe ich oft in der Therapie. Zu mir kommen aber nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene - zum Beispiel Leute mit Multipler Sklerose oder Schlaganfallpatienten.

Wie oft oder wie lange sollten Patienten denn eine Reittherapie machen?
Holm: Ich denke, das Minimum liegt bei ungefähr 15 bis 20 Treffen. Das kann aber individuell sehr variieren und hängt von der Zielstellung ab. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Maßnahmen eher langfristig angelegt sind, wobei aber oftmals auch sehr schnell erste Erfolge sichtbar werden - manchmal schon nach zehn oder weniger Sitzungen.

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