Kopfweiden in der Siegaue Schnitt für skurrile Gestalten

BEUEL · Für viele Besucher der Siegaue sind sie das Wahrzeichen des Naturschutzgebiets: die Kopfweiden. Diese optisch äußerst markanten Bäume sind aber auch eine ökologische Besonderheit dieser Auenlandschaft. Sie dienen als Nist- und Brutplatz für Insekten, Fledermäuse und Vögel.

 Gerrit Klosterhuis stutzt die Kopfweiden mit einer Motorsäge. Die Helfer tragen die Äste weg.

Gerrit Klosterhuis stutzt die Kopfweiden mit einer Motorsäge. Die Helfer tragen die Äste weg.

Foto: Max Malsch

Um den Fortbestand der Bäume zu sichern, muss die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft alle zwei bis drei Jahre die Weiden auf den Kopf zurückschneiden. Landschaftspfleger Gerrit Klosterhuis hat bereits vor Wochen damit begonnen, die bis zu 60 Jahre alten Exemplare im Naturschutzgebiet Siegaue mit der Motorsäge zu kappen.

"Das Zurückschneiden ist deshalb von Bedeutung, weil die Bäume ansonsten über die Jahre auseinanderbrechen würden. Pro Jahr treibt so eine Kopfweide die Äste in einer Länge von drei bis vier Metern aus. Da kann man sich ausrechnen, wann der Baum zu kopflastig wird", sagte der Landschaftsschützer.

In der gesamten Siegaue stehen derzeit ungefähr 200 Kopfweiden, davon alleine etwa 40 im Naturschutzgebiet. Die aufgrund des Rückschnitts skurril anmutenden Bäume haben eine Lebenserwartung von circa 80 Jahren. In früheren Zeiten hatten Kopfweiden für viele Menschen eine wirtschaftliche Bedeutung. Das Holz wurde jährlich abgeschnitten für Brennholz oder zum Flechten von Körben. Besonders das Fischereiwesen im Umland der Sieg hat die Weiden bewirtschaftet. Diese Tradition endete in den 50er/60er-Jahren. Besonders in Flussauen sind die Weiden zu finden, weil sie feuchte Böden als Standorte bevorzugen.

Die Weidenäste kann man sehr gut wiederverwenden. Zum Beispiel kann man daraus Zäune, Beetumrandungen, Tipis und Tunnel bauen. "Wer die Äste einfach in den Boden steckt, wird schnell merken, dass sie ab dem Frühjahr austreiben. Dadurch kann man auch Skulpturen mit den Ästen bilden, die anschließend belaubt sind", erklärte Klosterhuis. Die Biologische Station gibt die Äste gegen eine kleine Spende gerne an Gartenfreunde ab.

Am Freitag, 20. März, sind Klosterhuis und seine Helfer wieder im Naturschutzgebiet Siegaue unterwegs, um die restlichen Kopfweiden zu stutzen. Wer mithelfen und/oder Äste für den eigenen Garten abholen will, der muss zum Park-and-Ride-Platz an der Landstraße 16 zwischen Siegbrücke und Nordbrücke kommen.

Biologische Station

Die Biologische Station Bonn wurde am 1. November 2001 aus der Taufe gehoben. Ihre Aufgaben ergeben sich aus dem 1992 entwickelten "Naturräumlichen Fachkonzept für Biologische Stationen in NRW". Nachdem die Biostation schon seit 2004 den Vertragsnaturschutz und einige Schutzgebiete im Rhein-Erft-Kreis betreut hatte, erfolgte im Juli 2012 eine offizielle Erweiterung mit einem zusätzlichen Mitarbeiter.

Dies schlug sich auch im Namen wieder, der seitdem Biologische Station Bonn / Rhein-Erft e. V. lautet. Zentrale Aufgabe der Biologischen Stationen in NRW ist die Vermittlung zwischen amtlichem und ehrenamtlichem Naturschutz in den einzelnen Kreisen und Städten.

Diese bundesweit einmaligen Einrichtungen wurden Anfang der 1990er Jahre ins Leben gerufen, um dem Naturschutz vor Ort ein stärkeres Gewicht zu verleihen und zwischen Naturnutzern, behördlichem und ehrenamtlichem Naturschutz zu vermitteln. Mittlerweile bestehen in ganz NRW über 40 Biostationen. Sie sind im Dachverband der Biologischen Stationen NRW zusammengeschlossen

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