Pferdeschau auf Gut Ettenhausen Catwalk der schönsten Fohlen und Stuten

BEUEL/BRÜSER BERG · Leistungsschau der Züchterzentrale auf Gut Ettenhausen. Sabine Körner und Sascha Meis präsentieren Fjordpferde.

 Auf Hochglanz geschrubbt und gestriegelt führen Sabine Körner und Sascha Meis das Fjordfohlen Van Helsing und ihre Mutter Hjelka über den "Laufsteg" auf Gut Ettenhausen.

Auf Hochglanz geschrubbt und gestriegelt führen Sabine Körner und Sascha Meis das Fjordfohlen Van Helsing und ihre Mutter Hjelka über den "Laufsteg" auf Gut Ettenhausen.

Foto: Max Malsch

Van Helsing möchte nicht. Er will nicht zum Friseur und auch nicht zur Pediküre. Seine Mutter Hjelka hingegen strahlt und glänzt bereits. Sascha Meis poliert gerade ihre Hufe auf Hochglanz, während Sabine Körner mit dem kleinen Van Helsing kämpft. Denn die Stute und ihr Fohlen sowie die beiden Stuten Veleni und Gonny mit Fohlen Ramiro sollen zur Zuchtschau auf Gut Ettenhausen.

Deswegen stand bereits um neun Uhr eine ganze Mannschaft junger Frauen und Männer am Donnerstag auf dem Hof der Familie auf dem Brüser Berg, um die Vierbeiner auf Hochglanz zu schrubben. Fjordpferd nennt sich die Rasse, die Sabine Körner und Sascha Meis hobbymäßig züchten und nun Experten des Rheinischen Pferdestammbuchs zeigen wollen.

Die mittelgroßen Tiere, die ursprünglich aus Norwegen stammen, haben eindeutig ihre Fans. Vor allem ihre Nervenstärke heben Bewunderer immer wieder hervor. Charakteristisch für die stämmigen Tiere sind ihr gelbliches Fell und der dunkle Strich über dem Rücken, der von den Ohren bis zum Hinterteil geht. "Deswegen schneiden wir auch den Pferden eine Stehmähne, so dass der Streifen auch sichtbar wird", erklärt Sabine Körner.

Seit mehr als zehn Jahren präsentiert das Ehepaar regelmäßig seinen behaarten Nachwuchs in Hoholz. "Die Fohlen werden dort begutachtet und bestenfalls prämiert. Außerdem bekommen sie ihr Brandzeichen und ihre Papiere", erklärte die gelernte Bankkauffrau. Die sogenannten Papiere sind der Personalausweis der Pferde. In dem Pass werden neben der Abstammung die besonderen Merkmale im Fell und die Wirbel sowie auch Impfungen vermerkt.

So kann das Pferd nicht mehr vertauscht werden. Für die Züchter eigentlich eine Routine-Maßnahme. "Nervös bin ich nicht", beteuert Sabine Körner. Trotzdem herrscht auf dem Brüser Berg ein wenig Unruhe bei den Vorbereitungen. Nicht nur, dass Van Helsing von der Putzorgie so gar nicht begeistert ist, auch die anderen Stuten haben sich auf der Wiese noch mal in den Dreck geworfen und sehen dementsprechend aus. "Aber wir haben schon Schlimmeres erlebt", sagt Sascha Meis.

"Einmal waren wir mit einem total dreckigen Pferd auf dem Weg nach Holland, weil wir dachten, wir könnten den Hengst noch vor Ort schick machen. Allerdings sind wir auf der Autobahn liegen geblieben, so dass uns die Veranstalter abholen mussten", berichtet der Juwelier. "Aber es ist noch mal gut gegangen." Auch die 34-Jährige kann sich an ein Malheur noch besonders gut erinnern. Ein geliehener Pferdeanhänger war voll mit Rindenmulch - eine gut gemeinte Überraschung eines Freundes. "Nur, wir haben den Transporter erst aufgemacht, als wir verladen wollten", erinnert sie sich lachend. Aber auch da seien sie noch rechtzeitig zur Schau gekommen.

Also ist das bisschen Matsch, was noch an dem Fell der drei Stuten und zwei Fohlen klebt, gar nicht so schlimm. Trotzdem tropft dem Ehepaar und den Helfern der Schweiß von der Stirn. Der drei Monate alte Van Helsing wird noch mal vor Ort gemustert. "Das ist unsere Hoffnung heute", betont Sabine Körner mit leuchtenden Augen. "Von ihm versprechen wir uns schon ein gutes Urteil von der Kommission."

Eine gute halbe Stunde später steht der vorwitzige Halbstarke auf dem großen Springplatz von Gut Ettenhausen und mustert seine Konkurrenz. Der Transport war problemlos, und auch vor Ort benehmen sich die Tiere vorbildlich. Eine vergessene Trense bringt Sabine Körner doch kurz aus der Ruhe. "Dann geht Gonny eben mit Halfter", beschließt sie kurzerhand.

Für Stress ist nun wirklich keine Zeit mehr. Die Pferdefachfrau zieht Veleni die Glückstrense über. "Wenn wir das Kopfstück dabei haben, ist das Ergebnis immer gut. Bling bling muss aber sein", rechtfertigt Sabine Körner die glitzernden Steinchen am Leder, während sie einen Riemen zuschnallt. Weitere 30 Minuten später ist der Auftritt gelaufen, und Sascha Meis muss sich hinsetzen. Alle drei Stuten hat er über den "Laufsteg für Pferde" geführt, das Vorführdreieck.

Nicht nur im Schritt. Sprinten war für den 36-Jährigen angesagt. Und das mehrere Male, denn die Richter wollen von den Fohlen alle Gangarten sehen. Der Aufwand hat sich gelohnt: Van Helsing ergattert die begehrte Goldprämie. Die Richter lassen sich zu einer Lobrede hinreißen. Stute Veleni löste mit ihrer Vorführung das Ticket für die Elite-Stutenschau, und Fohlen Ramiro fährt mit einer Silbermedaille nach Hause. "Besser geht es nicht", lobt dann auch Meis und führt stolz Hjelka und Van Helsing zurück zum Hänger.

Bilanz der Züchterzentrale

Insgesamt waren knapp 100 Pferde gekommen, um sich mit der züchterischen Konkurrenz zu messen und um ins Rheinische Pferdestammbuch eingetragen zu werden. Allerdings seien die Zahlen rückläufig, erklärte Johannes Siepe, Geschäftsführer und Kreistierzuchtberater Rhein-Sieg-Kreis.

"Wobei wir bei den Warmblütern ein gleichbleibendes Niveau haben", erläuterte Siepe. "Vielmehr bei den Kleinpferden und Ponys sind die Leute zurückhaltender geworden." Schon jetzt bemerke er einen Mangel an drei- und vierjährigen Pferden. Dennoch ist er guter Hoffnung, dass in Zukunft die Zahlen wieder ansteigen.

"Zum einen war die Ernte im vergangenen Jahr schlecht und somit das Raufutter auch sehr teuer, so dass viele Züchter ihre Stuten haben nicht decken lassen", weiß der Experte. "Einige stört aber auch das Rückgaberecht der Tiere. Da Pferde rechtlich mit Sachen gleichgestellt sind, können die Käufer auch noch zwei Jahre nach dem Kauf das Tier reklamieren. Das ging bis vor ein paar Jahren nicht."

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